Pressemitteilung: Erstmals Selbstverbrennungen in Lhasa / ICT: Chinesische Regierung muss Dialog mit Tibetern suchen und Repressionen beenden

Berlin, 28. Mai 2012. Zwei junge Tibeter haben sich gestern, am 27. Mai, vor einem der für Tibeter heiligsten Orte, dem Jokhang Tempel in Lhasas Innenstadt, selbst verbrannt. Den chinesischen Staatsmedien zufolge sei einer der zwei Tibeter seinen Verletzungen erlegen (http://www.chinadaily.com.cn/china/2012-05/28/content_15403109.htm). Der tibetischsprachige Dienst der „Voice of America“ berichtete, dass die beiden Tibeter, die sich gemeinsam angezündet hatten, in einem Restaurant in Lhasa gearbeitet hätten. Die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua gab zu den beiden Tibetern an, dass es sich um einen Tibeter aus Ngaba (chin.: Aba) in der Provinz Sichuan namens Dargye handelte, der andere Tibeter hieße Tobgye Tseten und komme aus Labrang (chin.: Xiahe) in der Provinz Gansu. In der Provinz Sichuan, insbesondere in Ngaba ereigneten sich bislang die meisten Selbstverbrennungen in Tibet. Die International Campaign for Tibet (ICT) zeigt sich angesichts der neuen Fälle von Selbstverbrennungen bestürzt und rief die chinesische Regierung dazu auf, die massiven Repressionen in Tibet einzustellen und in einen ernsthaften Dialog mit dem Dalai Lama oder seinen Repräsentanten einzutreten.

Die Selbstverbrennungen in Lhasa ereigneten sich während der für Tibeter religiös wichtigen Zeit „Saga Dawa“, in der tibetische Buddhisten der Geburt Buddhas, seiner Erleuchtung und seines Todes gedenken. Die Selbstverbrennungen sind die ersten in Lhasa, wo Sicherheitsmaßnahmen seit März 2008 besonders hoch sind. Im März 2008 ereigneten sich in weiten Teilen Tibet massive Proteste, die auch Lhasa erfassten. Die offiziellen Medien berichteten heute, dass das Büro für öffentliche Sicherheit Lhasas eine Sonderermittlungsgruppe eingerichtet habe, die in dem Fall der Selbstverbrennungen ermitteln soll.

Die chinesischen Behörden gehen seit 2008 insbesondere mit „politischer Erziehung“ gegen vermutete Loyalität gegenüber dem Dalai Lama vor und fordern Treue gegenüber der Kommunistischen Partei Chinas ein. Am 24. Mai hatte die staatliche Zeitung „Tibet Daily“ in einem Artikel Tibeter davor gewarnt, Saga Dawa in dieser Woche zu gedenken, da es als eine „ernste Verletzung politischer Disziplin und Stabilitätsarbeit“ gewertet würde (Tibet Daily, 24. Mai 2012, Übersetzung durch den Tibetan Centre for Human Rights and Democracy: http://www.tchrd.org/index.php?option=com_content&view=article&id=226:official-chinese-notification-bans-tibetan-participation-in-religious-activities&catid=70:2012-news&Itemid=162).

Die Warnung der Behörden aus Anlass des Saga Dawa entspricht einem Muster der verstärkten Überwachung und Repression in Tibet, das insbesondere in den vergangenen Monaten auch in der Autonomen Region Tibet zu beobachten war. Am 4. Januar dieses Jahres wurde damit begonnen, Regierungsbeamte oder Parteifunktionäre direkt und dauerhaft in tibetische Klöstern abzuordnen. Die neue Politik wurde vom Parteisekretär der Autonomen Region Tibet, Chen Quangguo, bewertet als „entscheidend, um die Initiative im Kampf gegen den Separatismus zu ergreifen.“ Sie ziele darauf ab, „zu gewährleisten, dass Mönche und Nonnen nicht an Aktivitäten teilnehmen, die das Mutterland spalten und die soziale Ordnung stören.“ (Bericht von Human Rights Watch, http://www.hrw.org/news/2012/03/16/china-tibetan-monasteries-placed-under-direct-rule).

Mit dem gleichen Ziel, gerichtet allerdings an die allgemeine Bevölkerung, kündigten die staatlichen Medien an, dass mehr als 20000 Parteikader und 5000 „Arbeitsteams“ in verschiedenen Gegenden der Autonomen Region Tibet abgeordnet würden (Tibet Daily, 11. März 2012).
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Kai Müller
Geschäftsführer / Executive Director
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Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit größte Tibet-Organisation seit mehr als 20 Jahren für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel, London und Berlin sowie Rechercheteams in Dharamsala, Indien, und Kathmandu, Nepal.

Berlin, 16. März 2011. Der 21 Jahre alte tibetische Mönch Phuntsog aus dem Kloster Kirti in Ngaba (chin.: Aba) in der chinesischen Provinz Sichuan hat sich heute Morgen öffentlich angezündet und ist anschließend seinen Verletzungen erlegen. Augenzeugen in Kontakt mit tibetischen Exil-Quellen zufolge soll die Polizei die Flammen gelöscht und auf Phuntsog eingeschlagen haben. Kurz danach sei der Mönch gestorben. Die Selbstverbrennung Phuntsogs fiel zusammen mit dem dritten Jahrestag der blutigen Niederschlagung des friedlichen Protests im Kloster Kirti im Jahre 2008. Dabei waren mindestens zehn Tibeter von chinesischen Sicherheitskräften erschossen worden.

Der Tod Phuntsogs führte anschließend zu einer großen Demonstration, an der sich mehrere Hundert Mönche und weitere Tibeter beteiligten, wie dieselben Quellen berichten. Diesen Protestzug habe die Polizei gewaltsam gestoppt und dabei eine unbekannte Anzahl von Mönchen verhaftet sowie protestierende Tibeter geschlagen. Der Leichnam Phuntsogs wurde unterdessen ins Kloster Kirti zurückgebracht. Wie ein tibetischer Mönch im nordindischen Dharamsala sagte, seien die Mönche in Kirti „eher bereit zu sterben, als Phuntsogs Leiche den chinesischen Behörden zu übergeben“. Inzwischen soll das Kloster von chinesischem Militär umstellt sein, offenbar seien auch einige Telefonverbindungen unterbrochen worden.

Die Selbstverbrennung Phuntsogs ist bereits die zweite im Kloster Kirti seit dem Frühjahr 2008. Im Februar 2009 hatte sich der Mönch Tapey ebenfalls in Brand gesetzt, nachdem eine Gebetszeremonie innerhalb des Klosters von den chinesischen Behörden untersagt worden war. Tapey überlebte, wurde allerdings anschließend inhaftiert. Wo er derzeit festgehalten wird, ist unbekannt. Nach Einschätzung der International Campaign for Tibet (ICT) ist der aktuelle Vorfall in hohem Maße erschütternd. Phuntsogs Selbstverbrennung zeige auf drastische Art die Verzweiflung der Tibeter über die kompromisslose Linie Pekings in ihrer Heimat.

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