Berlin, 10.03.2022. Tibetischen Quellen in Lhasa zufolge hat der bekannte tibetische Sänger Tsewang Norbu am 25. Februar 2022 vor dem Potala-Palast versucht, sich aus Protest selbst zu verbrennen. Tibetischen Medien im Exil zufolge sei der 25-jährige nach der Selbstanzündung verstorben. Andere Quellen aus Lhasa berichten, dass die Polizei die Selbstverbrennung unterbunden und den jungen Tibeter fortgebracht habe, möglicherweise in ein Krankenhaus. Aufgrund der restriktiven Informationslage ist es im Augenblick nicht möglich, weitere Quellen und mögliche Augenzeugen vor Ort zu befragen, um den Vorfall und den gegenwärtigen Zustand Tsewang Norbus zu bestätigen.

„Seit 2009 haben sich bereits 157 Tibeter selbst angezündet, weil sie keinen anderen Ausweg sahen, um gegen die Menschenrechtsverletzungen im vom chinesischen Regime besetzten Tibet zu protestieren. Tsewang Norbus jüngster Versuch, sich in Lhasa selbst zu verbrennen, ist offenbar eine weitere verzweifelte Reaktion auf die erdrückende Repressionspolitik der Kommunistischen Partei Chinas, die sich derzeit besonders gegen die Tibeter in seiner Heimatstadt Nyagchu und die umliegenden Landkreise Sog, Driru und Dranggo in Osttibet richtet. Wir appellieren an die internationale Gemeinschaft, die chinesische Regierung für die in Tibet begangenen Menschenrechtsverletzungen zur Verantwortung zu ziehen“, so ICT-Geschäftsführer Kai Müller.

Angesichts des heutigen 63. Jahrestags des tibetischen Volksaufstandes, der aktuell laufenden Sitzung des Volkskongresses in Peking und des erneuten Versuchs eines Tibeters sich selbst zu verbrennen, haben die chinesischen Behörden die Sicherheitskontrollen in Tibets Hauptstadt Lhasa massiv verstärkt. Damit soll offenbar verhindert werden, dass Informationen nach Außen gelangen. Aus Sicht von ICT besteht die Möglichkeit, dass die chinesischen Behörden gezielt Falschinformationen über den Selbstverbrennungsversuch verbreiten. So ist in Lhasa ein Foto in Umlauf, das angeblich Tsewang Norbu mit schweren Verbrennungen in einem Krankenhausbett zeigt. Wie sich jedoch herausgestellt hat, handelt es sich um das Foto eines anderen jungen Mannes, der mit schweren Verbrennungen im Kritipur-Krankenhaus in Nepals Hauptstadt Kathmandu liegt.

Außerdem wurde Tsewang Norbus Konto auf der chinesischen Social-Media-Plattform Weibo vorübergehend deaktiviert, möglicherweise um Beileidsbekundungen zu seinem Tod zu verhindern, während das Weibo-Konto inzwischen wieder voll funktionsfähig ist. Ebenso gibt es neue Informationen aus Lhasa, die früheren Berichten über den Tod von Tsewang Norbu widersprechen. ICT wird die Entwicklung und die offenen Fragen in diesem Fall weiterhin aufmerksam verfolgen.

Der 25-jährige Tsewang Norbu wurde in Nyagchu in der osttibetischen Präfektur Kardze (chin. Ganzi, Provinz Sichuan) geboren und ist überall in Tibet als Sänger bekannt. Wie bereits seine Mutter Sonam Wangmo im Jahre 2002, gewann der tibetische Sänger mehrere Gesangwettbewerbe im chinesischen Fernsehen. Norbus Musik vereint Stilelemente tibetischer, chinesischer und westlicher Musik, während seine Texte einen starken künstlerischen Bezug zur tibetischen Kultur, ein tiefes Zugehörigkeitsgefühl zu Tibet sowie einen subtilen tibetischen Nationalstolz ausdrücken. Ironischerweise veröffentlichte Tsewang Norbu seinen letzten Song mit dem Titel „Wenn du etwas bereust, behalte es nicht für dich selbst“ drei Tage vor seiner Selbstanzündung.

Pressekontakt:

Kai Müller
Geschäftsführer
Tel.: +49 (0) 30 27 87 90 86
E-Mail: presse(at)savetibet.de
Twitter: @savetibet

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Schönhauser Allee 163
10435 Berlin
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Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit größte Tibet-Organisation seit 30 Jahren für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel und Berlin sowie ein Rechercheteam in Dharamsala, Indien.

 

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