Viele tibetische Nomaden mussten ihre angestammten Weideflächen verlassen und wurden zwangsumgesiedelt.

In einer aktuellen Presseerklärung fordert der UN-Sonderberichterstatter für Menschenrechte und Umwelt, David Boyd, die Einbeziehung von Menschenrechtsprinzipien in die Natur- und Umweltschutzplanung, insbesondere im Entwurf für die globalen UN-Biodiversitätsziele. Nach Presseerklärung berücksichtigt der Entwurf für die Biodiversitätsziele jedoch noch nicht, wie wichtig es ist, Umwelt- und Menschenrechte gemeinsam, statt getrennt voneinander zu betrachten. Dem Entwurf fehle daher Durchschlagskraft.

„Die Menschenrechte außen vor zu lassen, ist einfach keine Option, weil auf Rechten basierender Natur- und Umweltschutz der effektivste, effizienteste und gerechteste Weg zum Schutz des Planeten ist“, erklärt Sonderberichterstatter David Boyd.

Weiterhin betont Boyd die Notwendigkeit, indigene Völker und lokale Gemeinschaften einzubeziehen, die „als zentraler Partner für den Schutz und die Wiederherstellung der Natur anerkannt werden müssen… ihre Menschen-, Land- und Besitzrechte, ihr Wissen und ihre Beiträge zum Naturschutz müssen anerkannt, respektiert und unterstützt werden.“

Ironischerweise soll im Oktober 2021 eine Konferenz mit 190 Ländern stattfinden, um den Rahmenentwurf ausgerechnet in China fertigzustellen, dessen Regierung Menschenrechte und Umwelt auf dem tibetischen Plateau unerbittlich missachtet, was dem Prinzip der Umweltgerechtigkeit völlig widerspricht.

Seit mehr als sechs Jahrzehnten setzt das Regime der Volksrepublik China Umweltzerstörung als zentrale Waffe in seiner Kampagne zur systematischen Aushöhlung der tibetischen Kultur und im Streben nach Expansion, Assimilation und Hegemonie ein.

Ein markantes Beispiel dafür ist die Ankündigung der Volksrepublik China, in den kommenden zehn Jahren Dutzende von Staudämmen an Tibets Flüssen zu bauen. Sechs der größten Flüsse der Welt entspringen in Tibet und das Wohl von fast zwei Milliarden Menschen auf dem asiatischen Kontinent hängt vom natürlichen und gesunden Fluss dieser Flüsse ab. Eine derart massive Stauung der Flüsse gefährdet die Wasserversorgung von Ländern in der gesamten Region, die damit unter die Kontrolle der chinesischen Regierung gerät. Den Tibetern die Selbstbestimmung über ihre eigenen Ressourcen zu verweigern, wird eine Kettenreaktion auslösen, die auch die umliegenden Länder in ihrem Recht auf Selbstbestimmung einschränken wird und der Volksrepublik China damit ein weiteres Instrument zur Ausweitung ihrer globalen Macht bietet.

Die Zwangsumsiedlung tibetischer Nomaden von ihren angestammten Weideflächen durch die chinesische Regierung ist ein weiteres Beispiel für die Strategie des Regimes, die Kontrolle über indigene Völker durch die Umgestaltung und Zerstörung ihres angestammten Landes auszuüben. Vorliegenden Daten zufolge wurden mindestens 1,8 Millionen tibetische Nomaden durch die chinesische Regierung in Häuser umgesiedelt und gezwungen sesshaft zu werden, um die Identität der Tibeter zu unterminieren, während die Volksrepublik China von Bergbau, Abholzung, Staudämmen und anderen Formen der Umweltzerstörung profitiert. Die Ausplünderung Tibets verletze die zunehmend wissenschaftlich, pragmatisch und ethisch belegten Zusammenhänge zwischen Fortschritten im Umweltschutz und grundlegenden Menschenrechten, so wie von Sonderberichterstatter Boyd dargelegt.

Ein drittes verheerendes Beispiel sind die rücksichtslosen Kahlschläge der Volksrepublik China in den biologisch reichen tibetischen Wäldern. Diese Form der Abholzung verursacht doppelte Schäden. Wälder sind natürliche CO2-Speicher, daher wird die weitere Abholzung den Klimawandel verschärfen und die Klimaziele untergraben. Da Wälder zum Erhalt von Wassereinzugsgebieten und Wasserstraßen beitragen, wird der Kahlschlag auch die Wasserprobleme der Region verschlimmern.

Diese zerstörerischen Aktivitäten, für die die Volksrepublik China verantwortlich ist, haben bereits zu verheerenden Katastrophen in Tibet geführt. Gleichzeitig wurden Proteste der tibetischen Bevölkerung gegen Umweltschäden in ihrer Heimat von der Kommunistischen Partei Chinas brutal niedergeschlagen. Die schwerwiegendsten Vorfälle der letzten Zeit sind:

  • 2009 flossen giftige Chemikalien aus einer Mine in der Nähe der Stadt Lhagang in den Fluss, was zu einem massiven Fischsterben führte.
  • 2010 starben in Drugchu mehr als 1.000 Menschen, als Erdrutsche die entwaldeten Hügel rund um die Stadt einrissen und tibetische Demonstranten gegen ein Bergbauprojekt in Palyul von der chinesischen Polizei niedergeschossen wurden.
  • 2013 forderte eine weitere Schlammlawine in einem Bergwerk von Gyma 80 Menschenleben.
  • Im selben Jahr wurden Hunderte Tibeter verprügelt und mit Tränengas angegriffen, als sie gegen eine chinesische Mine in Dzatoe protestierten.
  • 2016 folgten weitere Proteste, als sich Tibeter und die Polizei aufgrund des Bergbaus bei Gong-ngong Lhari, einem heiligen Berg, gegenüberstanden.

Während der jahrzehntelangen Besetzung Tibets gingen die Strategien der Volksrepublik China, die tibetische Umwelt auszubeuten und das tibetische Volk zu unterdrücken Hand in Hand und verstärkten sich gegenseitig. Dies trifft die Tibeter besonders hart, weil es den tief verwurzelten tibetisch-buddhistischen Glauben an den Schutz aller Lebewesen verunglimpft. Seine Heiligkeit der Dalai Lama hat diesen Glauben, der in dramatischem Kontrast zur brutalen Missachtung durch die chinesische Regierung steht, zum Ausdruck gebracht, indem er erklärte:

„Seit mehr als 1.000 Jahren halten wir Tibeter an spirituellen und ökologischen Werten fest, um das empfindliche Gleichgewicht des Lebens auf dem Hochplateau aufrecht zu erhalten… inspiriert von Buddhas Botschaft der Gewaltlosigkeit und des Mitgefühls… haben wir versucht, jede Form des Lebens zu respektieren, während unsere Nachbarn ungestört leben.“

Das Zitat enthält eine Botschaft der Hoffnung und des Pragmatismus. Es ist unmöglich, angesichts des globalen Problems der Umweltzerstörung zu überleben, ohne es als kollektive menschliche Herausforderung anzuerkennen. Es ist eine Aufgabe, deren Lösung von Einigkeit über alle Grenzen hinweg und gegenseitigem Respekt abhängt. Wenn uns das nicht bewusst wird, sind unsere globale Heimat und das Leben zukünftiger Generationen in großer Gefahr.

Autor: Franz Matzner, International Campaign for Tibet, übersetzt aus dem Englischen

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