Berlin,17.09.2021. Die International Campaign for Tibet (ICT) ist zutiefst besorgt angesichts von Berichten über eine Verhaftungswelle in der Präfektur Kardze in Osttibet, die seit August anhält. Die Verhaftungen richten sich unter anderem gegen tibetische Sprachaktivisten und den Besitz von Bildern des Dalai Lama. Berichten zufolge haben chinesische Sicherheitskräfte dabei Razzien in Privathäusern durchgeführt und mehr als 100 Tibeter festgenommen.
„Die Übergriffe der Behörden in Osttibet sind inakzeptabel und müssen sofort gestoppt werden“, so ICT. „Bilder des Dalai Lama sind nicht illegal und Aktivismus zum Schutz der bedrohten tibetischen Sprache muss geschützt und nicht verfolgt werden. Wie in anderen Teilen Tibets schüren die chinesischen Behörden ein Klima der Angst und terrorisieren damit eine ganze Region. Dies zeigt, wie wenig Vertrauen die Kommunistische Partei den Tibetern entgegenbringt. Während die KP Chinas mit den Winterspielen 2022 in Peking in der Welt ein positives Bild von sich zeichnen will, ist die Realität in Tibet eine völlig andere.”
Hintergrund:
Laut einem Bericht von Radio Free Asia (RFA) verhaftete die Polizei in der Provinz Sichuan allein in der Woche vor dem 26. August 2021 etwa 60 Tibeter, bei denen Fotos des im Exil lebenden Dalai Lama gefunden worden waren. Dabei seien die Behörden immer härter vorgegangen. Bei einer der Razzien in der Gemeinde Dza Wonpo, in der Präfektur Kardze, seien zunächst 19 Mönche eines örtlichen Klosters und 40 weitere Personen in Gewahrsam genommen worden, nachdem ihre Wohnungen durchsucht worden waren.
Danach hätten weitere Durchsuchungen stattgefunden und die Polizei habe alle Tibeter über 18 vor dem Besitz von Dalai Lama-Bildern und der Weitergabe von Informationen über ihre Mobiltelefone gewarnt. Einige Monate zuvor seien viele Tibeter bereits einbestellt und unter Androhung strafrechtlicher Verfolgung dazu gezwungen worden, ein Dokument zu unterzeichnen, in dem sie sich dazu verpflichten, keine Fotos des Dalai Lama zu besitzen oder zu verbreiten.
Bei der Durchsuchung eines örtlichen Altersheims seien ebenfalls verbotene Fotos beschlagnahmt worden und die Bewohner der Einrichtung hätten stattdessen Bilder von Chinas Präsident Xi Jinping und anderen chinesischen Führern aufstellen müssen. Zwischen dem 25. und 29. August seien dann erneut 53 und am 3. September noch einmal acht Tibeter verhaftet worden, so RFA weiter.
Zuletzt hatte der Radiosender unter Berufung auf tibetische Quellen berichtet, dass den verhafteten Tibetern angemessenes Essen, Kleidung und medizinische Versorgung verweigert werde und dass viele von ihnen gesundheitlich angeschlagen seien. Ebenso hätten Zeugen gegenüber RFA bestätigt, dass sich die Verhaftungen unter anderem gegen eine Gruppe von Sprachaktivisten gerichtet hätte, die sich für den Erhalt der tibetischen Sprache einsetzt.
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Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit größte Tibet-Organisation seit 30 Jahren für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel und Berlin sowie ein Rechercheteam in Dharamsala, Indien.