Berlin, 10.01.2024. Die International Campaign for Tibet (ICT) begrüßt Berichte, wonach das US-amerikanische Biotechnologieunternehmen Thermo Fisher Scientific den Verkauf von Kits zur systematischen Sammlung von DNA-Daten in der sogenannten Autonomen Region Tibet an die chinesische Polizei eingestellt habe. Wie das kanadische „Citizen Lab“ im September 2022 berichtete, hatten die chinesischen Sicherheitsbehörden mit Hilfe solcher DNA-Profiling-Kits allein in den sechs Jahren zuvor zwischen 920.000 und 1,2 Millionen DNA-Proben von Tibetern gesammelt, was einem Drittel der Gesamtbevölkerung der Region entspricht. Menschenrechtsgruppen, darunter ICT, hatten dies scharf kritisiert und einen sofortigen Lieferstopp der Kits gefordert.

„Gut ist, dass Thermo Fisher keine DNA-Profiling Kits mehr an den KP-Überwachungsstaat liefern will. Der Schaden ist aber schon angerichtet. Thermo Fisher steht für die Skrupellosigkeit internationaler Unternehmen, ganz offensichtlich bedenkenlos mit einer autoritär geführten Diktatur zusammenzuarbeiten. Sie machen sich damit zu Komplizen eines Unrechtsstaates“, erklärte ICT-Geschäftsführer Kai Müller.

In seinem Bericht dokumentiert Citizen Lab, dass das DNA-Sammelprogramm nichts mit möglicherweise legitimer Strafverfolgung zu tun hat. „[Unsere] Analyse zeigt, dass die Polizei in ganz Tibet jahrelang DNA-Proben von Männern, Frauen und Kindern gesammelt hat, von denen keiner einer Straftat verdächtig gewesen zu sein scheint“, so Citizen Lab. Die Behörden zielten auch nicht auf bestimmte Gruppen wie Aktivisten oder Regierungskritiker ab. Stattdessen sammelten sie DNA von ganzen Gemeinschaften.

In ähnlicher Weise hatte auch Human Rights Watch (HRW) im September 2022 über die systematische DNA-Sammlung der chinesischen Behörden in Tibet berichtet. Dabei hatte HRW in seinem Bericht festgestellt: „Es gibt keine öffentlich zugänglichen Beweise dafür, dass Menschen die Teilnahme an der DNA-Sammlung ablehnen könnten, oder dass die Polizei glaubwürdige Beweise für kriminelles Verhalten hat, die eine solche Sammlung rechtfertigen könnten.“

Zu den am meisten beunruhigenden Erkenntnissen von HRW gehörte seinerzeit die Blutentnahme bei Kindern. Dazu zählte unter anderem die Blutabnahme von Kindergartenkindern in Tibets Hauptstadt Lhasa und die DNA-Sammlung von allen Jungen ab fünf Jahren in einer tibetischen Gemeinde in der Provinz Qinghai.

„Aufgrund einer Reihe von Faktoren haben wir Mitte 2023 die Entscheidung getroffen, den Verkauf von Produkten zur menschlichen Identifizierung in der Region einzustellen und unsere Technologie zur menschlichen Identifizierung nicht mehr in der Autonomen Region Tibet zu verkaufen“, hatte ein Sprecher des in Boston ansässigen Unternehmens Thermo Fisher Scientific der Internet-Plattform Axios Anfang Januar 2024 mitgeteilt.

Weitere Informationen entnehmen Sie unserem englischsprachigen ICT-Bericht.

Pressekontakt:

Telis Koukoullis
Pressereferent
Tel.: +49 (0) 30 27 87 90 86
E-Mail: telis.koukoullis(at)savetibet.de
Twitter: @savetibet

International Campaign for Tibet Deutschland e.V.
Schönhauser Allee 163
10435 Berlin
www.savetibet.de

Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit größte Tibet-Organisation seit 30 Jahren für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel und Berlin sowie ein Rechercheteam in Dharamsala, Indien.

 

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