Berlin, 11.01.2022. Die International Campaign for Tibet (ICT) ist in großer Sorge angesichts der Zerstörung von zwei bedeutenden Buddha-Statuen durch die chinesischen Behörden in der osttibetischen Präfektur Kardze (chin. Ganzi, Provinz Sichuan). Berichten zufolge wurden ab dem 12. Dezember 2021 im Kreis Drango eine 30 Meter hohe Buddha-Statue und in den folgenden Tagen eine weitere große Statue sowie 45 buddhistische Gebetsmühlen abgerissen. Als Begründung für ihr rigoroses Vorgehen gaben die Behörden an, dass gegen Bauvorschriften verstoßen worden sei. Die chinesischen Behörden nahmen außerdem mindestens sechs tibetische Mönche fest, weil sie die Außenwelt über den Abriss informiert haben sollen. Verantwortlich für den Abriss ist offenbar der neue Parteisekretär in der Region, der bereits den Abriss einer Klosterschule verfügt hatte.
Überlebensgroße Buddha-Statuen sind wichtiger Bestandteil des religiösen Lebens in Tibet. In der Vergangenheit sind sie immer wieder Ziel massiver Zerstörung durch den chinesischen Staat geworden, insbesondere während der so genannten „Kulturrevolution“, wo Tausende religiöser Stätten Tibets dem Erdboden gleichgemacht wurden.
„Die Zerstörungen sind ein direkter Angriff auf die Religionsfreiheit der tibetischen Buddhisten und auf ihre Kultur. Sie widersprechen den Behauptungen der KP Chinas, das kulturelle und religiöse Erbe Tibets zu schützen. Wir fordern die chinesische Regierung auf, die Religionsfreiheit und die kulturellen Rechte der Tibeter zu respektieren und die Festgenommenen umgehend freizulassen, da sie nichts weiter getan haben, als über den Vorfall zu berichten“, so ICT-Geschäftsführer Kai Müller.
Der Landkreis Drango befindet sich in einer erdbebengefährdeten Region. Deshalb hatten Tibeter vor Ort im Oktober 2015 mit Wissen der Behörden Geld für die Errichtung der Buddha-Statuen gesammelt, um mit den Statuen Schutz vor Naturkatastrophen zu erbitten.
Quellen berichten, dass Wang Dongsheng, Sekretär der Kommunistischen Partei des Landkreises Drango, für den Abriss der Statuen verantwortlich sei. Er ist seit Oktober 2021 im Amt und hatte innerhalb eines Monats den Abriss einer Klosterschule im Landkreis verfügt, bevor er Mitte Dezember 2021 den Abriss der Buddha-Statuen anordnete. 2016 war Wang als stellvertretender Parteisekretär des Kreises Serthar (Seda) tätig, als dort Tausende von Klosterwohnungen abgerissen und Mönche, Nonnen und weitere Tibeter aus dem buddhistischen Institut Serthar Larung Gar vertrieben wurden. Vor Serthar war Wang im Auftrag der Partei in Lithang und Tawu (Daofu) tätig, wo die die Behörden ebenfalls hart gegen die tibetische Bevölkerung durchgriffen.
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Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit größte Tibet-Organisation seit 30 Jahren für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel und Berlin sowie ein Rechercheteam in Dharamsala, Indien.