Berlin, 19.02.2024. Die International Campaign for Tibet (ICT) ist zutiefst besorgt angesichts der drohenden Umsiedlung mehrerer tibetischer Klöster und dutzender Dörfer aufgrund eines von den chinesischen Behörden geplanten Wasserkraftwerks in der tibetischen autonomen Präfektur Kardze (Ganzi) in Sichuan. Hunderte Tibeter haben deshalb am 14. Februar 2024 vor dem Regierungsgebäude des Kreises Derge (chinesisch: Dege) protestiert. Sie forderten einen Stopp des geplanten Baus des Wasserkraftwerks in ihrer Region und die Rücknahme der Umsiedlungsaufforderung an die Tibeter aus dem umliegenden Gebiet.

„Wir sind zutiefst besorgt über die offensichtliche Missachtung der Rechte der lokalen Tibeter und die Umsiedlungsbedrohung im Zusammenhang mit dem Bau des Wasserkraftwerks. Wir rufen die chinesischen Behörden auf, die Rechte der friedlichen Demonstranten zu respektieren und auf Gewalt oder willkürliche Inhaftierung der Beteiligten zu verzichten. Wir fordern die internationale Gemeinschaft auf, Druck auf die chinesische Regierung auszuüben, damit internationale Menschenrechtsstandards respektiert werden“, sagte Kai Müller, Geschäftsführer der ICT in Deutschland.

Videos der Proteste der Tibeter wurden in den sozialen Medien verbreitet. Eine große Gruppe von Tibetern protestierte friedlich vor einem Regierungsgebäude, während Beamte (meist in Zivilkleidung) versuchten, die Menschenmenge am Weitergehen zu hindern. Voice of America berichtete, dass die Beamten des Kreises Derge den protestierenden Tibetern mitteilten, dass sie auf ihrer Ebene nichts tun könnten.

Laut einer im Exil lebenden Quelle, die aus Derge stammt, handelte es sich bei den protestierenden Tibetern um Bewohner der Stadt Wento (Wentuo Zhen) im Kreis Derge, die aufgefordert wurden, sich an einem anderen Ort in der Nähe der Moshoe-Brücke im selben Kreis niederzulassen. Der genaue Standort der Moshoe-Brücke konnte nicht ermittelt werden, aber die Quelle sagte, dass dort bereits einige Häuser gebaut wurden, um die Menschen unterzubringen.

Voice of America berichtete zudem, dass es sich bei dem Wasserkraftwerk um das Kamtok (Gangtuo) Wasserkraftwerk handelt. Ein Beitrag über den Protest auf der chinesischen Social-Media-Plattform Weibo identifizierte es ebenfalls als „Kamtok“. ICT konnte dies bisher nicht unabhängig bestätigen, aber demnach soll das Kraftwerk über dem Drichu-Fluss in der nahegelegenen Kamtok-Gemeinde, im Kreis Jomda (Jiangda), Stadt Chamdo (Changdu), in der sog. Autonomen Region Tibet entstehen. Nach dem Protest hieß es in einem Social-Media-Beitrag, die Behörden hätten das auf Weibo zirkulierende Video entfernt. Radio Free Asia berichtet unter Berufung auf zwei Quellen in Tibet, dass die chinesischen Behörden nach den Protesten die Sicherheitsmaßnahmen erhöht und versucht hätten, die Organisatoren und Teilnehmer der Proteste zu identifizieren.

Laut tibetischen Medienberichten sind mehrere Klöster und Dutzende von Dörfern in zwei Gemeinden des Kreises von der drohenden Umsiedlung betroffen.

Die chinesische Regierung setzt weiterhin auf kommerzielle Infrastrukturprojekte in Tibet, die ohne Rücksicht auf die Umwelt oder Interessen der örtlichen Gemeinschaften geplant und umgesetzt werden. Aus Sicht von ICT verursachen solche Projekte, zu denen der Ausbau von Eisenbahnstrecken, Autobahnen und Stromnetzen gehört, sowie Ressourcengewinnungsprojekte wie Wasserkraftwerke und Bergbau, hohe wirtschaftliche Kosten und massive Umweltschäden, die Tibeter überproportional betreffen.

Tibet beherbergt ein Fünftel der weltweiten Süßwasserreserven. Das Schmelzwasser der tibetischen Gletscher bildet dabei Flüsse in fast jedem Land in Süd- und Südostasien. Vom gesunden und ungehinderten Fluss des Wassers dieser Flüsse sind schätzungsweise 1,8 Milliarden Menschen abhängig.

Die Integrität der Ökologie Tibets ist entscheidend für die Lebensweise der Tibeter und trägt direkt zu Stabilität und Wohlstand der Länder in Süd- und Südostasien bei. Jedoch haben groß angelegte Wasserumleitungsprojekte und Wasserkraftprojekte dramatische Auswirkungen auf die Unterläufe, einschließlich des Mangels an Zugang zu Süßwasser, wirtschaftlicher Probleme und negativer Auswirkungen auf die Ökosysteme der Unterläufe.

Pressekontakt:

Telis Koukoullis
Pressereferent
Tel.: +49 (0) 30 27 87 90 86
E-Mail: telis.koukoullis(at)savetibet.de
Twitter: @savetibet

International Campaign for Tibet Deutschland e.V.
Schönhauser Allee 163
10435 Berlin
www.savetibet.de

Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit größte Tibet-Organisation seit 30 Jahren für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel und Berlin sowie ein Rechercheteam in Dharamsala, Indien.

 

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