Berlin, 02.05.2024. Vor mehr als zwei Monaten, am 14. Februar, versammelten sich mehr als 100 Tibeter am örtlichen Regierungsgebäude im Kreis Derge (chinesisch: Dege) in der autonomen Präfektur Kardze (Ganzi) in Tibet, um friedlich ihren Widerstand gegen das geplante Wasserkraftprojekt Kamtok (Gangtuo) zum Ausdruck zu bringen. Im Zuge des Staudammprojekts droht mindestens zwei Dörfern und sechs Klöstern eine Überflutung.

Videoaufnahmen von anschließenden Protesten am Yena (Yinnan) Kloster zeigen, wie Tibeter lokale Beamte anflehen, den Bau des Staudamms zu überdenken. Bald nach den Protesten folgten Berichte über mehrere hundert Festnahmen und misshandelte Demonstranten. Zwei Monate später ist weiterhin unklar, wie viele Personen noch inhaftiert sind, so ein aktueller Bericht der International Campaign for Tibet (ICT).

Der ICT-Bericht dokumentiert, dass im Zuge weiterer Staudammprojekte mit immer mehr Umsiedlungen von Tibetern zu rechnen ist. So sollen derzeit allein für den Bau des geplanten Yangqu-Staudamms in der Tibetischen Autonomen Präfektur Tsolho (Hainan), Qinghai, 15.555 Menschen umgesiedelt und das Kloster Atsok Gon Dechen Choekhorling aus dem 19. Jahrhundert zerstört werden, wobei es jedoch weniger organisierten Widerstand als zuletzt in Derge gab.

Die Derge-Proteste sind insofern bedeutend, da es dort eine offenbar koordinierte Bemühung gab, den friedlichen Widerstand zu dokumentieren und Videoaufnahmen von den Protesten zu verbreiten. Trotz des hohen Risikos von Inhaftierung, Misshandlung und Folter, Überwachung, Kommunikationsblockaden und Hausdurchsuchungen sowie weiterer Einschränkungen grundlegender Rechte, ist es den Tibetern vor Ort erfolgreich gelungen, die internationale Gemeinschaft darauf aufmerksam zu machen, was in ihrer historischen Heimat auf dem Spiel steht: der Verlust jahrhundertealter und lebendiger buddhistischer Kulturstätten, die fest mit der tibetischen Gemeinschaft verwurzelt sind und das gleichzeitige Fehlen jeglicher Rechtsmittel oder wirksamer und echter Beteiligung.

Obwohl die Mehrheit der Inhaftierten angeblich freigelassen wurde, befinden sich mindestens zwei prominente Protestierende, Tenzin Sangpo (der leitende Verwalter des Wontoe (Wangdui) Klosters) und Tenzin (ein Dorfoffizieller), weiterhin in Haft.

Das Beispiel ähnlicher Proteste im Kreis Driru (Präfektur Nagqu, sog. Autonome Region Tibet), die 2010 ausbrachen und sich 2013 verschärften, verdeutlicht aus Sicht von ICT, welche langfristigen Konsequenzen der entschlossene Widerstand gegen die Zerstörung der eigenen Heimat haben kann. Nachdem sich etwa 3.500 Dorfbewohner in Driru versammelt hatten, um gegen illegale Bergbauaktivitäten auf ihrem heiligen Berg zu protestieren, setzten lokale Regierungsbeamte bewaffnete Sicherheitskräfte ein, starteten eine politische Umerziehungskampagne, schlossen gewaltsam drei Klöster und nahmen mindestens 47 Personen willkürlich fest.

Drei Tibeter starben seinerzeit in Gewahrsam und das Wohlergehen weiterer Inhaftierter bleibt aufgrund der Abschottung der Region und strenger Informationskontrollen weiterhin ungewiss. Selbst heute, elf Jahre später, ist Driru für ausländische Besucher und internationale Kontrollgremien abgeriegelt und befindet sich in einem Informationsvakuum.

Lesen Sie den vollständigen ICT-Bericht in englischer Sprache.

Pressekontakt:

Telis Koukoullis
Pressereferent
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International Campaign for Tibet Deutschland e.V.
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10435 Berlin
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Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit größte Tibet-Organisation seit 30 Jahren für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel und Berlin sowie ein Rechercheteam in Dharamsala, Indien.

 

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