APPELL AN DIE UNO: DAS FOLTERN IN TIBET MUSS ENDEN!

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PETITIONSTEXT

Sehr geehrte Frau Hochkommissarin Bachelet,

ich wende mich an Sie im Fall des 19-jährigen tibetischen Mönchs Tenzin Nyima, der im Januar 2021 nach Schlägen in chinesischem Polizeigewahrsam gestorben ist. Das Schicksal dieses tibetischen Mönchs ist das Jüngste in einer Reihe von zutiefst besorgniserregenden Fällen von Tibeterinnen und Tibetern, die entweder in Polizeigewahrsam gestorben sind oder todkrank aus dem Gefängnis entlassen wurden, nur um kurz darauf zu versterben. Ich bin zutiefst besorgt über diesen aktuellen und die vielen weiteren Fälle von Folter und Misshandlung in Tibet.

Tenzin Nyima verstarb kurz nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis, wie Human Rights Watch am 21. Januar 2021 berichtete. Die chinesischen Behörden nahmen ihn zunächst am 9. November 2019 fest, zwei Tage nachdem er und drei andere Mönche aus einem örtlichen Kloster in Wonpo, Kardze (chinesisch: Ganzi), Autonome Tibetische Präfektur, Provinz Sichuan, Flugblätter verteilt und vor einem Verwaltungsgebäude kurzzeitig Slogans gerufen hatten, unter anderem mit der Forderung nach Unabhängigkeit Tibets. Der Protest erfolgte während einer Kampagne örtlicher Beamter, mit der zwangsumgesiedelte Nomaden und Anwohner dazu bewegen werden sollen, das staatliche „Armutsbekämpfungsprogramm“ öffentlich anzupreisen.

Der Tod Tenzin Nyimas ist Teil eines Musters von Folter und Misshandlung in Tibet. Im Mai 2020 starb der tibetische Mönch Choekyi nach Folter in Haft. Im August 2020 starb die 36-jährige Lhamo, eine Mutter von drei Kindern, in Haft nach offensichtlichen Schlägen. Im Jahr 2015 dokumentierte die International Campaign for Tibet die Fälle von 29 Tibetern, die in der Haft gefoltert und misshandelt wurden, 14 von ihnen starben an den Folgen. Im Jahr 2015 kam das Komitee gegen Folter in seiner Überprüfung Chinas zu dem Schluss, dass „Folter und Misshandlung immer noch tief im Strafrechtssystem verwurzelt sind.“

Sehr geehrte Frau Hochkommissarin, die weit verbreitete Folter in Tibet muss ein Ende haben. Die Verantwortlichen für diese grausamen Rechtsverletzungen müssen zur Rechenschaft gezogen werden. Da die chinesische Regierung sich weigert, die vielen Berichte über Folter in Tibet zu untersuchen und als Vertragsstaat der Anti-Folter-Konvention weiterhin gegen internationales Recht verstößt, sollten sich die Vereinten Nationen und die internationale Gemeinschaft dringend mit diesem Mangel an Rechenschaftspflicht, Transparenz und Engagement für internationales Recht befassen.

Ich bitte Sie daher, als Hochkommissarin der Vereinten Nationen für Menschenrechte, folgende Schritte zu unternehmen:

  • Verurteilen Sie während der Sitzungen des Menschenrechtsrates der Vereinten Nationen öffentlich die Fälle von Folter und Misshandlung von Tibeterinnen und Tibetern in Polizeigewahrsam.
  • Bringen Sie die Fälle der Tibeterinnen und Tibeter Tenzin Nyima, Lhamo und Choekyi und anderer gegenüber der chinesischen Regierung zur Sprache und drängen Sie auf eine vollständige und unparteiische Untersuchung, die die Verantwortlichen zur Rechenschaft zieht.
  • Suchen Sie das Gespräch mit tibetischen Menschenrechtsverteidigerinnen und Menschenrechtsverteidigern, mit Überlebenden von Folter und Misshandlung sowie mit Organisationen, die sich für die Menschenrechte in Tibet einsetzen.
  • Schließen Sie tibetische Gebiete in Ihren geplanten Besuch in der Volksrepublik China ein.

Sehr geehrte Frau Hochkommissarin, das tibetische Volk verdient Gerechtigkeit. Die Folter in Tibet muss ein Ende haben, und Sie können dabei helfen, die von Tibeterinnen und Tibetern ersehnte Veränderung herbeizuführen. Ich danke Ihnen.

Mit freundlichem Gruß

 

 

Dear High Commissioner,

I am appealing to you regarding the case of the 19-year-old Tibetan monk Tenzin Nyima, who died after being beaten in Chinese police custody in January 2021. This young Tibetan monk is the latest in a series of deeply worrisome cases of Tibetans either dying in police custody or being released from prison terminally ill, only to pass away soon afterward. I am deeply concerned about this latest case of Tenzin Nyima and others like him.

Tenzin Nyima passed away shortly after being released from prison, Human Rights Watch reported on January 21, 2021. Chinese authorities initially detained him on November 9, 2019, two days after he and three other monks from a local monastery in Wonpo, Kardze (Chinese: Ganzi) Tibetan Autonomous Prefecture, Sichuan Province, distributed leaflets and briefly shouted slogans calling for Tibetan independence outside the local government office. The protest occurred during an ongoing campaign by local officials to pressure forcibly resettled nomads and local residents to publicly praise the government’s “Poverty Alleviation” program.

The death of Tenzin Nyima is part of a pattern of torture and mistreatment in Tibet. In May 2020, the Tibetan monk Choekyi died after torture in custody. In August 2020, the 36-year-old mother of three Lhamo died in custody after apparent beatings. In 2015, the International Campaign for Tibet documented the cases of 29 Tibetans who suffered torture and mistreatment while in custody, 14 of whom died as a result. In 2015, the Committee Against Torture concluded in its review of China that “the practice of torture and ill-treatment is still deeply entrenched in the criminal justice system.”

Dear High Commissioner, the widespread torture in Tibet must end. Those responsible for these egregious rights violations must be held accountable. As the Chinese government refuses to investigate the many reports about torture in Tibet and continues, as a state party to the Convention Against Torture, to be in breach of international law, the United Nations and the international community should urgently address this lack of accountability, transparency and commitment to international law.

I therefore kindly ask you, as United Nations High Commissioner for Human Rights, to undertake the following steps:

  • Publicly condemn the cases of torture and mistreatment of Tibetans in police custody during sessions of the United Nations Human Rights Council
  • Raise directly with the Chinese government the cases of the Tibetans Tenzin Nyima, Lhamo and Choekyi and others and urge a full and impartial investigation that holds those responsible accountable
  • Support the recommendations of United Nations experts from June 2020, calling for an impartial and independent United Nations mechanism and a special session of the Human Rights Council on China
  • Hear testimony of Tibetan human rights defenders and survivors and those who advocate for human rights in Tibet
  • Include Tibetan areas in your planned visit to the People’s Republic of China

Dear Human Rights Commissioner, Tibetans deserve justice. Torture in Tibet must end, and your office can help bring about the change Tibetans are longing for.

Thank you.