Berlin, 22.04.2021. Die International Campaign for Tibet (ICT) ist besorgt angesichts einer Serie von Verhaftungen in der osttibetischen Region von Serthar, einer sog. tibetisch-autonomen Präfektur der Provinz Sichuan. Nach Angaben des in der Schweiz lebenden Exil-Tibeters und früheren politischen Gefangenen Golog Jigme verhafteten chinesische Sicherheitskräfte am 23. März 2021 zunächst den Autor und Umweltaktivisten Seynam, den Autor und früheren politischen Gefangenen Drubpa Kyab und den politischen Aktivisten Yudrum. Zwischen dem 31. März und 2. April 2021 wurden außerdem die tibetische Aktivistin und ehemalige politische Gefangene Tsering Dolma sowie zwei weitere noch nicht identifizierte Tibeter festgenommen. Die Verhaftungen erfolgten offenbar ohne Angabe von Gründen und der Verbleib aller sechs inhaftierten Tibeter ist bisher unbekannt.

„Wir sind sehr besorgt um das Wohl der sechs Inhaftierten. Wir gehen davon aus, dass sie nichts anderes getan haben als friedlich ihre Meinung zu äußern und fordern daher ihre sofortige Freilassung. Die internationale Gemeinschaft sollte sich bei der chinesischen Regierung mit Nachdruck dafür einsetzen. Ihre Familien und die Öffentlichkeit müssen von den chinesischen Behörden über ihren Aufenthaltsort sowie die Gründe der Verhaftung informiert werden. Es muss überdies gewährleistet werden, dass die sechs verhafteten Tibeter Zugang zu einem Anwalt und falls nötig zu angemessener medizinischer Versorgung erhalten“, sagt ICT-Geschäftsführer Kai Müller.

ICT geht davon aus, dass die chinesischen Sicherheitskräfte tibetische Aktivisten mit den jüngsten Verhaftungen einzuschüchtern versuchen, um Proteste im Vorfeld des 100-jährigen Jubiläums der Kommunistischen Partei Chinas im Juli einzudämmen. Seynam, Drubpa Kyab, Yudrum und Tsering Dolma wurden schon früher mehrfach wegen ihrer Teilnahme an friedlichen Protesten gegen die repressive Politik der chinesischen Regierung verhaftet.

Der 29-jährige Kyab wurde aufgrund seiner schriftstellerischen Tätigkeit und seines politisches Engagements erstmals im Februar 2012 festgenommen und im August 2013 wegen der „illegalen Weitergabe von Informationen nach außen“ und „Anstiftung zum Separatismus“ zu einer Haftstrafe von fünf Jahren und sechs Monaten verurteilt. Er wurde jedoch vorzeitig im September 2016 aus der Haft entlassen. Doch schon kurz danach kam er erneut für 17 Tage in Haft, weil er bei der Feier zu seiner Haftentlassung ein Bild des Dalai Lama hochgehalten hatte. Drubpa Kyab ist als Autor und Aktivist in der tibetischen Gemeinschaft sowohl in Tibet als auch im Exil sehr beliebt. Er gründete in Ost-Tibet unter anderem die Initiative „Widerstand der tibetischen Jugend gegen den Kommunismus“. Seit seiner ersten Haftstrafe leidet Kyab infolge unmenschlicher Haftbedingungen unter anderem an Herz-, Nieren- und Augenproblemen.

Seynam ist von Beruf Lehrer und setzte sich als Autor vor allem für das tibetische Bildungssystem und den Umweltschutz ein. Er wurde erstmals im September 2020 inhaftiert, weil er mit zehn weiteren Tibetern eine öffentliche Diskussion über das „Wohlbefinden der Eltern im Land des Schnees“ führte (Tibet wird von den Einheimischen auch als „Land des Schnees“ bezeichnet).

Der tibetische Mönch Yudrum wurde bereits 2008 zu drei Jahren und 2012 zu weiteren zwei Jahren Haft verurteilt. 2008 war der Mönch an einer Protestaktion beteiligt, bei der er die verbotene tibetische Flagge hochhielt und die Rückkehr des Dalai Lama nach Tibet forderte. Im Mai 2012 hatte Yudrum die Vereinigung „Widerstehe den Roten“ gegründet.

Tsering Dolma wurde im Juni 2008 erstmals gemeinsam mit ihrem Vater verhaftet, weil sie an damaligen landesweiten Protesten gegen die chinesische Regierung in Tibet beteiligt war. Nach ihrer zweiten Haftstrafe 2012 musste Tsering Dolma sich regelmäßig bei der Polizei melden und durfte ihr Heimatdorf nicht mehr verlassen. Offenbar leidet die zweifache Mutter aufgrund von Misshandlungen während ihrer diversen Haftstrafen ebenfalls unter Herz- und Augenproblemen, einem psychologischen Trauma sowie epileptischen Anfällen.

Weitere Informationen können dem englischsprachigen ICT-Bericht „Chinese crackdown on prominent activists across Serthar“ entnommen werden.

Pressekontakt:

Kai Müller
Geschäftsführer
Tel.: +49 (0) 30 27 87 90 86
E-Mail: presse(at)savetibet.de
Twitter: @savetibet

International Campaign for Tibet Deutschland e.V.
Schönhauser Allee 163
10435 Berlin
www.savetibet.de

Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit größte Tibet-Organisation seit 30 Jahren für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel und Berlin sowie ein Rechercheteam in Dharamsala, Indien.

 

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