Berlin, 20.8.2020. Eine Tibeterin, die aus politischen Gründen mehr als ein Jahr im Gefängnis saß, wurde Berichten zufolge am 15. August mit schweren Verletzungen und Prellungen am ganzen Körper aus chinesischer Haft entlassen. Die International Campaign for Tibet (ICT) zeigt sich besorgt über diese erneuten Berichte von Folter und Misshandlung aus Tibet und fordert unabhängige Untersuchungen sowie ein Ende der Straflosigkeit für die in Tibet für Folter und Misshandlung Verantwortlichen.

Nach vollständiger Verbüßung einer 15-monatigen Haftstrafe konnte die Tibeterin Dolkar am vergangenen Samstag das Gefängnis Ra-nga Khar (chin.: Xinduqiao) in Minyak (chin.: Minya) in der osttibetischen Autonomen Präfektur Kardze (chin.:Ganzi) verlassen. Im Mai 2019 hatte ein chinesisches Gericht Dolkar zu 15 Monaten Haft verurteilt, weil sie Informationen über die Protestaktion ihres Neffen Wangchen an Kontakte außerhalb ihrer Heimatregion, dem osttibetischen Landkreis Sershul, weitergegeben hatte. Wangchen hatte öffentlich für den vor mehr als zwanzig Jahren „verschwundenen“ 11. Panchen Lama Gedhun Choekyi Nyima gebetet und „Freiheit für den Panchen Lama!“ gerufen, wofür er zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt wurde.

Nach Auskunft ihres im Exil lebenden Bruders Dhondup ist Dolkar bei sehr schlechter Gesundheit. Ihre Arme und Beine befänden sich in einem sehr schlechten Zustand, da sie im Gefängnis zu schwerer körperlicher Arbeit gezwungen worden sei. Unter anderem habe sie schwere Steine tragen müssen. Nach ihrer Entlassung sei sie am 16. August in eine örtliche Klinik gebracht worden, wo sie behandelt worden sei. Außerdem soll sie am ganzen Körper Blutergüsse aufweisen. Dolkar versuche sich derzeit zu Hause zu erholen. Berichten von Radio Free Asia und Voice of America zufolge hätten die chinesischen Gefängnisbehörden Dolkar davor gewarnt, über soziale Medien oder per Telefon mit der Öffentlichkeit zu kommunizieren. Die Behörden hätten ihr auch verboten, Aufnahmen, die nicht sie selbst zeigten, in den sozialen Medien hochzuladen. Dolkars aktuelle Situation sei mit Hausarrest zu vergleichen.

Die Anwendung von Folter ist in Tibet weit verbreitet. Vor kurzem starb der Mönch Gendun Sherab an den Spätfolgen seiner in Haft erlittenen Folter. Zugang zu medizinischer Behandlung wurde ihm verwehrt. Sein Tod entspricht einem Verhaltensmuster der chinesischen Behörden, die aufgrund von Folter schwer erkrankte Inhaftierte entlassen, offenbar um Folter und Misshandlung in Gefängnissen zu vertuschen. 2015 verstarb der bekannte tibetische Mönch Tenzin Delek Rinpoche an bis heute ungeklärten Umständen im Gefängnis. Im selben Jahr bescheinigte der Anti-Folter-Ausschuss der Vereinten Nationen China große Defizite. Demnach seien Folter und Misshandlung im Strafrechtssystem Chinas „tief verwurzelt“. Vorwürfen über Folter und verdächtigen Todesfällen in Haft würden die Behörden wie im Falle Tenzin Delek Rinpoche nicht nachgehen. Besonders besorgt zeigte sich der Ausschuss über die zahlreichen Berichte über Folter an Tibetern. Die Volksrepublik China ist seit 1988 Vertragsstaat der Anti-Folter-Konvention der Vereinten Nationen.

Weitere Informationen können Sie unserem Bericht „Tibetan political prisoner released with damaged limbs“ entnehmen.

Pressekontakt:

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