Religionsfreiheit in Tibet

Glaubens- und Religionsfreiheit und die freie Religionsausübung unterliegen in Tibet massiven und systematischen Einschränkungen. Geistliche und Gläubige des tibetischen Buddhismus werden an ihrer freien Religionsausübung gehindert.
Klöster und andere religiöse Einrichtungen unterliegen Repressionen und Überwachungsmaßnahmen seitens der chinesischen Sicherheitsbehörden. Sie sind Hauptziel so genannter patriotischer Umerziehungsmaßnahmen. Geistliche, die gewaltlos Widerstand leisten oder friedlich politisches Engagement zeigen, werden oftmals inhaftiert, ohne faire Gerichtsverfahren verurteilt oder in Gewahrsam der Sicherheitsbehörden misshandelt oder gefoltert.
Buddhistische Mönche und Nonnen bilden noch immer die größte Gruppe politischer Gefangener in Tibet. Bei der großen Mehrzahl der Inhaftierungen handelt es sich Berichten unabhängiger Beobachter zufolge um Personen in religiösen Ämtern. Viele Nonnen und Mönche werden zu Haftstrafen verurteilt, weil sie ein Portrait des Dalai Lama, dem geistlichen Oberhaupt der Tibeter, besitzen oder weil sie sich weigern, die Politik des Dalai Lama zu kritisieren.
Patriotische Umerziehungsmaßnahmen – ein Beispiel
Im Oktober 2005 wurde das Kloster Drepung unweit Lhasa Ziel "patriotischer Umerziehungsmaßnahmen" durch chinesische "Arbeitsteam-Kader". Dem Vernehmen nach wurden die Mönche des Klosters am 23. November 2005 aufgefordert, ein Dokument zu unterzeichnen, in dem sie den Dalai Lama, das geistliche und weltliche Oberhaupt der Tibeter, als "Separatisten" bezeichnen und Tibet als Teil von China anerkennen sollten. Auf die Weigerung der Mönche reagierten die chinesischen Behörden mit Verhaftungen und verschärften Restriktionen. Mindestens ein leitender Geistlicher und mehrere andere Mönche wurden kurzfristig festgenommen. Ein friedlicher Schweigeprotest von mehreren hunderten Mönchen wurde durch Sicherheitskräfte gewaltsam beendet, mehrere Mönche des Klosters verwiesen und eine Aus- und Zugangssperre über die Einrichtung verhängt.
Panchen Lama
Im Jahre 1995 wurde der vom Dalai Lama als 11. Panchen Lama anerkannte Gedhun Choekyi Nyima von chinesischen Sicherheitsbehörden entführt und an einen bis heute unbekannten Ort verbracht. Peking setzte daraufhin einen eigenen Panchen Lama ein. Der Panchen Lama ist für Tibet von großer religiöser und politischer Bedeutung und mit dem Dalai Lama eng verbunden. So ist der jeweils Ältere mitunter der Lehrer des Jüngeren und gibt das spirituelle Erbe Tibets an ihn weiter. Zudem spielt der Panchen Lama eine entscheidende Rolle bei der Auswahl des nächsten Dalai Lama. Jegliche Appelle an die chinesische Regierung, ein Lebenszeichen des "echten" 11. Panchen Lama zu übermitteln oder Zugang zu seinem Aufenthaltsort zu erhalten, waren bisher vergebens. Weder die Vereinten Nationen noch internationale Menschenrechtsorganisationen durften seither mit ihm oder seiner Familie Kontakt aufnehmen.
Der buddhistische Mönch Tenzin Delek Rinpoche und andere Tibeter wurden im April 2002 nach einem Bombenanschlag in Chengdu verhaftet. Augenscheinlich waren diese Verhaftungen politisch motiviert, da Tenzin Delek durch sein öffentliches Eintreten für den Dalai Lama und durch sein soziales Engagement in der Region über ein hohes Ansehen verfügt. Das Gerichtsverfahren entsprach keinen anerkannten internationalen Standards und fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit ohne Rechtsbeistand für die Beschuldigten statt. Tenzin Delek beteuert bis heute seine Unschuld. Das gegen ihn zunächst verhängte Todesurteil wurde im Januar 2005 in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt.
Verstöße gegen das UN-Abkommen gegen Folter
Im März 2003 konnte die Nonne Ngawang Sangdrol nach mehr als elfjähriger Haft in chinesischen Gefängnissen in die USA ausreisen. Nach ihrer Freilassung berichtete sie u.a., dass sie während ihrer gesamten Haft und insbesondere im Gefängnis Drapchi in Tibet fortdauernder Folter mit Elektroschocks, Schlägen und Haltungen in extremen Körperpositionen ausgesetzt war. Bei ihrer Festnahme war Ngawang Sangdrol dreizehn Jahre alt.
Die Häufigkeit, mit der man Folter als Vergeltungsmaßnahme für politische oder religiöse Aktivitäten einsetzt, gibt Anlass zur Sorge und verstößt gegen die Selbstverpflichtung der Volksrepublik China zur Einhaltung des "Übereinkommens gegen Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Strafe" (CAT). Obwohl die VR China das CAT-Übereinkommen bereits 1988 unterzeichnet hat, mussten Berichten zufolge seither mindestens 41 Todesfälle nachweislich durch schwere Misshandlungen in der Haft zur Kenntnis genommen werden. Bei mindestens 29 der Opfer handelt es sich um Mönche und Nonnen. Tibetische Geistliche, die sich in polizeilichem Gewahrsam befanden, berichten ICT von folgenden Misshandlungen: sie wurden geschlagen, mit Elektroschocks gefoltert, Kälte ausgesetzt und zu schwerster körperlicher Zwangsarbeit genötigt. Mitunter werden Gefangene über Öfen oder offenen Feuern aufgehängt, wo sie aufgrund Hitzeeinwirkung und Erschöpfung kollabieren. Zudem entzieht man ihnen häufig über lange Zeiträume Essen, Schlaf oder Wasser, oder setzt sie Isolationshaft in dunklen Einzelzellen aus.
Flucht als letztes Mittel
Infolge des nachhaltigen Drucks auf religiöse Führer sind die beiden ranghöchsten religiösen Würdenträger (nach dem Panchen Lama) in den letzten Jahren aus Tibet geflohen. Der 17. Karmapa, Oberhaupt der einflussreichen buddhistischen Kagyu-Schule, wagte im Dezember 1999 eine riskante Flucht über den Himalaja, um in einem Kloster in Indien seinen Studien nachgehen zu können. Ein Jahr zuvor floh Ajia Rinpoche, der Abt des Klosters Kumbum, in die USA, weil die Behörden ihn zwingen wollten, den Dalai Lama zu diskreditieren und mit religiös verbrämten Strategien zur Untergrabung des tibetischen Buddhismus beizutragen.
Einschränkungen der Religionsfreiheit
Weitere Bestimmungen beschränken die Religionsfreiheit wie zum Beispiel die Altersbeschränkungen für Mönchs- und Nonnennovizen; Begrenzung der Anzahl von Nonnen und Mönchen in den einzelnen Klöstern, Einflussnahme auf die Ernennung von klösterlichen und religiösen Würdenträgern, Ausschluss von Mönchen und Nonnen aus den Klöstern wegen Teilnahme an friedlichen Demonstrationen und Einschränkung ihrer Freizügigkeit.
Forderungen der International Campaign for Tibet
Um Religions- und Glaubensfreiheit sowie die freie Religionsausübung in Tibet zu garantieren, fordert die International Campaign for Tibet tief greifende strukturelle Reformen des chinesischen politischen Systems. Als einleitende Maßnahmen müssen/muss:

  • die "Demokratischen Verwaltungskomitees" in Tibet aufgelöst werden; 
  • die "Arbeitsgruppen" in den Klöstern abgeschafft werden;
  • politische Häftlinge, einschließlich des Panchen Lamas, entlassen werden;
  • den Tibetern erlaubt werden, ihre religiösen Führer selbst auszuwählen und einzusetzen;
  • den Tibetern gestattet werden, den Dalai Lama zu verehren und getreu ihrer Tradition sein Bild zu zeigen.

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