Tibet: Chinesische Behörden zerstören Unterkünfte in buddhistischem Studienzentrum / ICT: „Verletzung des Rechts auf freie Religionsausübung“
Berlin, 26. Juli 2016. In der vergangenen Woche begannen die chinesischen Behörden mit der Zerstörung von Unterkünften im bedeutenden buddhistischen Studienzentrum Larung Gar. In der im osttibetischen Landkreis Serthar (chin.: Serta) in der Provinz Sichuan gelegenen Einrichtung leben mindestens 10.000 Mönche, Nonnen und am tibetischen Buddhismus interessierte Laien. Manche Schätzungen gehen gar von bis zu 40.000 Menschen aus, die sich in Larung Gar aufhalten sollen. Neben Tibetern zieht es auch zahlreiche chinesische Buddhisten an den abgelegenen Ort. Larung Gar wurde im Jahr 1980 gegründet. Aus bescheidenen Anfängen wuchs es zu einem der wichtigsten Zentren des tibetischen Buddhismus heran. Bereits im Jahr 2001 war es zur Zerstörung von mehr als 1.000 Unterkünften gekommen, Tausende Gläubige wurden damals gezwungen, Larung Gar zu verlassen. Die aktuellen Abrissarbeiten waren in einer Anordnung der Kreisverwaltung angekündigt worden. Darin wird das erklärte Ziel ausgegeben, bis Ende September 2017 die Anzahl der Bewohner von Larung Gar auf 5.000 zu begrenzen. Allem Anschein nach waren die religiösen Institutionen von Larung Gar nicht in die Entscheidungsfindung einbezogen.
Zunächst begannen Bautrupps mit dem Abriss einer Reihe von Holzhütten, es ist davon auszugehen, dass damit in dieser Woche fortgefahren wird. In der Anordnung der Kreisbehörden ist bis zum Herbst die Zerstörung von 1.500 Behausungen vorgesehen, in einer ersten Welle soll dies vor allem die Unterkünfte von Nonnen und älteren Bewohnern Larung Gars betreffen. Öffentlich erklären die Behörden, beim Abriss der Unterkünfte gehe es nicht um die Zerstörung des Instituts, vielmehr handele es sich Bautätigkeiten, die Teil des „beschleunigten Urbanisierungsprozesses“ der ansonsten ausgesprochen dünn besiedelten Region seien. Allerdings wird in der Anordnung selbst zur Begründung angeführt, es gehe dabei um „Verpflichtungen zur Korrektur und Verbesserung“, was in der politisierten Sprache der chinesischen Funktionäre als Hinweis auf deren grundsätzlich feindselige Haltung gegenüber der Religion gelesen werden kann.
Eine religiöse Führungsfigur von Larung Gar, der einflussreiche tibetische Lama Khenpo Tsultrim Lodroe, rief die Bewohner vor Kurzem dazu auf, Ruhe zu bewahren und sich auf ihre buddhistischen Studien zu konzentrieren. Es handele sich um einen „kritischen Moment“ für das Institut, so Khenpo Tsultrim Lodroe, die Mönche und Nonnen sollten ihre Aufmerksamkeit daher weniger auf die aktuellen Zerstörungen sondern vielmehr auf das langfristige Überleben Larung Gars richten. Dessen Bedeutung liege darin, ein „Kloster für die Welt“ zu sein.
Aus Sicht der International Campaign for Tibet (ICT) stellt das Vorgehen der Behörden von Serthar eine Verletzung des Rechts auf freie Religionsausübung dar. Die Zerstörungen in Larung Gar müssten gestoppt, die Anordnung der Kreisverwaltung zurückgenommen werden. ICT-Geschäftsführer Kai Müller sagte dazu: „Es kann nicht hingenommen werden, dass die lokalen Behörden – offenbar über die Köpfe der Betroffenen hinweg und ohne ein Mindestmaß an Beteiligung – willkürlich deren Unterkünfte zerstören. Gerade angesichts von deren Nutzung als Orte des religiösen Studiums ist die Verwaltung hier zu einem Höchstmaß an Rücksichtnahme verpflichtet, dem sie offenkundig in keiner Weise Rechnung trägt.“ Der ICT-Geschäftsführer weiter: „Das Vorgehen der Behörden stellt einen nicht zu rechtfertigenden Eingriff in das Recht auf freie Religionsausübung dar. Sollten tatsächlich bauliche oder infrastrukturelle Eingriffe geboten sein, so müssen diese im Einvernehmen mit den Betroffenen und ohne die willkürliche Zerstörung von Privateigentum erreicht werden“, so Kai Müller.
Den englischsprachigen Bericht der International Campaign for Tibet vom 25. Juli 2016 mit weiteren Einzelheiten finden Sie hier: http://www.savetibet.org/demolitions-begin-at-larung-gar-monastery-for-the-world-as-religious-teachers-urge-calm/. Er enthält auch eine Reihe von Fotografien vom Beginn der Abrissarbeiten.

Pressekontakt:
Kai Müller
Geschäftsführer
Tel.: +49 (0) 30 27879086
Mobil: +49 162 1364917
E-Mail: presse(at)savetibet.de
Twitter: @savetibet
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Schönhauser Allee 163
D-10435 Berlin www.savetibet.de
Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit größte Tibet-Organisation seit mehr als 20 Jahren für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel und Berlin sowie ein Rechercheteam in Dharamsala, Indien.

 

 

Berlin, 24. Februar 2016. Zwei Wochen vor dem Jahrestag des tibetischen Volksaufstands vom 10. März 1959 haben die chinesischen Behörden die so genannte Autonome Region Tibet (TAR) für Ausländer geschlossen. Wie aus einem Eintrag auf dem Reiseblog "Tripadvisor" hervorgeht, sind ausländische Touristen aufgefordert, diesen Teil Tibets spätestens bis morgen (25. Februar 2016) zu verlassen. Die Maßnahme sei bereits im Januar von der Regierung der TAR bekanntgemacht worden. Es wird vermutet, dass die Sperrung bis Ende März aufrechterhalten bleibt. Der Webseite "exploretibet.com" zufolge solle die Schließung bereits zum 20. Februar wirksam geworden sein. Die Seite beruft sich auf das offizielle "Tibet Tourism Bureau" und weist darauf hin, dass es seit den massiven Protesten in Tibet im Frühjahr 2008 üblich geworden sei, Reisen ausländischer Touristen in die Autonome Region Tibet im Monat März zu unterbinden. Für die nord- und osttibetischen Regionen, die verwaltungsmäßig zu den chinesischen Provinzen Qinghai, Gansu, Sichuan und Yunnan gerechnet werden, sind keine derartigen Reiserestriktionen bekannt.

ICT-Geschäftsführer Kai Müller sagte dazu: „Die Meldung von der erneuten Abriegelung Lhasas und anderer tibetischer Regionen auf dem Gebiet der Autonomen Region Tibet kommt leider nicht überraschend. Es hat sich mittlerweile zu einer schlechten Tradition entwickelt, in den Wochen rund um den Jahrestag des tibetischen Volksaufstands möglichst wenig Ausländer in Tibet wissen zu wollen. Ganz offensichtlich wünscht Peking keine ausländischen Augenzeugen vom massiven Sicherheitsaufgebot in Tibet oder im Fall von tibetischen Protesten“, so der ICT-Geschäftsführer.

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