Mönche nach friedlichem Protest wegen „Studien“ aus Kloster entfernt
Berlin, 16. März 2009. Mehr als 100 Mönche, die zu Beginn des tibetischen Neujahrsfestes am 25. Februar eine friedliche Kerzenmahnwache abgehalten haben, sind aus ihrem Kloster, Lutsang im Kreis Mangra (chinesisch: Guinan) in der Provinz Qinghai (tibetische Region Amdo), wegen „Studien“ an einen unbekannten Ort verbracht worden. Einer tibetischen Quelle im Exil mit Verbindungen in die Region zufolge sind die Mönche in der vergangenen Woche aus dem Kloster entfernt worden, während eine Gruppe von im Kloster verbliebenen Mönchen nach Angabe einer Quelle Befragungen, Folter und Schlägen unterzogen worden ist. Die Angabe, zu „Studien mitgenommen“ bedeutet üblicherweise, dass Personen an einem anderen Ort „politischer Erziehung“ unterzogen werden. Hunderte von Mönchen der Klöster in Lhasa, Drepung, Sera und Ganden sind im April 2008 für mehrere Monate aufgrund von „Studien“ aus ihren Klöstern in ein Militärlager in Golmud, Provinz Qinghai, verbracht worden. Ihre Angehörigen sind über ihren Aufenthaltsort nicht informiert worden. Einige Mönche sind ebenfalls im Vorfeld des 10. März diesen Jahres, des 50. Jahrestages des tibetischen Volksaufstandes, aus ihren Klöstern entfernt worden.
Die Situation in der Region ist Berichten zufolge äußerst angespannt. Dieselbe tibetische Quelle berichtet von jeweils zwei oder drei Polizeifahrzeugen, die in der Gegend rund um das Kloster sogar in entlegenen Dörfern postiert seien. Dorfbewohnern sei es verboten, sich in ein benachbartes oder nahegelegenes Dorf zu begeben. Ferner sei aus der Region berichtet worden, dass Mobiltelefone tibetischer Schüler und Studenten von den Behörden konfisziert worden seien, offenbar um zu verhindern, dass Informationen über das Vorgehen der Behörden an die Außenwelt gelangen. Den Studenten wurde mitgeteilt, dass sie ihre Mobiltelefone “am Ende des Monats” zurückerhielten.
Am 25. Februar waren die Mönche des Klosters Lutsang im Ort Mangra vor örtliche Regierungsgebäude gezogen und hatten die chinesischen Behörden darum gebeten, „den Willen des tibetischen Volkes“ zu respektieren. Zudem hatten sie die Rückkehr des Dalai Lama nach Tibet gefordert, berichtete der tibetische Dienst von Radio Free Asia. Ferner hatten die Mönche erklärt, sie würden die Kerzenmahnwache in Gedenken an die infolge des gewaltsamen Vorgehens der Behörden im letzten Jahr ums Leben gekommenen Menschen und als „Neujahrsgeschenk für alle Tibeter in Tibet und im Ausland“ abhalten. Nach einer Stunde seien die Mönche von tibetischen Partei- und Regierungsangehörigen, die aus dem Gebäude traten, sowie von älteren Tibetern überzeugt worden, in ihr Kloster zurückzukehren. Dennoch traf später Polizei im Kloster ein und verlangte, dass sich die Verantwortlichen für den Protest innerhalb 48 Stunden „stellen“ und Portraits des Dalai Lama im Kloster Lutsang an die Behörden übergeben werden.
Nach dem Ablauf des Ultimatums nahm die Polizei 13 Mönche fest, um sie zu befragen. Einem chinesischsprachigen Blogposting zufolge sollen diese Mönche in Gewahrsam geschlagen worden sein, bevor ihre Familienangehörigen einbestellt wurden, denen mitgeteilt wurde, dass die Mönche sich zu Hause abgesondert aufhalten müssten. Am 2. März hat die Polizei einer Quelle zufolge erneut 11 der 13 Mönche fest genommen und in der Folge die Namen von rund 70 Mönchen erhalten, die an der Kerzenmahnwache teilgenommen hatten. Diese Namen waren ihr vom „Demokratischen Verwaltungskomitee“ des Klosters zur Verfügung gestellt worden. „Demokratische Verwaltungskomitees“ sind von der Regierung eingerichtete Kontroll- und Verwaltungsorgane der jeweiligen Klöster. In den darauffolgenden Tagen seien rund 120 Mönche sowohl im Kloster als auch an anderen Orten befragt worden. Viele von ihnen haben Berichten zufolge Folter oder Misshandlungen erlitten. Einem Bericht zufolge habe ein Mönch aufgrund von Misshandlungen sein Gehör verloren.

Der englischsprachige ICT-Bericht "Amdo monks taken for ’study‘ after peaceful protest" vom 16. März 2009 kann hier eingesehen werden.

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