Aktuell: Neue Proteste in Tibet – Klöster nach Protesten abgeriegelt, Mönch zündet sich an und wird angeschossen

2. März 2009. Mehrere Hunderte Mönche in Osttibet haben am 1. März 2009 öffentlich gegen das Verbot einer Gebetszeremonie protestiert und die Freilassung von politischen Gefangenen gefordert. Die Mönche des Klosters Sey in der tibetischen Stadt Ngaba (chinesisch „Aba“) in der tibetischen Region Amdo sind dabei am Vormittag von ihrem Klostergelände in Richtung Ortskern gezogen, nachdem Behördenvertreter Gebetszeremonien, die im Rahmen des wichtigen traditionellen Monlam-Festivals abgehalten werden, untersagt hatten, berichten drei tibetische Quellen aus der Gegend, darunter ein Augenzeuge. Eine Quelle gibt ferner an, dass sich der Protestmarsch aufgelöst hatte, als bewaffnete Sicherheitskräfte und Behördenvertreter eintrafen. Die Sicherheitskräfte haben ferner das Kloster umstellt, heißt es weiter.
Die Anspannung in der tibetischen Region Amdo ist hoch, da sich in einem weiteren Vorfall ein Mönch des Klosters Kirti am vergangenen Freitag (27. Februar 2009) selbst angezündet hatte und daraufhin von Sicherheitskräften angeschossen worden war. Vorausgegangen war ebenfalls ein Verbot, das Monlam-Festival abzuhalten. Die chinesischen staatlichen Medien haben inzwischen bestätigt, dass ein Mönch aus dem Kloster Kirti mit Verbrennungen an Kopf und Nacken in ein Krankenhaus gebracht worden ist. In einem anderen Vorfall haben rund 100 Mönche haben zum Beginn des tibetischen Neujahrsfestes am 25. Februar mit einer Kerzen-Mahnwache vor Regierungsgebäuden in der chinesischen Provinz Qinghai der Opfer der gewaltsamen Niederschlagung der Proteste in Tibet gedacht. Berichten zufolge hatten die Mönche unter anderem die Rückkehr des Dalai Lama nach Tibet gefordert. Das Kloster ist dem Vernehmen nach von bewaffneten Sicherheitskräften umstellt und ein Ultimatum an die Organisatoren des Protestes ausgesprochen worden, sich innerhalb der nächsten 48 Stunden zu stellen.
Der Vorfall vom 1. März ereignete sich gegen 9 Uhr morgens als rund 600 Mönchen des Klosters Sey in der Nähe der Stadt Ngaba (rund 1,5 Kilometer entfernt vom Kloster Kirti) mitgeteilt worden war, dass es ihnen nicht erlaubt sei, das Monlam-Fest zu feiern. Das Monlam-Fest ist schon in der Vergangenheit Ziel zahlreicher Verbote von Seiten der chinesischen Regierung gewesen. Es war zuerst im Jahre 1409 durch den Gründer der tibetischen Gelugpa-Tradition Tsongkhapa abgehalten und während der Kulturrevolution und zuletzt 1990 verboten worden. Die Mönche des Klosters Sey hatten trotz des Verbotes begonnen, Gebete zu sprechen, aber nach Aussage einer tibetischen Quelle mit Verbindungen in die Gegend hätten Beamte sofort eingegriffen und die Gebetszeremonie abgebrochen. Die Mönche hätten daraufhin die Beamten gebeten, ein bestimmtes Gebet sprechen zu dürfen, woraufhin die Beamten nichts sagten und die Mönche mit dem Gebet fortfuhren.
Nach einiger Zeit erhoben sich die Mönche und verließen die Gebetshalle. Derselben Quelle zufolge handelte sich vermutlich um rund 600 Mönche, die sodann das Klostergelände verließen und Richtung Ngaba zogen und dabei gegen das Verbot des Monlam-Festes und für die Freilassung von politischen Gefangenen aus Ngaba skandierten. Es ist nicht möglich, die genaue Zahl der Protestierenden anzugeben, da hierzu Quellen unterschiedliche Aussagen treffen. Die Mönche sind rund fünf bis zehn Minuten weitergezogen, bis sie von Beamten, vermutlich von Vertretern des „Demokratischen Verwaltungskomitees“ des Klosters, eingeholt worden sind. Diese drangen darauf, den Protestmarsch abzubrechen, da sie offenbar ein gewaltsames Eingreifen der im Ort stationierten bewaffneten Sicherheitskräfte befürchteten. Einem Bericht zufolge sollen ältere Mönche des Klosters ebenfalls versucht haben, den Protestmarsch aufzuhalten. Eine mit den Örtlichkeiten vertraute Quelle berichtete, dass der Protestmarsch kurz vor einer Brücke zum Stehen kam, als bewaffnete Sicherheitskräfte eintrafen, woraufhin sich der Protestzug zwei Berichten zufolge auflöste. Die Mönche befinden sich demnach wieder auf dem Klostergelände, das mittlerweile von bewaffneten Sicherheitskräften umstellt ist. Vermutlich ist ebenfalls eine Ausgangssperre verhängt worden.
Die chinesischen Staatsmedien haben inzwischen bestätigt, dass ein Mönch, der von tibetischen Quellen als Tapey identifiziert wurde, sich ebenfalls in der Stadt Ngaba (chinesisch „Aba“) am vergangenen Freitagnachmittag (27. Februar 2009) öffentlich angezündet hat, berichtet Xinhua mit Verweis auf den örtlichen Parteichef von Ngaba Shi Jun. Shi berichtete demnach, dass örtliche Sicherheitskräfte das Feuer gelöscht haben und der Mann mit Verbrennungen an Kopf und Nacken in ein Krankenhaus gebracht worden sei. Weitere, nicht-offizielle Berichte aus der Gegend bestätigen, dass Tapey von der bewaffneten Volkspolizei zumindest angeschossen worden war, nachdem er sich in Brand gesetzt hatte. Informationen über seinen gegenwärtigen Gesundheitszustand liegen im Augenblick nicht vor, obwohl die Xinhua berichtet hatte, Tapey befinde sich jetzt in einem Krankenhaus. Die Geschäfte in Ngaba sind über das Wochenende infolge des Vorfalles geschlossen geblieben und die Militärpräsenz in der Gegend vermutlich nochmals erhöht worden. Ein Augenzeuge berichtete von einer sehr sichtbaren Ansammlung von Truppen unweit des Klosters Sey, die offensichtlich Übungen abhielten.
Lesen Sie mehr in den ICT-Berichten (englisch): "Authorities surround monastery; issue 48 hour ultimatum for organizers to ’surrender‘ after latest protest in Tibet" vom 27. Februar 2009; "Monk sets himself on fire; shot by police during protest" vom 27. Februar 2009; "New protest today in Ngaba after officials ban prayer ceremony" vom 1. März 2009.

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