Pressemitteilung: Tibeter stirbt nach Selbstverbrennung / Hunderte Tibeter trotzen Polizeiaufgebot und versammeln sich zu Bestattung / ICT: “Protest in Bevölkerung verankert“

Berlin, 15. Juni 2012. Heute Morgen hat sich in Nordosttibet ein älterer Tibeter selbst angezündet und ist kurz darauf an den Folgen verstorben. Tamdin Thar, ein Nomade in seinen Fünfzigern, setzte sich am frühen Freitagmorgen in der Stadt Chentsa (chin.: Jianza) vor dem Gebäude der paramilitärischen Bewaffneten Volkspolizei selbst in Brand. Dies berichteten in Indien lebende Exil-Quellen mit direkten Kontakten in die Region. Der genaue Wortlaut von Tamdin Thars letzten Äußerungen ist nicht gesichert, doch glauben die Quellen, er habe – bereits in Flammen stehend – Forderungen nach der „Rückkehr des Dalai Lama“ und „Freiheit in Tibet“ ausgestoßen. Auch die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua bestätigte eine Selbstverbrennung (http://www.china.org.cn/china/2012-06/15/content_25657298.htm) in Chentsa, machte jedoch zunächst keine weiteren Angaben bezüglich Identität oder Motivlage. Chentsa liegt in der zur Provinz Qinghai zählenden Tibetischen Autonomen Präfektur Malho (chin.: Huangnan). Seit Februar 2009 haben sich damit insgesamt 39 Tibeterinnen und Tibeter aus Protest gegen die chinesische Tibetpolitik selbst in Brand gesetzt. 30 von ihnen verloren dabei ihr Leben.

Offenbar gelang es den paramilitärischen Polizeikräften, die Flammen auf Tamdin Thars Körper zu ersticken und ihn mit einem Fahrzeug vom Ort des Geschehens wegzubringen. Dennoch verstarb er innerhalb weniger Stunden. Währenddessen versammelten sich laut den Exilquellen Hunderte Tibeter aus Chentsa und Umgebung im Stadtzentrum, wo sie, der wachsenden Polizeipräsenz trotzend, von den Behörden die Herausgabe des Leichnams von Tamdin Thar forderten. Mehreren Quellen zufolge wurde dieser Forderung um die Mittagszeit herum entsprochen. Aktuelle Fotos, die bereits kurze Zeit später im Internet kursierten, zeigen eine große Menschenmenge, die sich auf einem nahegelegenen Hügel zusammengefunden hat, um Tamdin Thar die letzte Ehre zu erweisen. Sein Leichnam ist auf den Bildern über und über bedeckt mit weißen und gelben Khatags, den tibetischen Glücks- und Segensschals.

Seit den massiven Protesten im März 2008, die fast ganz Tibet erfasst hatten, ist der Landkreis Chentsa ein Schauplatz des tibetischen Widerstands gegen Pekings Tibetpolitik. Dieser beschränkt sich nicht auf die Klosterbevölkerung wie zuletzt im März 2012, als die Mönche des Klosters Lamu Dechen in einer Protestaktion öffentlich die Rückkehr des Dalai Lama nach Tibet forderten. So demonstrierten im Oktober 2010 Hunderte Schüler und Lehrer in Chentsa gegen die Abwertung des Tibetischen im Schulunterricht. Nach Einschätzung der International Campaign for Tibet (ICT) zeigen die aktuellen Ereignisse in Chentsa erneut die ablehnende Haltung der Bevölkerung gegenüber der Politik der Führung in Peking. ICT-Geschäftsführer Kai Müller: „Die Berichte und Bilder aus Chentsa belegen eindrücklich, dass der Protest in der Bevölkerung fest verankert ist. Wenn sich so viele Menschen auch von einer massiven Polizeipräsenz nicht einschüchtern lassen, zeigt dies sehr deutlich das Scheitern der von Peking verordneten ‚harmonischen Gesellschaft‘.“

Den ICT-Bericht mit ausführlichen Informationen finden Sie hier zum Herunterladen, oder im Anhang dieser E-Mail (pdf, englisch): https://savetibet.de/fileadmin/user_upload/content/berichte/Aktuelle_Berichte/ICT_Bericht_15062012.pdf.

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Kai Müller
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Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit größte Tibet-Organisation seit mehr als 20 Jahren für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel, London und Berlin sowie Rechercheteams in Dharamsala, Indien, und Kathmandu, Nepal.

 

Berlin, 16. März 2011. Der 21 Jahre alte tibetische Mönch Phuntsog aus dem Kloster Kirti in Ngaba (chin.: Aba) in der chinesischen Provinz Sichuan hat sich heute Morgen öffentlich angezündet und ist anschließend seinen Verletzungen erlegen. Augenzeugen in Kontakt mit tibetischen Exil-Quellen zufolge soll die Polizei die Flammen gelöscht und auf Phuntsog eingeschlagen haben. Kurz danach sei der Mönch gestorben. Die Selbstverbrennung Phuntsogs fiel zusammen mit dem dritten Jahrestag der blutigen Niederschlagung des friedlichen Protests im Kloster Kirti im Jahre 2008. Dabei waren mindestens zehn Tibeter von chinesischen Sicherheitskräften erschossen worden.

Der Tod Phuntsogs führte anschließend zu einer großen Demonstration, an der sich mehrere Hundert Mönche und weitere Tibeter beteiligten, wie dieselben Quellen berichten. Diesen Protestzug habe die Polizei gewaltsam gestoppt und dabei eine unbekannte Anzahl von Mönchen verhaftet sowie protestierende Tibeter geschlagen. Der Leichnam Phuntsogs wurde unterdessen ins Kloster Kirti zurückgebracht. Wie ein tibetischer Mönch im nordindischen Dharamsala sagte, seien die Mönche in Kirti „eher bereit zu sterben, als Phuntsogs Leiche den chinesischen Behörden zu übergeben“. Inzwischen soll das Kloster von chinesischem Militär umstellt sein, offenbar seien auch einige Telefonverbindungen unterbrochen worden.

Die Selbstverbrennung Phuntsogs ist bereits die zweite im Kloster Kirti seit dem Frühjahr 2008. Im Februar 2009 hatte sich der Mönch Tapey ebenfalls in Brand gesetzt, nachdem eine Gebetszeremonie innerhalb des Klosters von den chinesischen Behörden untersagt worden war. Tapey überlebte, wurde allerdings anschließend inhaftiert. Wo er derzeit festgehalten wird, ist unbekannt. Nach Einschätzung der International Campaign for Tibet (ICT) ist der aktuelle Vorfall in hohem Maße erschütternd. Phuntsogs Selbstverbrennung zeige auf drastische Art die Verzweiflung der Tibeter über die kompromisslose Linie Pekings in ihrer Heimat.

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