Tibet-Politik

Pressemitteilung: Chinas tibetische Eisenbahn: kein Nutzen für Tibeter.

2. September 2003

Washington, D.C., Berlin: Die Studie der International Campaign for Tibet (ICT) „Crossing the Line: China´s Railway to Lhasa, Tibet” weist nach, dass die chinesische Regierung die Eisenbahn quer durch das tibetische Hochplateau nach Lhasa baut, um die politische Kontrolle über Tibet zu erhöhen und, entgegen ihrer Behauptung, nicht zum Nutzen des tibetischen Volks.

Chinas früherer Präsident Jiang Zemin hatte es 2001 selbst ausdrücklich zugegeben: „Einige Menschen rieten mir, das Projekt nicht durchzuführen weil es nicht wirtschaftlich sei. Ich sagte, dies ist eine politische Entscheidung".

Nutznießer des 1.118 km langen Schienenstrangs von Gormo nach Lhasa, der 2001 begonnen wurde und 2007 fertig gestellt sein soll, sind mit großer Wahrscheinlichkeit das chinesische Militär, das seit dem Einmarsch nach Tibet 1949 Hauptimporteur von Waren nach Tibet ist, und die chinesischen Händler und Migranten, die auf den subventionierte Transport von jährlich ca. 100 000 Tonnen Weizen und Reis nach Tibet angewiesen sind. Während die Tibeter im wesentlichen Selbstversorger sind, ist die Mehrheit der Chinesen von eingeführten Nahrungsmitteln und anderen Waren abhängig.

„Dies ist ein weiteres Beispiel kommunistischer Planwirtschaft in Tibet, das sino-zentristische Interessen vor die der Tibeter stellt. Die meisten Tibeter werden unter den derzeitigen Bedingungen nicht vom Eisenbahnbau profitieren." sagte Dr. Gudrun Henne, Geschäftsführerin der ICT Deutschland.

Während einige Tibeter die Eisenbahn unterstützen und manche Bereiche der tibetischen Wirtschaft von ihr profitieren werden, äußerten die meisten Tibeter in privaten Gesprächen tief sitzende Bedenken über den Einfluß der Eisenbahn, insbesondere auf das Risiko eines deutlich höheren Zustroms chinesischer Migranten.

„Unter anderen politischen Umständen könnte die Eisenbahn Tibet nützen" sagte John Ackerly, Präsident von ICT weltweit. „Eine eindeutige Politik Beijings, den Migrantenzustrom zu stoppen – und entsprechende Umsetzungsmaßnahmen – könnte die Furcht der Tibeter zerstreuen und der Eisenbahnbau ihnen nützen, statt ein koloniales Projekt zu sein".

Die 70-seitige Studie analysiert Satellitenbilder, die Wirtschaftlichkeit des Transportsystems und Interviews mit Transportexperten. Während breite Schichten der tibetischen Bevölkerung weiterhin in Armut lebt, sind die offiziellen Kosten der Bahnlinie von 2.9 Milliarden Euro mehr als China in den letzten 50 Jahren in der Autonomen Region Tibet insgesamt in Gesundheit und Bildung investiert hat. Wirtschaftlichkeitsberechnungen von Spitzen-Ökonomen im Eisenbahn-Ministerium selbst beweisen, wie schlecht die Investition ist.

Die International Campaign for Tibet bittet die chinesische Regierung eindringlich, mehrere Empfehlungen umzusetzen, u.a.:

  • Maßnahmen zu erlassen und umzusetzen, die sicherstellen, dass die Eisenbahn nicht zu einem größeren Zustrom von Nicht-Tibetern nach Tibet führt.
  • Tibeter und Tibeterinnen darin auszubilden, die Eisenbahn vollständig zu managen und zu kontrollieren und ihnen zu erlauben, Frachttarife und andere Regulierungen für Passagiere, Industrie, Militär etc. festzulegen.
  • Die Verfolgung von Tibetern zu verhindern, die sich gegen die Eisenbahn aussprechen.

ICT bittet andere Regierungen eindringlich,

  • Teilnahme am Bau und Betrieb der Eisenbahn durch Versagung von entsprechender technischer Unterstützung, Exportlizenzen usw. zu verhindern.
  • Richtlinien erlassen, die sicherstellen, dass jegliche Unterstützung für ökonomische Aktivitäten in Tibet sozial-ökonomisch verträglich und ethisch verantwortlich ist.

Der Bericht wurde von Mitarbeitern der ICT geschrieben. Isciences und Earth Satellite Corporation erstellten die Analysen der Satellitenbilder. Mehrere chinesische Eisenbahnexperte, von denen einige im chinesischen Eisenbahnministerium arbeiten, haben anonym zur Studie beigetragen.
Die im Bericht verwendeten Satellitenbilder sind von ICT erhältlich.

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