Umweltschützer
nach fast 15 Jahren Haft
aus Gefängnis entlassen
Quelle:Tibet Times
Nach Verbüßung einer fast 15-jährigen Gefängnisstrafe wurde der tibetische Umweltschützer und Philanthrop Karma Samdrup am 19. November aus der Haft entlassen. Auf einem vermutlich kurz nach seiner Freilassung aufgenommenen Foto ist ein gebrechlicher Karma Samdrup zu sehen, der von zwei Männern beim Gehen gestützt werden muss.
Die International Campaign for Tibet bleibt in Sorge um das Wohlergehen und die Gesundheit des heute 57-Jährigen, da politische Gefangene in Tibet während ihrer Haft häufig Folter und Misshandlung erleiden müssen.
„Wir sind froh, dass Karma Samdrup seine fast 15-jährige Haft offenbar überstanden hat. Zu hoffen ist, dass er keine bleibenden physischen Schäden erlitten hat. Die chinesischen Behörden müssen sicherstellen, dass er nach Haftentlassung Zugang zu medizinischer Versorgung hat, falls diese nötig ist”, erklärte ICT-Geschäftsführer Kai Müller.
Erfundene Anschuldigung
Der damals 42-jährige Karma Samdrup wurde im Juni 2010 vom Autonomen Volksgericht des Bezirks Yanqi Hui in der Uigurenregion Ostturkestan (Xinjiang) zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt. Vor seiner Festnahme hatte er sich erfolglos um die Freilassung seiner beiden Brüder bemüht. Rinchen Samdrup und Chime Namgyal waren im August 2009 wegen ihrer Bemühungen um den Schutz der Tierwelt in Chamdo in Tibet in Konflikt mit den örtlichen Behörden geraten und inhaftiert worden.
Karma Samdrup, damals Geschäftsmann und Sammler tibetischer Kunst sowie Gründer der preisgekrönten Three Rivers Environmental Protection Group, wurde unter der erfundenen Anschuldigung, er habe alte Gräber ausgeraubt, festgenommen und zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt.
Obwohl Karma Samdrup freigelassen wurde, tritt nun eine vom Gericht verhängte Zusatzstrafe von fünf Jahren Entzug politischer Rechte ab dem Datum seiner Freilassung in Kraft. Nach dem chinesischen Strafrecht sind damit seine bürgerlichen und politischen Freiheiten eingeschränkt, darunter das aktive und passive Wahlrecht, die Rede-, Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit sowie das Recht, Positionen in staatlichen Organisationen, staatlichen Unternehmen, Institutionen und Volksorganisationen zu bekleiden.
Tibetischer Sprach-Aktivist Tashi Wangchuk erneut festgenommen
Dass öffentliches Engagement im Herrschaftsbereich der chinesischen KP gefährlich ist, musste auch Tashi Wangchuk bereits mehrfach am eigenen Leib erfahren. Am 20. Oktober wurde der 38-jährige tibetische Sprach-Aktivist von den chinesischen Behörden ein weiteres Mal verhaftet. Offenbar hatte ihn die Polizei der Stadt Yushul beschuldigt, „verleumderische Videos“ auf Online-Plattformen veröffentlicht zu haben.
Wangchuks Ziel sei es gewesen, „Regierungsbehörden zu verleumden“ und die Politik der chinesischen Regierung zu kritisieren, so der Vorwurf. Der tibetische Aktivist wurde 15 Tage lang festgehalten und am 4. November wieder freigelassen. Tashi Wangchuk setzt sich seit vielen Jahren für den Erhalt und freien Gebrauch der tibetischen Sprache ein, wofür er unter anderem mit fünf Jahren im chinesischen Gefängnis büßen musste.
Seit Langem im Visier der chinesischen Behörden ist auch der tibetische Umweltverteidiger und Antikorruptions-Aktivist Anya Sengdra. Die chinesische Justiz hat seinen Antrag auf Wiederaufnahme seines Verfahrens abgelehnt. Der 53-jährige Anya Sengdra hat bereits sechs Jahre seiner Strafe wegen „Störung der sozialen Ordnung“ verbüßt.