Chinesische Serie
zeichnet Zerrbild
von Tibet

 

Quelle: CCTV

Vordergründig unpolitisch kommt sie daher, die in Tibet spielende chinesische Fernsehserie „Stadt des Sonnenscheins“; in Wahrheit jedoch ist sie das exakte Gegenteil: Tatsächlich steckt die Unterhaltungsserie voller subtiler und weniger subtiler Propaganda-Botschaften.

An der Oberfläche folgen die Zuschauer den Schicksalen mehrerer junger Menschen, die versuchen, ihren Weg im Leben zu finden. Im Mittelpunkt stehen Themen wie Liebe und Berufswahl sowie die Probleme, die sich aus den gegenläufigen Erwartungen der Elterngeneration ergeben.

Pekings Traum- und Zerrbild von Tibet „beleuchte das moderne Leben in Lhasa“, heißt es in einem längeren Artikel des englischsprachigen KP-Blatts „China Daily“: „Stadt des Sonnenscheins“ versuche, „das moderne städtische Leben in Lhasa anhand der Geschichten junger Menschen und ihrer Lebens- und Berufswahl sowie ihrer emotionalen Entscheidungen einem breiteren Publikum näher zu bringen“.

So soll es laut KP-Propaganda aussehen, „das moderne Leben in Lhasa“. (Quelle: baike.baidu.com)

Das Lhasa der Serie hat mit dem echten Lhasa nicht viel gemein

Die massiven Einschränkungen, denen die Tibeter im täglichen Leben unterworfen sind, die allgegenwärtige Überwachung und die massive Polizeipräsenz haben selbstverständlich keinen Platz in der Serie. Pikanterweise startet die Serie ausgerechnet mit dem ersten Tag des Shoton-Festes. Doch weit und breit ist kein einziger Polizist zu sehen.

Dabei wurden gerade in diesem Jahr zu Beginn des Shoton-Festes am 4. August drastisch verschärfte Überwachungsmaßnahmen aus Lhasa berichtet. Shoton, auch als Joghurtfest bekannt, geht in der Regel mit der Enthüllung eines 500 Quadratmeter großen Thangka-Gemäldes, Aufführungen tibetischer Opern und großen Picknicks einher. Es ist ein Fest der tibetisch-buddhistischen Kultur.

Gerade der buddhistische Aspekt des Ganzen tritt in der Serie aber vollkommen in den Hintergrund. Was bleibt, ist bunte Folklore, sind attraktive Bilder für die Kameras chinesischer Touristen, ist ein Tibet als exotischer Farbtupfer. Das Lhasa der Serie hat mit dem echten Lhasa, wie es die Tibeter erleben, offenkundig nicht viel gemein.

Ein Tibet, wie es sich Pekings Propaganda wünscht

Gewiss nicht ohne Grund fiel der Start der Serie mit dem chinesischen Nationalfeiertag am 1. Oktober zusammen, an dem die KP der Gründung der kommunistischen Volksrepublik gedenken lässt. Denn letztlich handelt es sich bei „Stadt des Sonnenscheins“ um die perfekte Umsetzung von „Xi Jinpings Kultur-Ideologie“, einem zentralen Bestandteil von Chinas neuer Kulturrevolution in Tibet.

Touristische Hotspots: Potala-Palast und Jokhang-Tempel dürfen in keiner Episode fehlen. (Quelle: baike.baidu.com)

Die Serie zeigt das Bild eines Tibet, wie es sich die Pekinger Propaganda wünscht. In der Traumwelt von „Stadt des Sonnenscheins“ hat die von der KP vorangetriebene systematische und langfristig orientierte „Sinisierung“ der Tibeter bereits freiwillig stattgefunden. Es braucht nicht den Zwang, mit dem die Assimilierung der Tibeter in Wahrheit vorangetrieben werden soll.

Übrig bleibt ein Tibet ohne Konflikte, ein Tibet, das sich selbst als untrennbaren Bestandteil des „Mutterlands“ China sieht. Und nicht zuletzt ein touristisches Traumziel Tibet, das die Massen an chinesischen Touristen dankbar willkommen heißt.

Es ist ein Zerrbild von Tibet, das deutlich macht, wie perfide Pekings Propaganda arbeitet.

Mönche und Nonnen müssen kommunistische Slogans schreiben

Eine anderes Beispiel für das Vorgehen der chinesischen Machthaber in Tibet zeigten die Berichte über einen Kalligraphiewettbewerb in der tibetischen Präfektur Nagchu. Laut den chinesischen Propagandamedien soll dieser eine umfassende Zustimmung buddhistischer Funktionsträger zur kommunistischen Staatsideologie suggerieren.

Abzulesen ist dies an den Slogans, die tibetische Mönche und Nonnen mit höchster Konzentration auf lange Papierbögen pinseln. Einer von ihnen lautet: „Liebe zur kommunistischen Partei, zum Mutterland und zum Sozialismus mit festem Glauben.“

Die Mönche und Nonnen hätten 17 kalligrafische Werke in der „Landessprache“ – gemeint ist Mandarin-Chinesisch – und 21 kalligrafische Werke in tibetischer Sprache geschaffen, heißt es in dem Bericht. Die Inhalte hätten sich um „die Schaffung eines festen Bewusstseins für die chinesische Volksgemeinschaft“ und die „Wiederbelebung des Landes und den Fortschritt in Nagchu“ gedreht.

Kommunistischer Kalligraphie-Wettbewerb. Ein tibetischer Mönch beim Pinseln chinesischer Slogans. (Quelle: tibet.cn)

Durch ihre Teilnahme an dem Wettbewerb hätten die buddhistischen Mönche und Nonnen ihre „Liebe zur Partei, zum Mutterland und zum Sozialismus“ voll und ganz unter Beweis gestellt.

Erkennbar wird daran einmal mehr das Ziel der KP-Führung, den tibetischen Buddhismus komplett zu „sinisieren“. Die Religion soll sich der Ideologie der kommunistischen Machthaber nicht nur einfach unterordnen, sondern diese vollständig unterstützen und sich selbst zu eigen machen.

* Übrigens sind alle 21 Folgen von „Stadt des Sonnenscheins“ derzeit (Stand 3. Dezember) mit englischen Untertiteln im Internet abrufbar. Es empfiehlt sich der Einsatz eines Werbeblockers.

WEITERE THEMEN

FILMPREMIERE
IN BERLIN

ICT präsentiert
«Weisheit des Glücks»

FREI NACH
15 JAHREN

Tibetischer Umweltschützer
aus Haft entlassen

ANMELDUNG NEWSLETTER

Bleiben Sie über Tibet und
die Arbeit der ICT informiert!

ANMELDUNG NEWSLETTER

Bleiben Sie über Tibet und
die Arbeit der ICT informiert!

JETZT SPENDEN

Spendenkonto
IBAN: DE24370205000003210400
BIC: BFSWDE33XXX

 

MITGLIED / UNTERZEICHNER /
MITGLIED IM TRÄGERVEREIN

  

 

JETZT FOLGEN

   

JETZT SPENDEN

Spendenkonto
IBAN: DE24370205000003210400
BIC: BFSWDE33XXX

 

MITGLIED / UNTERZEICHNER /
MITGLIED IM TRÄGERVEREIN

  

 

 

JETZT FOLGEN