Peking schließt
renommierte
tibetische Schule

 

Quelle: tibet.net

30 Jahre lang galt die „Jigme Gyaltsen Nationalities Vocational High School“ als Leuchtturm der beruflichen Bildung in der nordosttibetischen Präfektur Golok. 30 Jahre lang bot die Schule eine einzigartige Mischung aus traditioneller tibetischer Kultur und moderner Wissenschaft und Technologie mit einer Schülerschaft, zu der auch etliche Mönche gehörten. Doch dann war plötzlich Schluss, die chinesischen Behörden verfügten die Schließung der renommierten Bildungseinrichtung. Im Internet findet sich ein kurzes Video der berührenden Zeremonie (Foto) zur erzwungenen Schulschließung.

In den chinesischen sozialen Medien wurde eine kurze Stellungnahme von Schulgründer und Namensgeber Ragya Jigme Gyaltsen veröffentlicht. Darin heißt es, dass die Schule „in Übereinstimmung mit den Standards für Berufsschulen und den Dokumenten der Regierung und der Partei der Provinz Qinghai“ geschlossen werde. Die derzeitigen Schüler würden an staatlichen Berufsschulen innerhalb der Präfektur eingeschrieben und die Arbeitsverträge der Lehrer gemäß der Vereinbarung auf diese staatlichen Schulen übertragen.

Die International Campaign for Tibet ist zutiefst besorgt über die systematische Verletzung des Rechts auf Bildung durch die chinesischen Behörden, das die Einrichtung und Unterhaltung von Privatschulen garantiert. Dieses Recht ist im Internationalen Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte und in der Konvention über die Rechte des Kindes verankert, die beide von der Volksrepublik China ratifiziert worden sind.

Ursprüngliches Ziel war die „Förderung der tibetischen Kultur und Bildung“

Gegründet wurde die Schule im August 1994 von dem damals 29-jährigen Mönch Ragya Jigme Gyaltsen, der selbst aus einer Hirtenfamilie stammt. Zu seiner Motivation nahm er in einem Interview aus dem Jahr 2010 Stellung. Darin sagt er, er habe die Berufsschule aus dem Wunsch heraus gegründet, „zur Förderung der tibetischen Kultur und Bildung beizutragen“.

Die Jigme Gyaltsen Nationalities Vocational High School begann mit 86 Schülern und erfuhr im Laufe der Jahre ein erhebliches Wachstum. Bis zum Jahr 2021 war die Schule auf über 1.000 Schüler angewachsen, mehrheitlich handelte es sich bei ihnen um Tibeter, hinzu kamen einige wenige Chinesen und Mongolen. Die Bildungseinrichtung bot den jungen Menschen eine anspruchsvolle Ausbildung in den Bereichen tibetische Sprache, englische Sprache, Informatik, Ingenieurwesen, Medizin, Videoproduktion und Sport.

Bemerkenswerterweise konnte Jigme Gyaltsen noch im Jahr 2014 auf der jährlichen politischen Konsultativkonferenz der Provinz Qinghai seine Gedanken zur tibetischen Sprache, Bildung und Gesellschaft ausgesprochen offen darlegen. In seinen Ausführungen schilderte Jigme Gyaltsen die Probleme des tibetischen Bildungssektors, wobei er recht ausführlich auf die Bedeutung der Unterrichtssprache eingeht. Jigme Gyaltsen bezeichnet es etwa ausdrücklich als „Fehler“, wenn Tibeter keinen Fachunterricht in ihrer Muttersprache erhalten. Angesichts der forcierten „Sinisierungs“-Kampagne der chinesischen Machthaber wäre dies heute undenkbar.

Peking zwingt 1.600 junge Mönche zum Verlassen ihrer Klosterschulen

Wie Anfang Juli bekannt wurde, haben die chinesischen Behörden in zwei osttibetischen Klöstern offenbar mindestens 1.600 junge Mönche gezwungen, die dort von ihnen besuchten Schulen zu verlassen. Die Klosterschulen seien geschlossen worden, wie „Voice of Tibet“ unter Berufung auf Quellen berichtet. Betroffen seien das Kloster Kirti im Landkreis Ngaba und das Lhamo-Kirti-Kloster im Landkreis Dzoge.

Die Schule des berühmten Klosters Kirti im osttibetischen Ngaba wurde von den chinesischen Behörden geschlossen. Die ca. 1.000 davon betroffenen Novizen müssen nun chinesische Schulen besuchen. (Foto: Jialiang Gao-CC-BY-SA-3.0)

Laut einem Bericht von „Radio Free Asia“ (RFA) würden die chinesischen Behörden die Mönchsnovizen nun zwingen, stattdessen staatliche Internatsschulen zu besuchen, in denen der Unterricht auf Chinesisch erteilt wird. Als Quelle nennt RFA Tibeter, die mit der Situation vertraut sind. Während RFA die Zahl der Betroffenen mit 1.600 angibt, ist bei VOA sogar von mehr als 1.700 die Rede.

Klosterausbildung nur für Erwachsene

Die Behörden hätten die Eltern unter Druck gesetzt, ihre kleinen Kinder nach den Sommerferien nicht mehr in die Klöster zu schicken, die jetzt von der Polizei bewacht werden, so die Quellen aus Tibet. Die chinesischen Machthaber hätten das Mindestalter, von dem an man eine klösterliche Ausbildung erhalten kann, auf 18 Jahre festgelegt.

Von den Zwangsmaßnahmen sind offenbar noch weitere Klöster betroffen. So hätten die chinesischen Behörden jungen Novizen auch den Zutritt zu den ebenfalls in Osttibet gelegenen Klöstern Ngaba Nangshug und Gomang sowie zum nordosttibetischen Kloster Labrang untersagt.

Traditionell konnten in Tibet Kinder bislang bereits im Alter von fünf oder sechs Jahren in die Klosterschulen eintreten, die seit Jahrhunderten als wichtigste Bildungseinrichtungen gelten. Offenbar soll ihnen diese Möglichkeit nun verwehrt bleiben. Zugleich bedeutet die Schließung der Klosterschulen für die jungen Tibeter auch das Ende eines Unterrichts in ihrer Muttersprache – und das hat schwere Konsequenzen.

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