Buddhistischer Abt
stirbt unter
ungeklärten Umständen

 

Quelle: RFA

Wie starb Tulku Hungkar Dorje? Welche Rolles spielten dabei die vietnamesischen und chinesischen Behörden? Und warum ignorierten sie Forderungen nach einer transparenten Untersuchung der Todesumstände des buddhistischen Abts? Dies sind nur einige der Fragen, die sich nach dem Tod von Tulku Hungkar Dorje stellen.

Klar scheint bislang so viel: Der Vorsteher des Klosters Lung-ngon im nordosttibetischen Landkreis Gade ist am 29. März unter ungeklärten Umständen in Vietnam verstorben. Seit dem Juli 2024 galt er als „verschwunden“. ICT befürchtet, dass sein Tod einen politischen Hintergrund haben könnte. Tulku Hungkar Dorje hatte sich offenbar Vorgaben der chinesischen Behörden widersetzt und für den Erhalt der tibetischen Kultur eingesetzt.

Offenbar erzwungene Erklärung der Klosterleitung

Wie es aussieht, informierten die chinesischen Behörden die Mönche des Kloster Lung-ngon über den Tod ihres Abtes. Kurz darauf gab das Kloster am 3. April eine offenbar erzwungene Erklärung ab, in der behauptet wurde, Tulku Hungkar Dorje sei im vergangenen Jahr ohne großes Aufhebens zu Exerzitien ins Ausland aufgebrochen. Anhänger Tulku Hungkar Dorjes wiesen die Darstellung der Klosterverwaltung zurück, die offenkundig von den chinesischen Behörden diktiert worden war.

Wie „Radio Free Asia“ (RFA) berichtete, traf am 5. April ein Team, bestehend aus fünf Mönchen des Klosters Lung-ngon und sechs Beamten der Provinz Qinghai, in Vietnam ein, um den Leichnam abzuholen. Den Mönchen sei jedoch verweigert worden, den Leichnam von Tulku Hungkar Dorje zu sehen, wie ihnen zuvor zugesichert worden war. Deshalb hätten sie sich geweigert, ein Dokument zu unterschreiben, um den Tod ihres Abtes zu bestätigen.

Abt setzte sich für die Bewahrung der tibetischen Kultur ein

Berichten zufolge, sei Tulku Hungkar Dorje immer wieder wegen seiner Bemühungen um die Bewahrung der tibetischen Kultur ins Visier der chinesischen Behörden geraten. Zudem weigerte er sich offenbar, den von der chinesischen Regierung ernannten und von den Tibetern nicht anerkannten Panchen Lama, Gyaltsen Norbu, in der erwünscht aufwendigen Weise zu empfangen. Von Juni 2024 an sei er deswegen heftigen Schikanen ausgesetzt gewesen.

Danach hätten seine Schüler und Anhänger vergeblich versucht, Tulku Hungkar Dorje in seinem Kloster zu treffen. Das habe den Verdacht genährt, dass er entweder von den chinesischen Behörden verschleppt oder ins Exil geflohen sei. Der Verbleib des Abts sei unklar gewesen, bis die chinesischen Behörden einige Mönche im Kloster über seinen Tod informiert hätten.

ICT fordert lückenlose und unabhängige Untersuchung

ICT verlangt, der Tod von Tulku Hungkar Dorje und die Umstände, unter denen er zuvor aus Tibet verschwunden ist, müssten restlos aufgeklärt werden. Wir fordern eine lückenlose und unabhängige Untersuchung des Falles. Auch die internationale Gemeinschaft muss sich bei der chinesischen und vietnamesischen Regierung dafür einsetzen.

Der ungeklärte Tod von Tulku Hungkar Dorje hat viele Tibeter aufgewühlt. In mehreren Ländern kam es zu Demonstrationen, Mahnwachen und Gebetszeremonien. Einige dieser Veranstaltungen fanden vor Botschaften und Konsulaten von China und Vietnam statt. Die Teilnehmer forderten dabei eine gründliche Untersuchung des Todes des angesehenen buddhistischen Lehrers.

Verdächtig hastige Einäscherung

Derweil unternehmen die chinesischen und vietnamesischen Behörden alles, um eine solche Untersuchung zu verhindern. Am 20. April fand die offensichtlich überstürzte Einäscherung des tibetischen Abts in Vietnam statt. Der Leichnam des 57-jährigen Tulku Hungkar Dorje wurde um 1 Uhr nachts offenbar in einer streng geheimen Zeremonie in Ho-Chi-Minh-Stadt in Vietnam eingeäschert.

Quellen, die mit dem Verstorbenen nahestehenden Personen in Kontakt stehen, berichten, dass um die 40 vietnamesische Polizisten und rund 30 chinesische Beamte den Ablauf der Einäscherung überwacht hätten. Kameras und alle Arten von Aufnahmegeräten seien strengstens verboten gewesen, offensichtlich um jede Transparenz zu verhindern.

Kontrollen, Verhöre und Festnahmen

Zudem haben die chinesischen Behörden Tibeter verhört und inhaftiert, weil sie im Internet Fotos und Nachrichten von Tulku Hungkar Dorje geteilt hatten. Dies berichtet RFA unter Berufung auf zwei Quellen aus der Region. Das Kloster des 56-jährigen buddhistischen Abts werde nun rund um die Uhr polizeilich überwacht. Außerdem sollen Polizisten stichprobenartig die Telefone der Einheimischen kontrolliert haben, um so die Verbreitung von Informationen über den Tod von Tulku Hungkar Dorje zu unterbinden.

Wer sein Beileid ausdrückte oder Fotos des Verstorbenen in den sozialen Medien teilte, sei von den chinesischen Behörden zum Verhör vorgeladen worden. Es sei darüber hinaus noch zu weiteren Festnahmen gekommen, so eine der Quellen. Aufgrund der strengen Kontrollen seien jedoch keine detaillierten Informationen über die Hintergründe zu erhalten.

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