Chinas Staudämme
bedrohen bis zu
1,2 Millionen Tibeter
Quelle: Xinhua
Weil Peking Tibets Flüsse immer engmaschiger mit gigantischen Staudämmen abriegelt, droht bis zu 1,2 Millionen Tibetern die Vertreibung aus ihrer Heimat. Dies dokumentiert ein neuer, umfassender Bericht von ICT, der Anfang Dezember erstmalig mithilfe einer interaktiven GIS-Kartierung veröffentlicht wurde.
Wasserkraft- und Staudammprojekte der Volksrepublik China führen in zunehmendem und bisher unbekanntem Maße zu massiven Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden in Tibet, während China mit den Projekten seinen Energiehunger stillt.
Durch den Bau hunderter Staudämme und Wasserkraftwerke zerstört die chinesische Regierung unwiederbringlich tibetische Häuser, Dörfer und wertvolles Kulturgut, wie zum Beispiel jahrhundertealte buddhistische Klöster.
„Das Ausmaß der Wasserkraft- und Staudammprojekte in Tibet ist erschreckend. Die Kommunistische Partei treibt diese Projekte ohne Rücksicht auf Mensch und Natur voran“, kritisiert ICT-Präsidentin Tencho Gyatso und fügt hinzu:
„Pekings Missachtung der Rechte des tibetischen Volkes und der Interessen seiner Nachbarn könnte nicht deutlicher sein. China muss seinen Kurs in Tibet ändern, und wirklich effektiven Klimaschutz umsetzen, und nicht länger an der starren Ideologie der KP festhalten.”
Interaktive Karte zeigt Auswirkungen auf lokale Bevölkerung in Tibet
Der ICT-Bericht liefert auf der Basis umfangreicher Recherchen und GIS-Kartierungen eine fundierte Analyse. Diese beschreibt den rasanten Bau hunderter Staudämme durch die Kommunistische Partei Chinas. Mithilfe der interaktiven Karte können Benutzer die Auswirkungen sehen, die jeder Damm auf die lokale Bevölkerung in Tibet, religiöse Stätten und das umliegende Land haben wird.
Dabei listet der Bericht insbesondere 193 Staudämme in Tibet, wobei eine vermutlich bedeutende Anzahl von Staudämmen aufgrund der Abschottung Tibets nicht erfasst werden konnte. Der Bericht stellt zudem Alternativen vor, die sich durch die Nutzung wirklich nachhaltiger, erneuerbarer Energien ergeben.
Die Gletschergipfel Tibets sind die Quellgebiete der acht großen Flüsse der Region. Dort gefährdet der Bau von Wasserkraft- und Staudammanlagen auch die Wasserversorgung, den Lebensunterhalt und die Gesundheit von bis zu 1,8 Milliarden Menschen in ganz China, Süd- und Südostasien.
ICT: Pekings Mega-Damm in Tibet ist kein „grünes Projekt“
Offensichtlich hätte der ICT-Bericht „Chinese Hydropower: Damning Tibet’s Culture, Community and Environment“ zu keinem passenderen Moment erscheinen können. Denn nur wenige Wochen später kündigten die chinesischen Staatsmedien den Bau des größten Wasserkraftwerkes der Welt in Tibet an. Das Mega-Projekt soll mehr als dreimal so groß ausfallen wie der bisherige Spitzenreiter, der Drei-Schluchten-Staudamms in Zentralchina.
Die verheerenden Folgen für die Tibeter wie auch für die Nachbarländer werden dabei konsequent verschwiegen. Nicht nur soll der Staudamm in einer gefährlichen Erdbebenzone gebaut werden, es drohen darüber hinaus auch Erdrutsche und die Bewohner müssten mit zwangsweiser Umsiedlung rechnen. Knapp 25.000 Tibeter wären nach ICT-Erkenntnissen durch den Medog-Staudamm (chin.: Motuo) negativ betroffen.
ICT kritisiert die chinesische Staatspropaganda, die versucht, den geplanten Mega-Damm als „grünes Projekt“ zu präsentieren. „Die internationale Öffentlichkeit darf nicht auf die Klimarhetorik der Kommunistischen Partei hereinfallen, während gleichzeitig 1,2 Millionen Tibeter direkt von Vertreibung, Umsiedlung und massiven Umweltschäden betroffen sein werden“, sagt ICT-Geschäftsführer Kai Müller:
„Was in Tibet geschieht, ist jedoch weder nachhaltig noch klimafreundlich. Im Gegenteil, ein Land wird rücksichtslos ausgebeutet und Menschen werden zu Verschiebemasse degradiert. Das ist absolut inakzeptabel.“