Junge Tibeter
sollen nicht mehr
Tibetisch lernen

 

Foto: Eknbg_Pixabay-CC0

Berlin, 18.11.2021. Gerade einmal drei Tage Frist räumten die chinesischen Behörden der Gaden Rabten Namgyaling-Schule in der osttibetischen Präfektur Kardze ein, um das Schulgebäude abzureißen. Andernfalls würde man die Schule selbst zerstören und das Grundstück beschlagnahmen, so die Ankündigung laut einem Bericht von „Radio Free Asia“ (RFA). In aller Hast hätten sich daraufhin Schulbeamte und Freiwillige versammelt, um die Schule abzureißen. In dem an das Drago-Kloster angeschlossenen Lernzentrum waren Kinder in tibetischer Kultur und Religion unterrichtet worden. Was nun aus ihnen wird, ob sie weiterhin lernen können oder der Region verwiesen werden, ist unklar.

Ungefähr zur selben Zeit wurde bekannt, dass die Behörden des nordosttibetischen Landkreises Bayan eine größere Anzahl minderjähriger Mönche zwangen, die Klöster Dhitsa und Jakhyung zu verlassen, in denen sie ihre Ausbildung erhielten. Den Jungen, die einem Bericht zufolge zwischen 11 und 15 Jahren alt sind, sei verboten worden, weiterhin Mönchsroben zu tragen. Auch durften sie offenbar nicht wieder in die Klosterschulen zurückkehren. Wo sie jetzt unterrichtet werden, bleibt ungewiss.

Auch außerhalb der Schulen soll kein Tibetischunterricht mehr stattfinden

Zwei unterschiedliche Fälle, die indes dasselbe Muster zeigen: Jungen Tibetern wird der Zugang zu ihrer Sprache und Kultur verwehrt. Ihnen stehen in der Regel nur noch staatliche chinesische Schulen offen, in denen das Tibetische wie eine Fremdsprache unterrichtet, der gesamte Fachunterricht hingegen auf Chinesisch vermittelt wird. Bereits seit Monaten erreichen uns Meldungen über ähnliche Vorfälle. Mal schließen die chinesischen Behörden im osttibetischen Landkreis Sershul mehrere Privatschulen, in denen junge Tibeter fundierte Kenntnisse ihrer Muttersprache erwerben konnten. Dann trifft das gleiche Schicksal die Sengdruk-Taktse-Schule in der tibetischen Präfektur Golog.

Damit nicht genug attackieren die chinesischen Behörden auch die Vermittlung von Tibetisch-Kenntnissen außerhalb der Schulen und während der Schulferien. So wurden etwa Schulkinder aus Tibets Hauptstadt Lhasa während der Sommerferien in militärische Trainingscamps geschickt, wo sie „politischen Unterricht“ über sich ergehen lassen mussten. Die Teilnahme an diesen Camps beraubte die Schüler der Möglichkeit, in dieser Zeit Tibetisch-Kurse zu besuchen. In die gleiche Richtung zielt die chinesische Verwaltung mehrerer nordosttibetischer Präfekturen. Diese verhängten laut einem Bericht von RFA ein umfassendes Verbot von Tibetisch-Kursen während der Winterferien. „Keiner Einzelperson oder Organisation ist es erlaubt, während der Winterferien, wenn die Schulen geschlossen sind, informelle Kurse oder Workshops zum Unterrichten der tibetischen Sprache abzuhalten“, so eine Quelle von RFA.

ICT: Verstoß gegen Diskriminierungsverbot

Die International Campaign for Tibet (ICT) erkennt in diesen Beispielen ein klares Muster. Sie sind ganz offensichtlich Teil der sogenannten „Sinisierungspolitik“ der KP mit dem Ziel die tibetische Kultur zu assimilieren. Es handle sich hierbei um einen „systematischen Angriff auf Tibets Sprache und Kultur“, so ICT-Geschäftsführer Kai Müller. Die Maßnahmen der chinesischen Behörden zielten darauf ab, die Verbindung der tibetischen Kinder zu ihrer Muttersprache zu kappen. Erschwerend komme das Vorgehen der Behörden gegen die tibetisch-buddhistische Klosterkultur hinzu, dem traditionellen Zentrum tibetischer Gelehrsamkeit. „In Tibet ist es seit Jahrhunderten in vielen Familien Brauch, ein Kind zur Ausbildung in ein Kloster zu geben. Dort erwerben diese Kinder nicht nur umfassende Kenntnisse der tibetischen Sprache und des tibetischen Buddhismus, sondern auch eine gute weltliche Bildung“, so der ICT-Geschäftsführer.

„Wenn die chinesischen Behörden es Minderjährigen verbieten, eine Mönchsausbildung zu machen, legen sie auch hier die Axt an eine Hauptwurzel der tibetischen Kultur“, so Kai Müller. Dies dürfe nicht unwidersprochen hingenommen werden. Denn nach Einschätzung der International Campaign for Tibet verstoßen die chinesischen Behörden mit den Schulschließungen sowohl gegen das Diskriminierungsverbot aus der Kinderrechtskonvention wie auch aus dem Sozialpakt der Vereinten Nationen. Mit ihren Maßnahmen greifen die Behörden zudem in die Erziehungsrechte der Eltern ein. Soweit es sich um von Klöstern organisierte Sprachkurse handelt, wird auch das Recht von Religionsgemeinschaften verletzt, eigene Schulen – unter staatlicher Aufsicht – zu betreiben. Die Schließung solcher Schulen stellt einen Verstoß gegen Grundprinzipien der Religionsfreiheit dar.

 

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