Wie Peking in die
Religionsfreiheit der
Tibeter eingreift

 

Foto: Tenzin Choejor

Der 84. Geburtstag des Dalai Lama am 6. Juli hat einmal mehr die Debatte über seine Nachfolge aufflammen lassen. In deren Zentrum steht die Frage, wer das Recht hat, über die nächste Reinkarnation des Dalai Lama zu entscheiden. Der indische Tibetologe Vijay Kranti  kommentiert den Anspruch der chinesischen Regierung, dabei das letzte Wort zu haben, mit beißendem Sarkasmus: „Kommunistische Spiele“ könnten manchmal lustiger sein, als Karl Marx es sich jemals hätte vorstellen können: „Chinas jüngster Wahnsinn besteht darin, ein Team buddhistischer Mönche unter der Führung eines hochrangigen kommunistischen Funktionärs zu ernennen, um die nächste Inkarnation von Tibets im Exil lebenden Dalai Lama zu entdecken, sobald dieser verstorben ist“, so Kranti. Pekings Absicht sei es, „einen Marionetten-Dalai Lama zu installieren“, um seiner kolonialen Kontrolle Tibets den Anschein von Legitimität zu verleihen.

Indien darf Pekings Anspruch nicht unterstützen

Die chinesischen Behörden vertreten ihren Anspruch, über die Nachfolge des Dalai Lama entscheiden zu können, immer aggressiver auch nach außen. Wie „Radio Free Asia” (RFA) meldete, verlange die chinesische Regierung, dass dieser insbesondere von Delhi anerkannt werde. So habe Zha Luo, Direktor eines Tibet Forschungszentrums der chinesischen Regierung, im Gespräch mit indischen Journalisten gewarnt, dass eine eventuelle Weigerung Indiens, einen von Peking bestimmten Dalai Lama gleichfalls anzuerkennen, die bilateralen Beziehungen belasten könnte. Der indische Journalist Prasenjit Chowdhury trat diesem Ansinnen in einem Artikel mit Nachdruck entgegen. Indien müsse Pekings Anspruch zurückweisen, fordert Chowdhury, der in der Weigerung des damaligen indischen Ministerpräsidenten Jawaharlal Nehru, die chinesische Invasion Tibets in den fünfziger Jahren zu verurteilen, einen historischen Fehler erkennt.

Peking hat weder „historisches, noch religiöses oder politisches Recht” auf Einmischung

Auch von tibetischer Seite wird der Anspruch Pekings strikt zurückgewiesen. Peking habe weder „historisch, noch religiös oder politisch” das Recht, sich in die Frage der Reinkarnation des Dalai Lama einzumischen, heißt es in einem längeren Artikel auf der Webseite der tibetischen Exilregierung in Dharamsala. Gleichfalls auf tibet.net erschien der Artikel „The Tibetan Tradition of Reincarnation and CCP’s Assertion to Reign Sovereignty over ‚Living Buddhas’”, in dem zum einen die historische Herausbildung des tibetischen Systems der Reinkarnation von Tulkus beschrieben wird, und zum anderen die zunehmend offensiven Versuche der chinesischen Regierung geschildert werden, den tibetischen Buddhismus unter ihre Kontrolle zu bringen. Eine zentrale Rolle kommt dabei dem Anspruch des kommunistischen Staates zu, die Anerkennung „lebender Buddhas” in alleiniger Verantwortung zu regeln. Widerspruch dagegen kommt auch aus den USA, wo der Kongressabgeordnete Jim McGovern, eine der treibenden Kräfte hinter dem „Reciprocal Access to Tibet Act”, ankündigte, einen Gesetzentwurf vorzulegen, der Sanktionen für den Fall vorsieht, dass sich Peking in die Frage der Nachfolge des Dalai Lama einmischt. Medienberichte zitieren McGovern mit den Worten, alleine die tibetischen Buddhisten hätten das Recht, über einen künftigen 15. Dalai Lama zu entscheiden.

 

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