Das Tibet-Jahr 2011

Ein ereignisreiches Jahr geht zu Ende. 2011 ist viel geschehen, was große Bedeutung für die Tibeter hat – in Tibet, aber auch im indischen Dharamsala, in den USA oder in Deutschland. Der Dalai Lama hat seine politischen Vollmachten auf eine demokratisch gewählte Führung übertragen, mit dem neuen Kalon Tripa Lobsang Sangay vertritt nun ein junger und charismatischer Politiker die Sache Tibets – und dies sehr eindrucksvoll, wie seine Europa-Reise im November gezeigt hat.
Besonders jedoch die Ereignisse in Tibet selbst, zuvörderst die Serie von Selbstverbrennungen von Tibetern, haben in diesem Jahr bestürzende, verstörende und aufrührende Bilder geliefert. Leider konnte vieles davon nicht fotografiert, gefilmt oder veröffentlicht werden, die Gründe dafür liegen auf der Hand, wie Sie unserem Artikel „Dokumente der Unterdrückung“ hier in diesem Newsletter entnehmen können.

Doch auch wenn die chinesische Führung die "Bildhoheit" über Tibet für sich beansprucht, gibt es doch genügend Ereignisse von Bedeutung für Tibet und die Tibeter, bei denen ihr dies nicht möglich ist. Wir haben hier einen Jahresrückblick in Bildern zusammengestellt, die das Jahr 2011 für Sie noch einmal Revue passieren lassen werden. Wenn Sie dabei den Wunsch verspüren sollten, zu einzelnen Themenmehr mehr erfahren zu wollen, können Sie dafür einfach unser Newsletter-Archiv zu Rate ziehen.

Hier gelangen Sie mit einem Klick zur

Ein treuer Freund Tibets

Am 18. Dezember starb der ehemalige tschechische Staatspräsident Vaclav Havel im Alter von 75 Jahren. Weit über Havels Heimatland hinaus trauerten Menschen um diesen Verlust. Auch viele Tibeterinnen und Tibeter gedachten des einstigen Bürgerrechtlers und Mitinitiators der Charta 77. Nicht wenigen von ihnen ist er heute noch ein Vorbild. Die Tibetische Zentralverwaltung im indischen Dharamsala nannte Vaclav Havel einen „lieben und standhaften Freund“ des tibetischen Volkes.

Auch die International Campaign for Tibet trauert um Vaclav Havel., der viele Jahre ihrem Internationalen Beirat angehörte. 2005 hatte er für sein Eintreten für Demokratie und Menschenrechte in Tibet in Berlin aus der Hand des Dalai Lama den “Light of Truth Award“ der ICT erhalten. Eine ausführliche Würdigung Vaclav Havels können Sie hier in englischer Sprache nachlesen.

Der Dalai Lama betonte in seinem Kondolenzschreiben an die Ehefrau Havels, Dagmar Havlova, dass „die Welt einen großen Staatsmann verloren hat, dessen Standfestigkeit und unbeirrbare Entschlossenheit eine zentrale Rolle bei der Erlangung von Freiheit und Demokratie in der damaligen Tschechoslowakei gespielt hat.“ Die beiden Männer waren einander seit vielen Jahren in Freundschaft verbunden. Der Dalai Lama hatte Vaclav Havel zuerst im Februar 1990 unmittelbar nach seinem Amtsantritt und später regelmäßig getroffen, zuletzt unmittelbar vor seinem Tod am 10. Dezember 2011. Den englischen Wortlaut der Erklärung des Dalai Lama finden Sie hier auf seiner offiziellen Webseite.

Dokumente der Unterdrückung

Es waren starke Bilder, die vor kurzem an das Licht der Weltöffentlichkeit gelangten, und für diesen Weg hatten sie mehr als drei Jahre benötigt. Das Foto- und Videomaterial aus dem Jahr 2008 zeigt in brutaler Deutlichkeit den chinesischen Unterdrückungsapparat in Tibet. Buchstäblich mit aller Macht sollte dem Protest gegen die chinesische Tibetpolitik im Jahr der Olympischen Spiele entgegen getreten werden. Hochgerüstete Polizei- und Militäreinheiten führen im Morgengrauen Razzien in Privathäusern durch, Mönche werden auf Lastwagenpritschen verladen, die Verhafteten müssen auf demütigende Weise ihre Namen in die Kamera sprechen, anderen werden Schilder mit ihren angeblichen Vergehen um den Hals gehängt. Welchen Weg die Bilder aus Tibet hatten nehmen müssen, bleibt im Dunkeln, an ihrer Authentizität indes gibt es keinen Zweifel.

Ein 22-Minuten–Video mit Aufnahmen von morgendlichen Razzien wurde hier von der Tibetischen Zentralverwaltung (CTA) in Dharamsala mit englischen Untertiteln versehen und veröffentlicht. Das Filmmaterial ist hier auch auf youtube zu sehen. Offenbar zeigt das Video die Verhaftung einer Reihe von Tibetern, die zu den ersten zählten, die später wegen ihrer Beteiligung an den Protesten in Lhasa im März 2008 verurteilt wurden. Aufgenommen wurden die Bilder in dem Dorf Dog-sde (Chin.: Duode xiang), das in der Nähe des Klosters Sera in der Umgebung von Lhasa liegt. Die International Campaign for Tibet hat die Bilder analysiert und bietet hier eine zusammenfassende Beschreibung des Geschehens in englischer Sprache an.

Ebenfalls über das Internet verbreitet wurde eine Reihe von Fotos, die auch im Jahre 2008 aufgenommen worden sind. Sie stammen aus Ost-Tibet und wurden auf der (außerhalb Chinas angesiedelten) chinesischsprachigen Webseite boxun.com und dem Blog der tibetischen Schriftstellerin Woeser veröffentlicht. Die abgebildeten Szenen erinnern an die Jahre der Kulturrevolution. Einige der Aufnahmen sollen aus der Tibetischen Autonomen Präfektur Ngaba in der Provinz Sichuan stammen, nicht alle Orte konnten zweifelsfrei bestimmt werden. Auch diese Fotos können Sie hier ansehen. Dort findet sich auch der Augenzeugenbericht eines westlichen Tibet-Besuchers, der die anhaltende Militarisierung des öffentlichen Raums in Lhasa anschaulich macht.

Laufen für Tibet“>

Sie leben in Hamburg oder Frankfurt, in Hasborn oder Berlin, sie sind Männer und Frauen unterschiedlichen Alters, doch eins haben sie gemeinsam: Sie alle sind Läuferinnen und Läufer für Tibet. Sie alle haben sich in diesem Jahr der ICT-Kampagne „Laufen für Tibet“ angeschlossen und ihr Engagement bei zahlreichen Laufevents unter Beweis gestellt. Im Folgenden finden Sie die Namen unserer aktiven Läuferinnen und Läufer aufgelistet.

  • Hans-Ulrich Billib, Berlin
  • Simone Dinter, Frankfurt/M.
  • Natalie Fresinger, Hasborn
  • Dr. Wolfgang Miethge, Kaltental
  • Andreas Presser, Eichenau
  • Manfred Sander, Berlin
  • Anait Seul, Preetz
  • Birgit Waltereit, Hamburg

Ganz herzlichen Dank dafür von uns an dieser Stelle. Mögen sie noch viele Kilometer für Tibet zurücklegen! Gelegenheit dazu bietet sich reichlich, beispielsweise bei einem der zahlreichen Silvester- oder Neujahrsläufe. „Laufen für Tibet“ wird im kommenden Jahr weitergehen. Wir freuen uns jetzt schon auf Ihre Zuschriften, in denen Sie uns von Ihren Läufen berichten. Besonders schön wäre es, wenn Sie auch weiterhin Fotos von sich selbst im Laufdress machen und uns diese zuschicken könnten.

Wer sich bislang noch nicht mit der „Laufen für Tibet“-Kampagne befasst hat, findet hier alle notwendigen Informationen. So kann man diese nicht nur als aktiver Sportler unterstützen. Auch mit einer Spende oder als Sponsor können Sie dies erreichen. Unternehmen haben so die Möglichkeit, sich im Rahmen einer Lauf-Patenschaft zu engagieren. Wie zum Beispiel unsere Lauf-Paten von „TouchLife, Massage nach Leder & von Kalckreuth“ aus Hofheim, die unsere Arbeit und diese Kampagne finanziell unterstützen. Gerne können Sie sich bei Interesse an uns wenden oder Unternehmen hierauf hinweisen.

Für Schnellentschlossene: Der ICT-Kalender 2012

Auch wer zu Silvester noch keinen Kalender für 2012 hat, braucht nicht zu verzagen. Noch sind einige Restexemplare des Tibet-Kalenders der International Campaign for Tibet zu haben. Zwar dürfte es auch beim besten Willen nicht mehr klappen, Ihnen die Kalender pünktlich zum Jahresbeginn zuzustellen. Doch vermutlich ist das zu verschmerzen, nicht zuletzt in einem Schaltjahr mit 366 Tagen.

Tibet: Breaking the Silence heißt der neue Kalender. Er würdigt das mutige Wirken von Autoren und Intellektuellen, die trotz allgegenwärtiger Repression mit ihren Gedichten und Texten die „Stille durchbrechen“ und auf die bedrückende Situation des tibetischen Volkes hinweisen. Zwölf großformatige Bilder aus Tibet verleihen den tibetischen Gedichten und Texten, die in englischer Übersetzung abgedruckt sind, zusätzliche Kraft.

Dieser Kalender ist ein Muss für alle Tibetfreundinnen und -freunde und nicht zuletzt auch ein ausgezeichnetes Geschenk. Erhältlich ist er zum Normalpreis von € 18,50 bzw. für ICT-Förderer zum exklusiven Sonderpreis von € 13,50 in unserem Tibet-Shop. Die Versandkosten sind jeweils schon im Preis enthalten. Zur Bestellseite finden Sie

Irmtraut Wäger: Amala – Mein Leben für Tibet

Unsere Arbeit

Tibetische politische Gefangene brauchen unsere Unterstützung!

Seit den landesweiten Protesten im letzten Jahr befinden sich immer noch mehr als 1.200 Tibeter in Haft oder sind „verschwunden“ – und müssen mit großer Wahrscheinlichkeit Folter und Misshandlungen hinnehmen. Der Grund: viele haben auf friedliche Weise gegen die Verhältnisse in Tibet und die Politik Pekings auf dem Hochland protestiert. Grundlegende Rechte werden ihnen damit systematisch vorenthalten.
Die Situation in Tibet ist eine Menschenrechtskrise, die uns alle angeht. Helfen auch Sie wie Schauspieler Hannes Jaenicke bei unserer Kampagne für tibetische Gefangene auf www.missingvoices.net oder sehen Sie ein Statement von Hannes Jaenicke auf unserer Webseite, laden Sie ein eigenes Videostatement hoch oder nehmen Sie an unserer Appellaktion an Staatspräsident Hu Jintao teil!

So können Sie helfen!

Bitte unterstützen Sie uns mit Ihrer Spende bei unserem Einsatz für die Wahrung der Menschenrechte und die Selbstbestimmung des tibetischen Volkes.
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So können Sie helfen!

Mit 5 € können Malstifte und Zeichenblöcke gekauft werden.
Mit 50 € können 5 warme Decken gegen die Kälte bezahlt werden.
Mit 250 € könnten fünf zusätzliche Betten angeschafft werden.
Internationaler Vorsitzender ist der bekannte Schauspieler Richard Gere (Foto). Er setzt sich bereits seit vielen Jahren aktiv für die Freiheit und die Selbstbestimmung Tibets ein.

ICT – News April 2009 Chinesisches Gericht verhängt Todesstrafe gegen Tibeter

Am 8. April hat das Mittlere Volksgericht in Lhasa zwei Tibeter zum Tode verurteilt. Ihnen wird vorgeworfen, Geschäfte von Han-Chinesen in Brand gesetzt zu haben und dadurch den Tod mehrerer Menschen verursacht zu haben. Es handelt sich dabei um die ersten Todesurteile im Zusammenhang mit den Unruhen in Lhasa vom März 2008. Insgesamt wurden vor dem Mittleren Volksgericht in Lhasa drei Fälle von Brandstiftung verhandelt, die sich einem Bericht der amtlichen chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua zufolge alle am 14. März 2008 ereignet haben sollen. Dabei hätten sieben Menschen den Tod gefunden. Zwei Angeklagte, deren Namen von Xinhua mit Losang Gyaltse und Loyar angegeben wurden, erhielten die Todesstrafe, zwei weitere Todesstrafen ergingen mit zweijährigem Aufschub, ein Angeklagter erhielt lebenslänglich. Todesstrafen mit Aufschub können in China bei guter Führung in lebenslange Haft umgewandelt werden. 
Der Meldung zufolge seien zwar alle fünf Angeklagten von Rechtsanwälten vertreten worden. Aus früheren Fällen ist jedoch bekannt, dass eine freie Wahl des Anwalts häufig unmöglich ist. So wurden im vergangenen Jahr 18 engagierte Bürgerrechtsanwälte massiv bedroht, sollten sie ihre Dienste Angeklagten in politisch sensiblen Verfahren anbieten. Generell muss davon ausgegangen werden, dass in solchen Fällen internationale Mindeststandards nicht eingehalten werden. Folter und Einschüchterung der Angeklagten sind an der Tagesordnung, die Gerichte stehen unter hohem Druck, ihre Urteile entsprechend den Erwartungen der politischen Führung zu fällen. ICT fordert die chinesischen Behörden auf, alle Urteile, die gegen Teilnehmer an den Protesten in Tibet vom März 2008 ergangen sind, unter der Teilnahme unabhängiger Beobachter zu überprüfen und in jedem Fall von der Anwendung der Todesstrafe abzusehen. Die Härte der ergangenen Urteile dürfte in keiner Weise geeignet sein zu einer Beruhigung der Lage beizutragen. Die Spannungen in Tibet dürften dadurch im Gegenteil nur noch erhöht werden.
Wenn Sie mehr über unseren weltweiten Einsatz für das tibetische Volk erfahren möchten, sehen Sie das
ICT-Video „20 Years ICT“.

„Tag der Befreiung der Leibeigenen“ provoziert Widerspruch

Mit großem Aufwand inszenierte die chinesische Staatsführung am 28. März in Lhasa die Feierlichkeiten zum „Tag der Befreiung der Leibeigenen“ in Tibet. Tatsächlich aber markiert das Datum den 50. Jahrestag der Niederschlagung des tibetischen Volksaufstands. Damit begann die Phase der direkten Herrschaft Pekings über Tibet. Am 28. März verkündete der chinesische Ministerpräsident Zhou Enlai die Auflösung der tibetischen Regionalregierung. Dies bedeutete das vorläufige Ende des tibetischen Volksaufstands, der am 10. März begonnen hatte. In seinem Verlauf verloren mehrere zehntausend Tibeter ihr Leben, der Dalai Lama musste – begleitet von zahlreichen Flüchtlingen – seine Heimat verlassen und lebt seither im indischen Exil. Der neue Feiertag muss als Reaktion auf die massiven Proteste im März 2008 gesehen werden. Diese machten aller Welt deutlich, dass die chinesische Herrschaft von den Tibetern keineswegs als Befreiung empfunden wird. Mit massiver Propaganda soll nun der große Fortschritt gewürdigt werden, den China angeblich nach Tibet gebracht hat. Vor allem der chinesischen Öffentlichkeit gegenüber wird deshalb betont, wie unsagbar rückständig die gesellschaftlichen Verhältnisse in Tibet gewesen seien. Dabei wird vom Dalai Lama keineswegs bestritten, dass Tibet vor 1959 eine äußerst arme Gesellschaft war und dass es große Ungerechtigkeiten gab. Klar ist, dass der Dalai Lama längst schon Reformen eingeleitet hatte und Tibet auch ohne chinesische Herrschaft seinen eigenen Weg der Modernisierung gegangen wäre. Insofern ist der „Tag der Befreiung der Leibeigenen“ eine Provokation für die tibetische Bevölkerung und ein Schlag ins Gesicht all derjenigen, die an einer Entspannung der Lage interessiert sind.

Missing Voices – prominente Unterstützer jetzt online

Neue prominente Unterstützer auf der neuen ICT-Webseite für politische Gefangene: Burkhardt Müller-Sönksen (FDP), Obmann im Menschenrechtsausschuss des Deutschen Bundestages, Thomas Mann (CDU), Präsident der Tibet-Intergroup im Europäischen Parlament, jetzt mit Statements auf www.missingvoices.net. Machen Sie mit: auch Sie können uns Ihr Video zuschicken und damit den vielen inhaftierten Tibetern symbolisch eine Stimme verleihen! Vielen Dank!

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