Ein Jahr Zerstörung und Vertreibung

Der 20. Juli dürfte als trauriger Jahrestag in die tibetische Geschichte eingehen. Denn an diesem Tag begannen im vergangenen Jahr die Zerstörungen und Vertreibungen im buddhistischen Studienzentrum Larung Gar im Osten von Tibet. ICT erinnerte deshalb mit einer Pressemitteilung an die damit verbundenen tiefen Eingriffe in das Recht auf freie Religionsausübung und zog eine vorläufige Bilanz. Bis zum letzten Sommer lebten mindestens 10.000 Mönche, Nonnen und am tibetischen Buddhismus interessierte Laien in Larung Gar, manche Schätzungen gingen gar von einer deutlich höheren Anzahl aus. Aus bescheidenen Anfängen wuchs das im Jahr 1980 gegründete Institut zu einem der wichtigsten Zentren des tibetischen Buddhismus heran, neben Tibetern lebten dort auch zahlreiche chinesische Buddhisten. Für die meisten Bewohner Larung Gars völlig überraschend kündigten die chinesischen Behörden im Juni 2016 an, bis Ende September 2017 die Anzahl der Bewohner von Larung Gar auf 5.000 begrenzen zu wollen. Allem Anschein nach waren die religiösen Institutionen von Larung Gar nicht in die Entscheidungsfindung einbezogen.

In der Zwischenzeit haben die chinesischen Behörden Fakten geschaffen. Einem Bericht der ICT hatte schon im März die Strategie der chinesischen Regierung offen gelegt, zeitgleich mit den groß angelegten Abrissaktionen massiv in den Ausbau der touristischen Infrastruktur in Larung Gar zu investieren. So wurde im Tal unterhalb des Zugangs zu dem Studienzentrum ein völlig neues Touristendorf errichtet. ICT wertet dies als Beleg für den Versuch der chinesischen Behörden, den Tourismus als Mittel einzusetzen, um das wachsende Interesse an der Wiederbelebung der tibetischen Religion und Kultur einzudämmen. Presseberichte jüngeren Datums scheinen dies zu untermauern. Auf Fotos sind Gruppen von Touristen zu sehen, die in Larung Gar für Selfie-Aufnahmen posieren. Im Hintergrund erkennt man das buddhistische Studienzentrum, in das die Bulldozer Schneisen der Verwüstung geschlagen haben. Weitere Details können Sie unserer Mitteilung entnehmen.

Glückwünsche, Torten und Räucherwerk

Bei strahlendem Sonnenschein feierte der Dalai Lama seinen 82. Geburtstag mit einer riesigen Geburtstagstorte im norwestindischen Ladakh“>Bildergalerie, die Ihnen einen guten Eindruck davon vermittelt, sowie einen ausführlichen Bericht über die Feierlichkeiten. Doch nicht nur in Ladakh wurde der Geburtstag des Dalai Lama gefeiert. In Dharamsala, seinem Wohnort und zugleich Sitz der tibetischen Exilinstitutionen, fand ebenfalls eine Feierstunde statt. Und auch im US-Kongress wurde zu diesem Anlass eine Feier abgehalten. Bereits eine gute Woche vor dem eigentlichen Termin veranstalteten unsere ICT-Kollegen gemeinsam mit dem Office of Tibet eine vorgezogene Geburtstagsparty für den Dalai Lama, an der auch führende Vertreter des Parlaments teilnahmen.
„Happy Birthday, Dalai Lama!“ hieß es auch im Internet. Dazu hatten wir auf Tumblr eigens eine Glückwunschseite eingerichtet. Bis zum 6. Juli sammelten wir dort Geburtstagsgrüße, die wir dann an den Dalai Lama weiterleiteten. Herzlichen Dank Ihnen allen für die vielen Glückwünsche, die dabei zusammengekommen sind! Insgesamt waren es mehr als 1.100. Sie können sie sich hier noch einmal ansehen.
Und auch in Tibet selbst trotzten die Menschen dem Verbot der chinesischen Behörden und feierten den Geburtstag des Dalai Lama. Wie „Radio Free Asia“ unter Berufung auf lokale Quellen berichtete, hielten die Tibeter im nordosttibetischen Rebgong am 6. Juli ihre Geschäfte geschlossen und brannten stattdessen Räucherwerk ab. Viele hätten den Geburtstag auch bei Picknicks gefeiert, zu denen sich Familien- und Freundesgruppen im Freien versammelt hätten. Auch in Klöstern seien Feiern abgehalten worden. Offenbar verhinderte die chinesische Internetpolizei in der Präfektur Golog Versuche, Bilder des Dalai Lama online zu teilen. So hätten viele Tibeter in den sozialen Medien Geburtstagsgrüße für den Dalai Lama gepostet, diese aber nicht teilen können.

Pekings Versprechen

Am Ende musste die chinesische Regierung schließlich doch einräumen, dass es sich bei der tibetischen Region Hoh Xil, für die Peking den UNESCO-Welterbestatus beantragt hatte, nicht um unbewohntes „Niemandsland“ handelte. In den chinesischen Staatsmedien war bis dahin alleine von schützenswerter Natur die Rede gewesen. Dass in dem weitläufigen Landstrich auch Nomaden leben, blieb unerwähnt. Auch aus diesem Grund war die International Campaign for Tibet mit einer kleinen Delegation zur 41. Tagung des UNESCO-Welterbekommitees gereist, um dort auf die Delegierten einzuwirken, die chinesische Bewerbung solange zu verschieben, wie deren Auswirkungen auf die in Hoh Xil lebenden tibetischen Nomaden nicht zufriedenstellend geklärt seien. Letztlich entschied sich die UNESCO dennoch dafür, den Antrag Chinas anzunehmen und Hoh Xil den prestigeträchtigen Welterbestatus zu verleihen.
Nachdem die „New York Times“ über die Proteste der ICT und anderer Organisationen berichtet hatte, sah sich die chinesische Delegation gezwungen, auf die Kritik einzugehen. In einer mündlichen Stellungnahme versprach Pekings Delegationsleiter, die Interessen der tibetischen Nomaden zu respektieren und sie nicht aus ihrer Heimat zu vertreiben. ICT wird ein genaues Auge darauf haben und die chinesischen Behörden und die UNESCO daran erinnern. Lesen Sie dazu auch einen Artikel der Nachrichtenagentur Reuters und den ICT-Bericht „Nomads in ’no man’s land’“.

China kein „normaler Partner“

Seit einiger Zeit häufen sich in der deutschen Öffentlichkeit Meinungsäußerungen, die dafür werben, auf zentralen Politikfeldern wie etwa der Umwelt- und Klimapolitik oder hinsichtlich des Freihandels in engere Beziehungen zur chinesischen Regierung zu treten. Besonders deutlich wurde dies im Vorfeld des G20-Gipfels in Hamburg und während des Berlin-Besuchs des chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping. Aus diesem Grund warnte die International Campaign for Tibet davor, sich Illusionen hinsichtlich der politischen Situation in der Volksrepublik China zu machen. Es sei wichtig zu verstehen, dass das Land unter den Bedingungen einer autoritären KP-Herrschaft kein normaler Partner sein könne. So dürfe man die Augen nicht davor verschließen, dass Peking sich nicht mehr darauf beschränke, den Menschen in seinem Herrschaftsgebiet grundlegende Rechte vorzuenthalten und Forderungen nach Teilhabe mit Härte unterdrücke, wie sich etwa am Schicksal des Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo eindrücklich zeigen lasse. Vielmehr arbeite die chinesische Regierung auch auf internationaler Ebene zunehmend daran, bislang unangefochten akzeptierte Werte zu untergraben. Dies lasse sich beispielhaft am Wirken der chinesischen Vertreter beim Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen in Genf belegen. Peking war es zuletzt gelungen, die Europäische Union zu spalten und eine gemeinsame Erklärung der EU beim Menschenrechtsrat zu verhindern.
Mit Blick auf die Rolle Chinas in der internationalen Klimapolitik sagte Kai Müller, Geschäftsführer der ICT: „Die chinesische Regierung verletzt Menschenrechte systematisch und massiv. Der Kampf gegen den Klimawandel kann nur erfolgreich sein, wenn Menschen beteiligt werden und mitreden können, wie es die Agenda 2030 der Vereinten Nationen vorsieht. China ist jedoch weit entfernt von den rechtsstaatlichen und demokratischen Prinzipien der Agenda 2030. So hat sich Xi Jinping im 2013 bekannt gewordenen „Dokument Nr. 9“ schon früh explizit gegen Rechtsstaatlichkeit, Partizipation und Pluralismus gestellt. Die Bundesregierung und die internationale Öffentlichkeit sollten daher mit Nachdruck auf die eklatanten menschenrechtspolitischen Defizite in China hinweisen, gerade dann, wenn sie an einer erfolgreichen Klimapolitik interessiert sind.“ Entnehmen Sie weitere Einzelheiten einer Mitteilung der ICT zum G20-Gipfel.

Ein Bild sagt mehr …

… als tausend Worte. Und deshalb gehört ICT schon seit geraumer Zeit zu den Nutzern von Instagram. In Ergänzung zu den Nachrichten, die wir bislang schon über Facebook und Twitter verbreiten, wollen wir damit noch mehr Menschen erreichen. Gerade bei der jüngeren Generation ist Instagram besonders beliebt und damit für uns das Mittel der Wahl, um auch diese Zielgruppe zu erreichen. Unsere bisherigen Erfahrungen scheinen uns recht zu geben: Die Zahl unserer Abonnenten steigt weiterhin kontinuierlich an.
Eine weitere schöne Erfahrung, die wir gemacht haben: Ein Bild kann durchaus genügen, um auch komplexe Sachverhalte auf den Punkt zu bringen. Denn bei Instagram gibt es die Möglichkeit, Texte in die Bilder einzubetten. In Kombination mit einem guten Foto ist die Botschaft so schnell zu vermitteln. Sie können sich davon überzeugen, wie gut uns dies gelingt. Nutzen auch Sie schon Instagram? Dann schließen Sie sich uns an und folgen unseren Beiträgen!

Irmtraut Wäger: Amala – Mein Leben für Tibet

Unsere Arbeit

Tibetische politische Gefangene brauchen unsere Unterstützung!

Seit den landesweiten Protesten im letzten Jahr befinden sich immer noch mehr als 1.200 Tibeter in Haft oder sind „verschwunden“ – und müssen mit großer Wahrscheinlichkeit Folter und Misshandlungen hinnehmen. Der Grund: viele haben auf friedliche Weise gegen die Verhältnisse in Tibet und die Politik Pekings auf dem Hochland protestiert. Grundlegende Rechte werden ihnen damit systematisch vorenthalten.
Die Situation in Tibet ist eine Menschenrechtskrise, die uns alle angeht. Helfen auch Sie wie Schauspieler Hannes Jaenicke bei unserer Kampagne für tibetische Gefangene auf www.missingvoices.net oder sehen Sie ein Statement von Hannes Jaenicke auf unserer Webseite, laden Sie ein eigenes Videostatement hoch oder nehmen Sie an unserer Appellaktion an Staatspräsident Hu Jintao teil!

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Mit 5 € können Malstifte und Zeichenblöcke gekauft werden.
Mit 50 € können 5 warme Decken gegen die Kälte bezahlt werden.
Mit 250 € könnten fünf zusätzliche Betten angeschafft werden.
Internationaler Vorsitzender ist der bekannte Schauspieler Richard Gere (Foto). Er setzt sich bereits seit vielen Jahren aktiv für die Freiheit und die Selbstbestimmung Tibets ein.

ICT – News April 2009 Chinesisches Gericht verhängt Todesstrafe gegen Tibeter

Am 8. April hat das Mittlere Volksgericht in Lhasa zwei Tibeter zum Tode verurteilt. Ihnen wird vorgeworfen, Geschäfte von Han-Chinesen in Brand gesetzt zu haben und dadurch den Tod mehrerer Menschen verursacht zu haben. Es handelt sich dabei um die ersten Todesurteile im Zusammenhang mit den Unruhen in Lhasa vom März 2008. Insgesamt wurden vor dem Mittleren Volksgericht in Lhasa drei Fälle von Brandstiftung verhandelt, die sich einem Bericht der amtlichen chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua zufolge alle am 14. März 2008 ereignet haben sollen. Dabei hätten sieben Menschen den Tod gefunden. Zwei Angeklagte, deren Namen von Xinhua mit Losang Gyaltse und Loyar angegeben wurden, erhielten die Todesstrafe, zwei weitere Todesstrafen ergingen mit zweijährigem Aufschub, ein Angeklagter erhielt lebenslänglich. Todesstrafen mit Aufschub können in China bei guter Führung in lebenslange Haft umgewandelt werden. 
Der Meldung zufolge seien zwar alle fünf Angeklagten von Rechtsanwälten vertreten worden. Aus früheren Fällen ist jedoch bekannt, dass eine freie Wahl des Anwalts häufig unmöglich ist. So wurden im vergangenen Jahr 18 engagierte Bürgerrechtsanwälte massiv bedroht, sollten sie ihre Dienste Angeklagten in politisch sensiblen Verfahren anbieten. Generell muss davon ausgegangen werden, dass in solchen Fällen internationale Mindeststandards nicht eingehalten werden. Folter und Einschüchterung der Angeklagten sind an der Tagesordnung, die Gerichte stehen unter hohem Druck, ihre Urteile entsprechend den Erwartungen der politischen Führung zu fällen. ICT fordert die chinesischen Behörden auf, alle Urteile, die gegen Teilnehmer an den Protesten in Tibet vom März 2008 ergangen sind, unter der Teilnahme unabhängiger Beobachter zu überprüfen und in jedem Fall von der Anwendung der Todesstrafe abzusehen. Die Härte der ergangenen Urteile dürfte in keiner Weise geeignet sein zu einer Beruhigung der Lage beizutragen. Die Spannungen in Tibet dürften dadurch im Gegenteil nur noch erhöht werden.
Wenn Sie mehr über unseren weltweiten Einsatz für das tibetische Volk erfahren möchten, sehen Sie das
ICT-Video „20 Years ICT“.

„Tag der Befreiung der Leibeigenen“ provoziert Widerspruch

Mit großem Aufwand inszenierte die chinesische Staatsführung am 28. März in Lhasa die Feierlichkeiten zum „Tag der Befreiung der Leibeigenen“ in Tibet. Tatsächlich aber markiert das Datum den 50. Jahrestag der Niederschlagung des tibetischen Volksaufstands. Damit begann die Phase der direkten Herrschaft Pekings über Tibet. Am 28. März verkündete der chinesische Ministerpräsident Zhou Enlai die Auflösung der tibetischen Regionalregierung. Dies bedeutete das vorläufige Ende des tibetischen Volksaufstands, der am 10. März begonnen hatte. In seinem Verlauf verloren mehrere zehntausend Tibeter ihr Leben, der Dalai Lama musste – begleitet von zahlreichen Flüchtlingen – seine Heimat verlassen und lebt seither im indischen Exil. Der neue Feiertag muss als Reaktion auf die massiven Proteste im März 2008 gesehen werden. Diese machten aller Welt deutlich, dass die chinesische Herrschaft von den Tibetern keineswegs als Befreiung empfunden wird. Mit massiver Propaganda soll nun der große Fortschritt gewürdigt werden, den China angeblich nach Tibet gebracht hat. Vor allem der chinesischen Öffentlichkeit gegenüber wird deshalb betont, wie unsagbar rückständig die gesellschaftlichen Verhältnisse in Tibet gewesen seien. Dabei wird vom Dalai Lama keineswegs bestritten, dass Tibet vor 1959 eine äußerst arme Gesellschaft war und dass es große Ungerechtigkeiten gab. Klar ist, dass der Dalai Lama längst schon Reformen eingeleitet hatte und Tibet auch ohne chinesische Herrschaft seinen eigenen Weg der Modernisierung gegangen wäre. Insofern ist der „Tag der Befreiung der Leibeigenen“ eine Provokation für die tibetische Bevölkerung und ein Schlag ins Gesicht all derjenigen, die an einer Entspannung der Lage interessiert sind.

Missing Voices – prominente Unterstützer jetzt online

Neue prominente Unterstützer auf der neuen ICT-Webseite für politische Gefangene: Burkhardt Müller-Sönksen (FDP), Obmann im Menschenrechtsausschuss des Deutschen Bundestages, Thomas Mann (CDU), Präsident der Tibet-Intergroup im Europäischen Parlament, jetzt mit Statements auf www.missingvoices.net. Machen Sie mit: auch Sie können uns Ihr Video zuschicken und damit den vielen inhaftierten Tibetern symbolisch eine Stimme verleihen! Vielen Dank!

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