Zwei Wochen, fünf Länder

Ein volles Programm hatte der Dalai Lama auf seiner jüngsten Europareise zu absolvieren, die ihn vom 8. bis 24. Oktober durch fünf Länder führte. Erste Station war die lettische Hauptstadt Riga, wo er zwei Tage lang buddhistische Unterweisungen erteilte. Mitorganisiert wurden diese vom Verband der Buddhisten in der Russischen Föderation, weshalb selbst aus dem ostsibirischen Burjatien Menschen nach Riga gekommen waren, um den Dalai Lama zu sehen. Auf Bannern machten sie deutlich, dass sie ihn gerne einmal in ihrer Heimat willkommen heißen würden. Anschließend flog der Dalai Lama in die Schweiz, wo er von mehreren Hundert Tibetern willkommen geheißen wurde. Tags darauf gab es in Zürich eine große Veranstaltung im dortigen Hallenstadion. Ein Höhepunkt der Europareise des Dalai Lama war ein interreligiöses Friedensgebet im Zürcher Grossmünster. Der Gastgeber, Pfarrer Christoph Sigrist, überreichte dem Dalai Lama dabei ein Trikot des „FC Religionen“ mit der Nummer 7. Sie können die Veranstaltung übrigens in voller Länge im Internet anschauen.
Anschließend ging es in die Slowakei und nach Tschechien. In Bratislava traf sich Staatspräsident Andrej Kiska trotz der mittlerwile üblichen Proteste aus Peking mit dem Dalai Lama und stellte sogar Bilder davon auf seine Facebook-Seite. Ganz anders hingegen die Lage in Tschechien, wo sich die politische Führung nachhaltig zerstritt. Ein Treffen des Dalai Lama mit zwei Regierungsmitgliedern führte dazu, dass sich Staatspräsident, Premierminister und die Spitzen der beiden Parlamentskammern nachträglich davon distanzierten. Kritiker sahen darin einen Kotau vor Peking. Ungeachtet dessen sprach der Dalai Lama in Prag auch zu einer Gruppe tschechischer Parlamentarier. Seine letzte Station war Mailand. Auch dort erteilte er buddhistische Unterweisungen. Trotz Protesten aus Peking verlieh die norditalienische Metropole dem Dalai Lama die Ehrenbürgerwürde. Auf der Webseite des Dalai Lama finden Sie eine ganze Reihe von Bildergalerien von allen Stationen seiner Europareise.

„Geistliche unter großem Druck“

Neue Informationen über die Lage im buddhistischen Studienzentrum Larung Gar in Osttibet liefert ein Bericht der ICT. Trotz der anhaltenden Versuche der chinesischen Behörden möglichst wenig darüber nach außen dringen zu lassen, gelangen immer wieder Bilder, Videos und Erzählungen von Augenzeugen an die Öffentlichkeit. So weiß man, dass zwischen 700 und 1.000 Personen in den vergangenen Wochen Larung Gar verlassen mussten. Hauptziel der Vertreibungen und Abrissarbeiten, die im Juli auf Veranlassung der chinesischen Behörden begonnen hatten, sind offenbar auch chinesische Buddhisten, was als Indiz für die Sorge der Behörden vor dem Einfluss tibetischer Geistlicher auf Chinesinnen und Chinesen gelten dürfte. Unterdessen musste auch eine Vielzahl von tibetischen Nonnen Larung Gar verlassen, wie in den sozialen Medien zirkulierende Videos belegen. Berichten zufolge stehen die leitenden Geistlichen des bedeutenden buddhistischen Instituts unter enormem Druck, den behördlichen Anordnungen Folge zu leisten, welche unter anderem eine Reduzierung der Zahl der Praktizierenden auf 5.000 Personen vorsehen. Befürchtet wird insbesondere ein komplettes Verbot der Lehrtätigkeit.
Neben Larung Gar ist es auch in einem weiteren buddhistischen Studienzentrum in Osttibet zu ähnlichen Vertreibungen gekommen. Im circa 300 Kilometer weiter südlich gelegenen Zentrum Yachen Gar sollen seit April bis zu 1.000 Nonnen gezwungen worden sein, die Einrichtung zu verlassen. Betroffen waren davon ausschließlich Frauen, die aus der sogenannten Autonomen Region Tibet (TAR) stammen. Neuen Berichten zufolge wurden auch dort Unterkünfte abgerissen. Yachen Gar liegt im Landkreis Pelyul (chin.: Beiyu) in der verwaltungsmäßig der Provinz Sichuan zugeordneten Tibetisch Autonomen Präfektur Kardze (chin.: Ganzi). Schätzungen zufolge sollen dort bis zu 10.000 Buddhisten, vorwiegend Nonnen, religiöse Studien betreiben. Weitere Einzelheiten finden Sie hier auf unserer Webseite.

Ausgezeichneter Journalismus

Zum nunmehr sechsten Mal hat die International Campaign for Tibet ihren Journalistenpreis „Schneelöwe“ verliehen. Ausgezeichnet wurde die Journalistin Nathalie Nad-Abonji für ihre Hörfunk-Reportage „Gelegs Reise – Wie tibetische Flüchtlingskinder in die Schweiz kamen“. Das Stück wurde gemeinschaftlich vom WDR und dem rbb unter Beteiligung des Schweizer Radios SRF produziert; die Erstausstrahlung war im September 2015. Nathalie Nad-Abonji hatte sich im Jahre 2013 erfolgreich um ein „Schneelöwe“-Recherchestipendium der ICT beworben. Die unabhängige Jury des „Schneelöwen“ sprach ihr ein Preisgeld in Höhe von 2.000 Euro zu.
Und so begründete die Jury ihr Urteil über „Gelegs Reise“: „Der Geschichte der Aeschimann-Kinder, die in den Sechziger Jahren in die Schweiz gebracht wurden, wird von Nathalie Nad-Abonji mit großer Sorgfalt nachgegangen. Spannend erzählt nimmt sie die Zuhörer dabei mit auf eine investigative Reise, die keine fertigen Erklärungen liefert, sondern ein eigenes Urteil erlaubt. Dass ihr roter Faden dabei die Geschichte des Tibeters Geleg Chödar bleibt, gibt dem Stück eine besondere Tiefe.“
Jurymitglieder des „Schneelöwen“ sind Eva Corell, Journalistin und langjährige China-Korrespondentin der ARD, Andreas Lorenz, Autor, Journalist und langjähriger China-Korrespondent des SPIEGEL, sowie der Schauspieler und Dokumentarfilmer Hannes Jaenicke. Mit dem „Schneelöwen“ will die International Campaign for Tibet herausragende Berichterstattung über Tibet und China fördern. Lesen Sie auf unserer Webseite mehr dazu. Auf Facebook finden Sie weitere Fotos von der Preisverleihung.

Peking erstickt Religionsfreiheit

Seit Kurzem liegt Chinas neues Religionsgesetz als Entwurf vor und noch ist unklar, ob es exakt so verabschiedet werden wird. Doch sollte es so kommen, dürfte von der ohnehin schon stark eingeschränkten Religionsfreiheit in Tibet nur noch wenig übrigbleiben. Im Titel des aktuellen ICT-Berichts über Chinas Religionsgesetz ist deshalb auch vom „Ersticken“ der Religionsfreiheit in Tibet die Rede. Die neun Kapitel und 74 Artikel umfassende Überarbeitung der bestehenden Regularien ist ein weiterer Baustein der umfassenden staatlichen Sicherheitsarchitektur, zu der unter anderem das Sicherheitsgesetz von 2015, das im Januar 2017 in Kraft tretende Gesetz über die Arbeit von Nichtregierungsorganisationen (NGO-Gesetz) und das noch nicht verabschiedete Gesetz zur Cyber-Sicherheit zählen. Nach Einschätzung der ICT dürfte das Gesetz dazu führen, dass praktisch jede religiöse Betätigung unter Aufsicht und Kontrolle des chinesischen Staates steht, der rigoros in das Leben von Gläubigen und Religionsgruppen eingreift.
Inhaltlich stellt der vorliegende Entwurf des neuen Religionsgesetzes eine Fortschreibung und Verschärfung der bisherigen Praxis dar. Deutlich wird dies bereits an der Wortwahl des Gesetzesentwurfs. So rückt dieser durch die ständige Verwendung von Begriffen wie „Staatssicherheit“, „religiöser Extremismus“ und „Terrorismus“ alle religiöse Aktivität in die Nähe politisch aufgeladener Verbrechen. Dabei werden diese Begriffe entweder überhaupt nicht, oder nur sehr vage definiert, wodurch die Behörden einen enormen Definitionsspielraum erhalten. Dadurch kann so gut wie jede religiöse Handlung zum strafwürdigen Verbrechen erklärt werden. Gleiches gilt für jeden Ausdruck der tibetischen Identität, gewaltfreien Protest oder öffentliche Kritik an der Religionspolitik. Das Gesetz verlangt überdies die „Unabhängigkeit“ religiöser Gruppen von „ausländischer Dominanz“, ein Passus der deutlich auf die feindselige Haltung gegenüber dem Dalai Lama gemünzt ist, aber beispielsweise auch auf vatikantreue Katholiken angewandt werden könnte. Weitere Einzelheiten finden Sie hier auf unserer Webseite.

Tolles Geschenk

Seit wenigen Wochen ist er nun offiziell in unserem Tibet-Shop erhätlich, der neue Tibet-Kalender der ICT für das Jahr 2017. Dieses Mal ist er ganz der zeitgenössischen tibetischen Kunst gewidmet, die Elemente der klassischen tibetischen Kunst mit modernen Mitteln neu interpretiert. Dabei entstehen überraschende und spannende Kunstwerke, wovon Sie sich im nächsten Jahr ein Bild machen können. Seit dem 25. Oktober präsentieren wir die zwölf Motive unseres Kalenders „Contemporary Tibetan Art“ übrigens auf Facebook. Über zwölf Tage hinweg finden Sie dort auch jeweils auch Informationen über die Künstler, die sie Werke geschaffen haben. Schauen Sie am besten gleich mal rein.
Sie können den ICT-Kalender „Contemporary Tibetan Art“ ab sofort für € 19,50 (inkl. Versand) in unserem

Irmtraut Wäger: Amala – Mein Leben für Tibet

Unsere Arbeit

Tibetische politische Gefangene brauchen unsere Unterstützung!

Seit den landesweiten Protesten im letzten Jahr befinden sich immer noch mehr als 1.200 Tibeter in Haft oder sind „verschwunden“ – und müssen mit großer Wahrscheinlichkeit Folter und Misshandlungen hinnehmen. Der Grund: viele haben auf friedliche Weise gegen die Verhältnisse in Tibet und die Politik Pekings auf dem Hochland protestiert. Grundlegende Rechte werden ihnen damit systematisch vorenthalten.
Die Situation in Tibet ist eine Menschenrechtskrise, die uns alle angeht. Helfen auch Sie wie Schauspieler Hannes Jaenicke bei unserer Kampagne für tibetische Gefangene auf www.missingvoices.net oder sehen Sie ein Statement von Hannes Jaenicke auf unserer Webseite, laden Sie ein eigenes Videostatement hoch oder nehmen Sie an unserer Appellaktion an Staatspräsident Hu Jintao teil!

So können Sie helfen!

Bitte unterstützen Sie uns mit Ihrer Spende bei unserem Einsatz für die Wahrung der Menschenrechte und die Selbstbestimmung des tibetischen Volkes.
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So können Sie helfen!

Mit 5 € können Malstifte und Zeichenblöcke gekauft werden.
Mit 50 € können 5 warme Decken gegen die Kälte bezahlt werden.
Mit 250 € könnten fünf zusätzliche Betten angeschafft werden.
Internationaler Vorsitzender ist der bekannte Schauspieler Richard Gere (Foto). Er setzt sich bereits seit vielen Jahren aktiv für die Freiheit und die Selbstbestimmung Tibets ein.

ICT – News April 2009 Chinesisches Gericht verhängt Todesstrafe gegen Tibeter

Am 8. April hat das Mittlere Volksgericht in Lhasa zwei Tibeter zum Tode verurteilt. Ihnen wird vorgeworfen, Geschäfte von Han-Chinesen in Brand gesetzt zu haben und dadurch den Tod mehrerer Menschen verursacht zu haben. Es handelt sich dabei um die ersten Todesurteile im Zusammenhang mit den Unruhen in Lhasa vom März 2008. Insgesamt wurden vor dem Mittleren Volksgericht in Lhasa drei Fälle von Brandstiftung verhandelt, die sich einem Bericht der amtlichen chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua zufolge alle am 14. März 2008 ereignet haben sollen. Dabei hätten sieben Menschen den Tod gefunden. Zwei Angeklagte, deren Namen von Xinhua mit Losang Gyaltse und Loyar angegeben wurden, erhielten die Todesstrafe, zwei weitere Todesstrafen ergingen mit zweijährigem Aufschub, ein Angeklagter erhielt lebenslänglich. Todesstrafen mit Aufschub können in China bei guter Führung in lebenslange Haft umgewandelt werden. 
Der Meldung zufolge seien zwar alle fünf Angeklagten von Rechtsanwälten vertreten worden. Aus früheren Fällen ist jedoch bekannt, dass eine freie Wahl des Anwalts häufig unmöglich ist. So wurden im vergangenen Jahr 18 engagierte Bürgerrechtsanwälte massiv bedroht, sollten sie ihre Dienste Angeklagten in politisch sensiblen Verfahren anbieten. Generell muss davon ausgegangen werden, dass in solchen Fällen internationale Mindeststandards nicht eingehalten werden. Folter und Einschüchterung der Angeklagten sind an der Tagesordnung, die Gerichte stehen unter hohem Druck, ihre Urteile entsprechend den Erwartungen der politischen Führung zu fällen. ICT fordert die chinesischen Behörden auf, alle Urteile, die gegen Teilnehmer an den Protesten in Tibet vom März 2008 ergangen sind, unter der Teilnahme unabhängiger Beobachter zu überprüfen und in jedem Fall von der Anwendung der Todesstrafe abzusehen. Die Härte der ergangenen Urteile dürfte in keiner Weise geeignet sein zu einer Beruhigung der Lage beizutragen. Die Spannungen in Tibet dürften dadurch im Gegenteil nur noch erhöht werden.
Wenn Sie mehr über unseren weltweiten Einsatz für das tibetische Volk erfahren möchten, sehen Sie das
ICT-Video „20 Years ICT“.

„Tag der Befreiung der Leibeigenen“ provoziert Widerspruch

Mit großem Aufwand inszenierte die chinesische Staatsführung am 28. März in Lhasa die Feierlichkeiten zum „Tag der Befreiung der Leibeigenen“ in Tibet. Tatsächlich aber markiert das Datum den 50. Jahrestag der Niederschlagung des tibetischen Volksaufstands. Damit begann die Phase der direkten Herrschaft Pekings über Tibet. Am 28. März verkündete der chinesische Ministerpräsident Zhou Enlai die Auflösung der tibetischen Regionalregierung. Dies bedeutete das vorläufige Ende des tibetischen Volksaufstands, der am 10. März begonnen hatte. In seinem Verlauf verloren mehrere zehntausend Tibeter ihr Leben, der Dalai Lama musste – begleitet von zahlreichen Flüchtlingen – seine Heimat verlassen und lebt seither im indischen Exil. Der neue Feiertag muss als Reaktion auf die massiven Proteste im März 2008 gesehen werden. Diese machten aller Welt deutlich, dass die chinesische Herrschaft von den Tibetern keineswegs als Befreiung empfunden wird. Mit massiver Propaganda soll nun der große Fortschritt gewürdigt werden, den China angeblich nach Tibet gebracht hat. Vor allem der chinesischen Öffentlichkeit gegenüber wird deshalb betont, wie unsagbar rückständig die gesellschaftlichen Verhältnisse in Tibet gewesen seien. Dabei wird vom Dalai Lama keineswegs bestritten, dass Tibet vor 1959 eine äußerst arme Gesellschaft war und dass es große Ungerechtigkeiten gab. Klar ist, dass der Dalai Lama längst schon Reformen eingeleitet hatte und Tibet auch ohne chinesische Herrschaft seinen eigenen Weg der Modernisierung gegangen wäre. Insofern ist der „Tag der Befreiung der Leibeigenen“ eine Provokation für die tibetische Bevölkerung und ein Schlag ins Gesicht all derjenigen, die an einer Entspannung der Lage interessiert sind.

Missing Voices – prominente Unterstützer jetzt online

Neue prominente Unterstützer auf der neuen ICT-Webseite für politische Gefangene: Burkhardt Müller-Sönksen (FDP), Obmann im Menschenrechtsausschuss des Deutschen Bundestages, Thomas Mann (CDU), Präsident der Tibet-Intergroup im Europäischen Parlament, jetzt mit Statements auf www.missingvoices.net. Machen Sie mit: auch Sie können uns Ihr Video zuschicken und damit den vielen inhaftierten Tibetern symbolisch eine Stimme verleihen! Vielen Dank!

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