Pressemitteilung: Tibet: Polizeistationen in Klöstern / Verschärfte Überwachung des religiösen Lebens / ICT: Maßnahme vertieft Graben zwischen Behörden und Tibetern
Berlin, 23. Juni 2014. Die chinesischen Behörden haben in der vergangenen Woche die Eröffnung von fünf Polizeistationen in Klöstern in den tibetisch geprägten Teilen der Provinz Gansu angekündigt. Wie es in einem offiziellen Bericht hieß, stünde diese Maßnahme in Zusammenhang mit einem „aktuellen Schwerpunkt der Überwachung von Klöstern”. In der gleichfalls in Gansu gelegenen Region um das Kloster Labrang (Tibetisch autonomer Landkreis Sangchu, chin.: „Xiahe“), in der eine Reihe von Selbstverbrennungen stattgefunden hatte, sollen laut einer Erklärung der Behörden bereits 24 Polizeistationen in Klöstern existieren. Offenbar handelt es sich dabei um die Umsetzung des Versuchs der chinesischen Politik, nahezu alle Klöster in Tibet unter direkte Regierungskontrolle zu bringen und die Präsenz der KP sowohl in den ländlichen wie auch den urbanen Teilen Tibets zu verstärken. Die verstärkte Stationierung von Polizeieinheiten in den Klöstern dürfte nach Einschätzung der International Campaign for Tibet (ICT) zu einer Verschärfung der Spannungen in Tibet führen, da die Bevölkerung bereits jetzt mit Verbitterung auf das Eindringen der Sicherheitskräfte in ihre religiösen Institutionen reagiert.
Nach den massiven Protesten in Tibet im Frühjahr 2008 hatte die chinesische Regierung mit einer Verstärkung der Präsenz der KP auf die von ihr konstatierte „Instabilität” reagiert. Vor allem die so genante „patriotische Erziehung” und das „Managament” der Klöster standen dabei im Mittelpunkt. Es kam zu einer dramatischen Zunahme der Abordnung von so genannten Arbeitsgruppen wie auch einzelner Kader in alle Teile Tibets. In ihrem neuen „Krieg gegen sezessionistische Sabotage” versucht die Regierung die Loyalität der Tibeter zum Dalai Lama durch Verbundenheit mit dem Parteistaat zu ersetzen und so die nationale Identität der Tibeter zu unterminieren. Die dauerhafte Stationierung von Vertretern der Regierung oder der KP stellt darin ein wesentliches neues Element dar. Im Februar 2012 sagte der KP-Sekretär der Autonomen Region Tibet (TAR) Chen Quanguo, mit Hilfe dieser Maßnahme solle sichergestellt werden, dass Mönche und Nonnen „zu wesentlichen Akteuren in der Liebe zu ihrem Land, der Liebe zu ihrer Religion, dem Befolgen von Regeln, Gehorsam gegenüber dem Gesetz, Sicherstellen von Stabilität und dem Schaffen von Harmonie” würden. Offizielle Medien unterstrichen, es handele sich dabei um einen wesentlichen Bestandteil des “Kampfes gegen den Separatismus”, auf diese Weise solle sichergestellt werden, dass Mönche und Nonnen sich nicht an Aktivitäten beteiligten, die darauf abzielten „das Mutterland zu spalten und die soziale Ordnung zu stören“.
Im Rahmen dieser Politik sollen von den Behörden in allen Klöstern nicht-gewählte „Management-Komitees“ eingerichtet werden, die gegenüber den früheren so genannten „Demokratischen Management-Komitees“ weisungsbefugt sind. Einige Mitglieder dieser Komitees sollen in Rang und Bezahlung stellvertretenden Abteilungsleitern auf Provinzebene gleichgestellt sein. Die in die Klöstern abgeordneten Kader sind aufgefordert, sich mit Mönchen und Nonnen „anzufreunden“, um an Informationen zu gelangen, und sie gleichzeitig anhalten, „patriotisch und fortschrittlich“ zu sein.
ICT-Geschäftsführer Kai Müller fürchtet, dass diese Politik der chinesischen Führung nicht dazu geeignet ist, die Spannungen in Tibet zu verringern. „In den vergangenen Jahren haben wir immer wieder massive Proteste der Bevölkerung gegen das zunehmende staatliche Eindringen in ihre religiösen Angelegenheiten erlebt”, so Müller. „Wenn die Regierung flächendeckend Polizisten in den Klöstern stationiert, vertieft sie nur den bestehenden Graben zwischen Behörden und Tibetern. Dies ist das exakte Gegenteil dessen was nötig wäre, nämlich eines ernsthaften Dialogs mit den Tibetern.”
Einen englischsprachigen ICT-Bericht können Sie hier herunterladen: https://savetibet.de/fileadmin/user_upload/content/berichte/Aktuelle_Berichte/ICT_Bericht_20062014.pdf.
Kontakt:
Kai Müller
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Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit größte Tibet-Organisation seit mehr als 20 Jahren für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel, London und Berlin sowie ein Rechercheteam in Dharamsala, Indi
Berlin, 16. März 2011. Der 21 Jahre alte tibetische Mönch Phuntsog aus dem Kloster Kirti in Ngaba (chin.: Aba) in der chinesischen Provinz Sichuan hat sich heute Morgen öffentlich angezündet und ist anschließend seinen Verletzungen erlegen. Augenzeugen in Kontakt mit tibetischen Exil-Quellen zufolge soll die Polizei die Flammen gelöscht und auf Phuntsog eingeschlagen haben. Kurz danach sei der Mönch gestorben. Die Selbstverbrennung Phuntsogs fiel zusammen mit dem dritten Jahrestag der blutigen Niederschlagung des friedlichen Protests im Kloster Kirti im Jahre 2008. Dabei waren mindestens zehn Tibeter von chinesischen Sicherheitskräften erschossen worden.

Der Tod Phuntsogs führte anschließend zu einer großen Demonstration, an der sich mehrere Hundert Mönche und weitere Tibeter beteiligten, wie dieselben Quellen berichten. Diesen Protestzug habe die Polizei gewaltsam gestoppt und dabei eine unbekannte Anzahl von Mönchen verhaftet sowie protestierende Tibeter geschlagen. Der Leichnam Phuntsogs wurde unterdessen ins Kloster Kirti zurückgebracht. Wie ein tibetischer Mönch im nordindischen Dharamsala sagte, seien die Mönche in Kirti „eher bereit zu sterben, als Phuntsogs Leiche den chinesischen Behörden zu übergeben“. Inzwischen soll das Kloster von chinesischem Militär umstellt sein, offenbar seien auch einige Telefonverbindungen unterbrochen worden.

Die Selbstverbrennung Phuntsogs ist bereits die zweite im Kloster Kirti seit dem Frühjahr 2008. Im Februar 2009 hatte sich der Mönch Tapey ebenfalls in Brand gesetzt, nachdem eine Gebetszeremonie innerhalb des Klosters von den chinesischen Behörden untersagt worden war. Tapey überlebte, wurde allerdings anschließend inhaftiert. Wo er derzeit festgehalten wird, ist unbekannt. Nach Einschätzung der International Campaign for Tibet (ICT) ist der aktuelle Vorfall in hohem Maße erschütternd. Phuntsogs Selbstverbrennung zeige auf drastische Art die Verzweiflung der Tibeter über die kompromisslose Linie Pekings in ihrer Heimat.

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