Am kommenden Samstag feiert Gendun Choekyi Nyima seinen 31. Geburtstag. Die International Campaign for Tibet gratuliert dem 11. Panchen Lama herzlich dazu. Leider ist es unwahrscheinlich, dass Gendun Choekyi Nyima Kenntnis davon erlangen wird. Denn am 17. Mai 1995 wurde der damals Sechsjährige von chinesischen Sicherheitsbehörden mitsamt seiner Familie entführt und wird seitdem an einem unbekannten Ort festgehalten. Der Panchen Lama gilt deshalb als eines der weltweit bekanntesten Opfer der schweren Menschenrechtsverletzung des „Verschwindenlassens“. Ein Kindesfoto Gendun Choekyi Nyimas ist bis heute die einzig bekannte Aufnahme von Tibets 11. Panchen Lama.

Geboren in der Region Lhari in Tibet wurde der junge Tibeter im Alter von sechs Jahren vom Dalai Lama als Reinkarnation des Panchen Lama anerkannt. Nur wenig später wurde Gendun Choekyi Nyima entführt. Die chinesische Regierung bestimmte nach seinem „Verschwindenlassen“ einen eigenen Panchen Lama, der jedoch von den Tibetern nicht anerkannt wird. So wurde im vergangenen Jahr der junge Tibeter Wangchen in der osttibetischen Präfektur Kardze zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt, weil er öffentlich für den „verschwundenen“ 11. Panchen Lama Gendun Choekyi Nyima gebetet und „Freiheit für den Panchen Lama!“ gerufen hatte.

Traditionell gilt der Panchen Lama neben dem Dalai Lama als einer der höchsten Würdenträger des tibetischen Buddhismus. Bei der Ausbildung und Bestimmung des nächsten Dalai Lama hat der Panchen Lama in der Vergangenheit eine große Rolle gespielt. Zu befürchten ist, dass die chinesische Regierung mit seiner Gefangennahme die Wahl des nächsten Dalai Lama beeinflussen und sicherstellen will, dass dieser ihrer Politik folgt. Das dürfen wir nicht zulassen!

Gendun Choekyi Nyima mag „verschwunden“ sein – doch vergessen ist er nicht. Weltweit setzen sich zahlreiche Menschen unermüdlich für die Freilassung von Tibets 11. Panchen Lama ein. Auch die International Campaign for Tibet verlangt von der chinesischen Führung die Freilassung des Panchen Lama Gendun Choekyi Nyima. Die Führung in Peking muss ihm endlich gestatten, Kontakt mit der Außenwelt aufzunehmen und sich frei zu bewegen. Er selbst soll frei entscheiden, wie er sein Leben führen will! Möge er seinen 32. Geburtstag in Freiheit feiern können!

Bis dahin: Alles Gute zum Geburtstag, Panchen Lama!

Autor: Kai Müller, Geschäftsführer der International Campaign for Tibet