ICT: „Aufgabe von
‚China Watch‘ längst
überfälliger Schritt“

Quelle: Screenshot chinawatch.cn

Das Ende kam für viele Beobachter überraschend: Ohne weiteren Kommentar stellte die britische Zeitung ‚Daily Telegraph‘ in den letzten Tagen die Veröffentlichung chinesischer Propagandainhalte ein und löschte diese auch von ihrer Homepage. Wie der britische ‚Guardian‘ berichtet, hatte der ‚Telegraph‘ über mehr als zehn Jahre die lukrative Verbindung mit dem chinesischen Propagandablatt ‚China Daily‘ aufrechterhalten und zusammen mit seiner gedruckten Ausgabe deren Beilage ‚China Watch‘ ausgeliefert. Zusätzlich unterhielt die Zeitung auf ihrer Webseite eine Unterrubrik, die von ‚People’s Daily Online‘ stammte und naturgemäß ebenfalls hemmungslose Peking-PR betrieb. Kein Wunder, handelt es sich dabei doch um die englische Version der offiziellen Zeitung des Zentralkomitees der chinesischen Kommunistischen Partei. Der ‚Guardian‘ zitiert einige typische Überschriften von Artikeln, die mittlerweile gelöscht worden sind. Die Schlagzeilen lauteten etwa „Warum werden Chinas heldenhafte Bemühungen, das Coronavirus zu stoppen, von einigen als unmenschlich bezeichnet“; „Traditionelle chinesische Medizin hilft im Kampf gegen das Coronavirus“ oder „Coronavirus-Ausbruch ist keine Gelegenheit, gegen China zu punkten“. Berichten zufolge erhielt der ‚Telegraph‘ für seine Unterstützung der chinesischen Staatspropaganda jährlich eine Dreiviertelmillion Pfund.

Der Schritt des ‚Telegraph‘ kommt spät und die Beweggründe dafür bleiben verborgen. Das Blatt folgt damit Zeitungen wie der ‚Süddeutschen Zeitung‘ und der ‚New York Times‘, die sich ebenfalls von solchen Geschäften zurückgezogen haben. Bis Ende 2019 hat das ‚Handelsblatt‘ als einziges deutsches Medium ‚China Watch‘ vertrieben. Trotz mehrfacher Anfragen will sich deren Chefetage nicht über die Bedingungen der Zusammenarbeit mit der Kommunistischen Partei äußern. Und auch ‚Le Figaro‘ in Frankreich oder ‚Le Soir‘ in Belgien weigern sich, auf Appelle aus der Zivilgesellschaft, darunter die International Campaign for Tibet, zu reagieren. Dabei wären Transparenz und Offenheit unverzichtbar, gerade für Zeitungen, die in einer demokratischen Gesellschaft eine wichtige Kontrollfunktion ausüben. Diese Intransparenz passt nicht zum Bild unabhängiger Medien und beschädigt ihre Glaubwürdigkeit.

Die Einstellung von ‚China Watch‘ durch den ‚Telegraph‘ ist ein längst überfälliger Schritt. Es war und ist eine Schande, wenn freie westliche Medien Werbung machen für ein Regime, das die freie Meinungsäußerung mit Gewalt bekämpft und Medien gnadenlos zensiert. Es ist unverständlich, warum sich freie westliche Medien kaufen lassen von einem System, das zahllose Menschen drangsaliert, verfolgt und einsperrt, wenn diese es wagen, auf ihrem Menschenrecht auf freie Meinungsäußerung zu beharren. Höchste Zeit, dass nun auch noch die restlichen ‚China Watch‘-Beilagen westlicher Zeitungen eingestellt werden.​

Autor: Kai Müller, Geschäftsführer der International Campaign for Tibet

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