Auch Chinas System von
Internatsschulen zielt auf
kulturelle Entwurzelung

Quelle: Tibet Action Institute

Der Besuch von Papst Franziskus in Kanada lässt dem System der sogenannten „Residential Schools“ gerade viel Aufmerksamkeit zuteil werden. Nicht wenige in Deutschland dürften dabei zum ersten Mal von diesen Einrichtungen gehört haben, in denen die Kinder der indigenen Bevölkerung Kanadas zwangsweise der Kultur der europäischen Siedlergesellschaft assimiliert werden sollten. Die deutsche Berichterstattung konzentriert sich dabei vor allem auf den Aspekt der Gewalt in den in vielen Fällen von der katholischen Kirche betriebenen Internaten. Im Mittelpunkt des Medieninteresses stehen die „einst von Kirchenvertretern begangenen Vergehen an indigenen Kindern“.

Diese Schwerpunktsetzung der deutschen Berichterstattung kann angesichts einer seit Jahren anhaltenden Missbrauchsdebatte kaum verwundern. Leider droht dabei aus dem Blick zu geraten, welches Ziel die kanadische Regierung mit der Einrichtung der „Residential Schools“ hauptsächlich verfolgte.

„Das System wurde den indigenen Völkern als Teil einer umfassenden Reihe von Assimilierungsbemühungen aufgezwungen, um ihre reichen Kulturen und Identitäten zu zerstören und ihre Geschichte zu unterdrücken. Die Berichte von Überlebenden der Internate geben einen entscheidenden Einblick in die verheerenden Erfahrungen, die die Kinder in den Internaten gemacht haben, und in die langfristigen Auswirkungen dieser Erfahrungen nicht nur auf die Überlebenden, sondern auch auf ihre Familien und Gemeinschaften“, heißt es dazu in bemerkenswerter Klarheit auf der Internetseite der kanadischen Regierung.

Die Parallelen zu Tibet stechen unmittelbar ins Auge. Auch dort geht es um kulturelle Entwurzelung. Gezielt versucht die chinesische Führung mithilfe eines groß angelegten Internatssystems, tibetische Kinder von ihrer Herkunftskultur zu entfremden. Zu diesem Zweck haben die chinesischen Behörden in Tibet ein regionales Netz von Internaten eingerichtet. Bewusst werden tibetische Kinder so schon in jungem Alter von ihren Eltern und ihrem Zuhause getrennt. Absichtlich werden die Kinder von ihrer eigenen Sprache und Kultur ferngehalten und staatlichem Einfluss ausgesetzt. Pekings Assimilationskampagne setzt dabei auf die ausschließliche Verwendung des Chinesischen und beinhaltet intensive politische Indoktrination im Sinne der Kommunistischen Partei.

Einem Bericht des „Tibet Action Institute“ zufolge sollen etwa 800.000 tibetische Kinder in den Internatsschulen lebten. Dort leiden sie unter psychologischen und emotionalen Traumata, die durch die erzwungene Trennung von ihren Familien und ihrer Kultur verursacht wurden. Die Folgen der chinesischen Internatsschulen für das langfristige Überleben der tibetischen Identität sind gravierend. Wenn nichts dagegen unternommen wird, droht in Tibet die Auslöschung einer ganzen Kultur und Sprache.

Es ist höchste Zeit, sich dies bewusst zu machen und aktiv zu werden. Die internationale Gemeinschaft muss für das Thema sensibilisiert werden und damit beginnen, die chinesische Regierung mit Forderungen zu konfrontieren.

So verlangt die International Campaign for Tibet unter anderem die Schließung der chinesischen Internatsschulen in Tibet und die (Wieder-) Einführung des Tibetischen als Unterrichtssprache. An die buddhistischen Klöster angebundene Privatschulen müssen erhalten bleiben, tibetischen Kindern muss es erlaubt sein, diese zu besuchen.

Die jungen Tibeter haben ein Recht darauf, in ihrer Sprache unterrichtet zu werden, und ihre Kultur in Freiheit kennenzulernen und auszuüben. Dies muss bei jeder sich bietenden Gelegenheit betont werden.

Das Ende der „Residential Schools“ in Kanada darf uns in dieser Hinsicht durchaus Mut machen. Lange, viel zu lange, haben sie existiert und vielen Menschen viel Schmerz zugefügt. Doch seit mittlerweile 26 Jahren sind sie geschlossen und – auch dies zeigt die Bußreise des Papstes nach Kanada – die Suche nach den Verantwortlichen erreicht selbst die höchsten Kreise. Warum sollte dies eines Tages nicht auch für Tibet gelten?

 

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