Warum die Klimakrise
in Tibet die ganze Welt
interessieren sollte

 

Foto: ICT

Herzliche Grüße von der Weltklimakonferenz COP 26 in Glasgow. Ich bin hier mit einer Delegation von Tibet-Organisationen, um auf die wichtige Rolle Tibets in der Klimakrise hinzuweisen und dieses kritische Thema in die globale Klimadiskussion einzubringen. Als Advocacy- und Research-Mitarbeiterin von ICT Deutschland bin ich hier, damit Wissenschaftler und politische Entscheidungsträger Tibet als kritisches Ökosystem an vorderster Front des Klimawandels erkennen und um für einen menschenrechtsbasierten Ansatz für den Klimaschutz zu werben.

In dieser ersten Woche der Konferenz waren viele Wissenschaftler und Politiker erstaunt, eine Tibeterin zu treffen, die ihre Stimme für die Tibeter und ihre Umwelt erhebt. Einige waren überrascht, als sie erfuhren, wie bedeutsam Tibet für die gesamte Region ist, weil dort acht der größten Flüsse Asiens entspringen, von denen die Wasserversorgung von mehr als 1,4 Milliarden Menschen abhängt. In Tibet befindet sich die weltweit drittgrößte Eisfläche neben den Polen und es spielt eine Schlüsselrolle für das asiatische Monsun-System.

Die chinesische Regierung versucht mit aller Macht, tibetische Stimmen auf der internationalen Ebene zum Schweigen zu bringen. Trotzdem ist es ICT gelungen, Unterstützung zu mobilisieren, damit Tibet in der weltweiten Klimadebatte eine größere Rolle spielen kann.

Unser besonderes Augenmerk liegt dabei auf Artikel 6 des Pariser Klimaschutzabkommens, in dem die Regeln für die Zusammenarbeit der Länder bei der Erreichung ihrer Emissionsziele festlegt werden. Dieser Punkt ist besonders wichtig für Tibet und für den Schutz der Menschenrechte.

Aus meiner Sicht sind ehrgeizige Emissionsziele dringend erforderlich, um unterhalb der 1,5 Grad-Grenze zu bleiben. Aber genauso wichtig ist die Art, wie sie erreicht werden. Problematisch ist es etwa, wenn Länder ihre Emissionen durch die Finanzierung von Projekten zur Senkung des CO2-Ausstoßes im Inland oder in weniger entwickelten Ländern ausgleichen können, in denen es weniger gesetzliche Schranken und Schutzmaßnahmen gibt. Denn dadurch entstehen lediglich Projekte, durch die indigene und lokale Gemeinschaften enteignet und neue Umweltschäden verursacht werden.

Solche Projekte können beispielsweise dazu führen, dass lokale Gemeinschaften ohne vorherige Ankündigung, Entschädigung oder Alternativen zwangsweise umgesiedelt werden. Vor allem Projekte, die die lokale Bevölkerung und das ökologische Gleichgewicht missachten, müssen hinterfragt werden. Wir kennen solche Praktiken aus Tibet. Der Deckmantel der Umweltpolitik dient der chinesischen Regierung dabei als Rechtfertigung, um tibetische Nomaden zwangsweise umzusiedeln und ausgerechnet den Menschen ihr Land zu rauben, die am besten in der Lage sind, dem Klimawandel wirksam zu begegnen.

Es ist wichtig, daran zu erinnern, dass die Tibeter seit mehr als 3.000 Jahren auf der tibetischen Hochebene leben. Wie viele andere traditionelle Bauern und Nomaden auf der ganzen Welt leben die Tibeter in ökologisch wichtigen und artenreichen Regionen. Ihre Lebensgrundlagen und Werte basieren auf der Koexistenz mit der Natur, sie halten die Umwelt im Gleichgewicht. Es handelt sich um Menschen mit traditionellem Wissen, die sinnvolle Umweltschutzmaßnahmen durchführen und aufrechterhalten können.

Ein weiteres gefährliches Beispiel sind Wasserkraftprojekte in Tibet. Wasserkraftprojekte scheinen auf den ersten Blick uneingeschränkt gut für Klima und Umwelt zu sein. Sie werden im Rahmen nationaler Pläne zur Emissionsreduzierung eingesetzt. Aber erneuerbar ist nicht immer grün. In Tibet wird deutlich, dass die blinde Umsetzung von Staudamm-Projekten schädlich ist für lokale Gemeinschaften in erdbebengefährdeten Regionen mit fragilen Ökosystemen. Staudämme überfluten lokale Siedlungen, verändern den natürlichen Strom von Flüssen und blockieren den Transport von nährstoffreichen Sedimenten, auf die flussabwärts lebende Landwirte angewiesen sind.

In Studien und Hintergrundpapieren weist ICT regelmäßig auf diese Erfahrungen in Tibet hin und verlangt, Menschenrechtsgarantien in Artikel 6 aufzunehmen. Dadurch würden lokale Gemeinschaften in Tibet geschützt und ihnen würde ermöglicht, gegen umweltschädliche Eingriffe vorzugehen.

Welche Bedeutung Tibet und die Menschenrechte für die globale Klimapolitik und darüber hinaus haben, können Sie heute Abend bei unserer Online-Diskussion zum Thema „Tibets Klimakrise: wichtige Lehren für die globale Klimapolitik“ (4. November 2021, 19:30 bis 21:30 Uhr, in englischer Sprache) erfahren.

Autorin: Palmo Tenzin, International Campaign for Tibet, übersetzt aus dem Englischen

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