Berlin, 24.04.2025. Die International Campaign for Tibet (ICT) ist zutiefst besorgt über die ungeklärten Umstände des Todes von Tulku Hungkar Dorje und die offensichtlich überstürzte Einäscherung des tibetischen Mönches in Vietnam. Der Leichnam des 57-jährigen tibetisch-buddhistischen Gelehrten, auch bekannt als Hungkar Dorje Rinpoche, wurde am 20. April um 1 Uhr nachts offenbar in einer streng geheimen Zeremonie in Ho-Chi-Minh-Stadt, Vietnam, eingeäschert. Quellen, die mit dem Verstorbenen nahestehenden Personen in Kontakt stehen, berichten, dass um die 40 vietnamesische Polizisten und rund 30 chinesische Beamte den Ablauf der Einäscherung überwacht hätten, bei der Kameras und alle Arten von Aufnahmegeräten strengstens verboten gewesen seien, offensichtlich um jede Transparenz zu verhindern.

„Es deutet einiges darauf hin, dass die chinesischen Behörden in den Tod des tibetischen Klostervorstehers Tulku Hungkar Dorje verwickelt sind. Tibetisch-buddhistische Gelehrte, die oftmals eine bedeutende Rolle in Klöstern und Gemeinden spielen, geraten in Tibet immer wieder ins Visier der chinesischen Behörden und werden von der Kommunistischen Partei Chinas verfolgt, weil sie sich für den Erhalt ihrer Kultur und Sprache einsetzen. Einige von ihnen starben in chinesischer Haft unter ungeklärten Umständen, wie Tenzin Delek Rinpoche, oder sie wurden zu langen Haftstrafen verurteilt, wie Bangri Rinpoche. Der ungeklärte Tod von Hungkar Dorje in Vietnam, sein Verschwinden aus Tibet und die Umstände seiner überstürzten Einäscherung, über die seine Angehörigen nicht informiert wurden, müssen lückenlos aufgeklärt werden. Dafür sollte sich auch die internationale Gemeinschaft bei der chinesischen und vietnamesischen Regierung einsetzen.“, erklärte ICT-Geschäftsführer Kai Müller.

Nach Informationen, die ICT vorliegen, hielt die vietnamesische Polizei Tulku Hungkar Dorjee ab dem 25. März zwei Tage lang in einem Hotel in Ho-Chi-Minh-Stadt fest und brachte ihn am 28. März in eine Polizeieinrichtung, wo er vermutlich noch am selben Tag in Gewahrsam starb. Andere Quellen berichteten, dass sein Leichnam in das Vinmec Central Park International Hospital gebracht wurde, um den Anschein zu erwecken, dass er erst dort am 29. März gestorben sei. Doch bereits vor der ersten Mitteilung der chinesischen Behörden an das Kloster des Verstorbenen am 1. April, in der die Mönche über den Tod ihres Abtes informiert wurden, hätten die vietnamesischen Behörden sich an ein buddhistisches religiöses Zentrum in Ho-Chi-Minh-Stadt gewandt und gefragt, ob das Zentrum Tulku Hungkar Dorje kenne, der am 28. März gestorben sei.

In der ersten Mitteilung der chinesischen Beamten an das Kloster von Tulku Hungkar Dorje hieß es, er sei in Vietnam an einem Herzinfarkt gestorben. Wie Tibeter aus seinem näheren Umfeld berichten, gab es zuvor jedoch nie Hinweise auf irgendwelche medizinischen Herzprobleme. Wie und warum Tulku Hungar Dorje im Juni 2024 aus seinem Kloster in Tibet verschwunden oder geflohen und nach Vietnam gelangt ist, wirft ebenfalls weiter Fragen auf. Tibetische Quellen berichten, dass Tulku Hungkar Dorje seit Juni 2024 immer stärker Schikanen und Druck durch die chinesischen Behörden ausgesetzt war, weil er sich geweigert habe, den von der chinesischen Regierung ernannten und von den Tibetern nicht anerkannten Panchen Lama, Gyaltsen Norbu, in der erwünscht aufwendigen Weise zu empfangen, als dieser Golog besuchte.

Chinesische Staatsmedien berichteten am 24. September 2024, dass sich eine große Delegation chinesischer Regierungsbeamter mit Tulku Hungkar Dorje im Kloster in Golog getroffen habe, um „im Detail etwas über die Arbeit des Klosters Lung-ngon bei der Klosterverwaltung, den Schutz des immateriellen Kulturerbes und die Bemühungen, ein starkes Gemeinschaftsgefühl für die chinesische Nation zu schaffen“, zu erfahren. Staatliche Medien berichteten weiterhin, dass die Regierungsdelegation Tulku Hungkar Dorje und der Klosterleitung sagte: „In der zukünftigen Arbeit sollten religiöse Persönlichkeiten die wichtigen Aussagen von Generalsekretär Xi Jinping über die religiöse Arbeit weiterhin gründlich studieren und umsetzen, die Theorien und die Politik der religiösen Arbeit der Partei in der neuen Ära vollständig und genau verstehen, die Richtung der Sinisierung der Religion in China aufrechterhalten, aktiv die patriotischen und religiösen Traditionen des tibetischen Buddhismus zu fördern, die Führung der Kommunistischen Partei Chinas und des sozialistischen Systems entschlossen zu unterstützen, die nationale Einheit und Sicherheit zu wahren, religiöse Harmonie, soziale Stabilität und ethnische Einheit zu fördern und eine aktive Rolle im Prozess der Modernisierung nach chinesischem Vorbild zu spielen.“ Die Berichterstattung der staatlichen Medien und die hierbei verwendete staatspropagandistische Sprache deutet also darauf hin, dass die chinesische Regierung massiven Druck auf Tulku Hungkar Dorje ausübte.

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Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit größte Tibet-Organisation seit 30 Jahren für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel und Berlin sowie ein Rechercheteam in Dharamsala, Indien.

 

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