Genf/Berlin, 30.06.2025. Am Rande der aktuellen Sitzung des UN-Menschenrechtsrats hat die UN-Sonderberichterstatterin für Religionsfreiheit Nazila Ghanea die Einmischung Chinas in die Nachfolgefrage des Dalai Lama mit Nachdruck zurückgewiesen.

Ghanea erklärte in einem Videostatement bei einer Veranstaltung der Helsinki Foundation for Human Rights am vergangenen Freitag, 27. Juni: „Ich fordere die chinesische Regierung auf, sich nicht in die Identifizierung und Ernennung tibetischer buddhistischer Oberhäupter einzumischen, einschließlich einer zukünftigen Reinkarnation des derzeitigen Dalai Lama, die vom tibetischen Volk bestimmt werden muss.” Ghanea forderte daneben die Rücknahme von entsprechenden Gesetzen, die von der chinesischen Regierung erlassen wurden, um eine umfassende Kontrolle über die Ernennung tibetischer Lamas durchzusetzen. Darüber hinaus müsse die chinesische Regierung den Aufenthaltsort des 1995 entführten Panchen Lama offenlegen.

Im Rahmen der gut besuchten Veranstaltung im Genfer Palais des Nations mit dem Titel „Religionsfreiheit und Einmischung in die Ernennung religiöser Geistlicher in Tibet“ hoben Menschenrechtsverteidiger nachdrücklich die negativen religiösen, kulturellen und politischen Konsequenzen hervor, die von Chinas Bemühungen, den Reinkarnationsprozess tibetischer Lamas zu kontrollieren, ausgingen.

Tencho Gyatso, Präsidentin der International Campaign for Tibet (ICT), betonte in ihrer Erklärung: „Der Dalai Lama ist nicht nur das spirituelle Oberhaupt des tibetischen Buddhismus, sondern auch das lebende Symbol der tibetischen Identität, Hoffnung und Resilienz. Der Anspruch der Kommunistischen Partei Chinas, seine Nachfolge zu kontrollieren, ist eine eklatante Verletzung der Religionsfreiheit und ein Angriff auf die Seele der tibetischen Nation. Die internationale Gemeinschaft muss jede politisch motivierte Einmischung in diese heilige Tradition entschieden zurückweisen.“

Gloria Montgomery, Rechtsexpertin des Tibet Justice Center, unterstrich die völkerrechtliche Relevanz des Vorgehens der chinesischen Regierung:

„Tibetische Buddhisten haben das Recht, ihre religiösen Oberhäupter selbst zu wählen – frei von staatlicher Einmischung. Dies ist ein Kernprinzip des Völkerrechts nach Artikel 18 des Internationalen Pakts über bürgerliche und politische Rechte und der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Jeder Versuch der chinesischen Regierung, einen zukünftigen Dalai Lama zu ernennen oder zu kontrollieren, ist ein klarer Verstoß und muss von der internationalen Gemeinschaft unmissverständlich verurteilt werden.“

Dr. Gyal Lo, tibetischer Bildungsexperte und ehemaliger Professor an der Südwest-Universität für Nationalitäten in Chengdu, beleuchtete eindringlich die systematische Indoktrination tibetischer Kinder in chinesischen Internaten:

„Der Versuch der chinesischen Regierung, die zukünftige Reinkarnation des Dalai Lama zu kontrollieren, muss im Zusammenhang mit ihrem Versuch gesehen werden, das Leben einer ganzen Generation tibetischer Kinder durch das koloniale Internatssystem zu kontrollieren. Es sind zwei Seiten derselben Medaille – zwei Hälften eines einzigen Plans – wovon eine darauf abzielt, Chinas Herrschaft in Tibet ein für alle Mal zu festigen, indem die kulturelle und spirituelle Kontinuität des tibetischen Volkes ausgelöscht wird.“

Die Veranstaltung endete mit einem eindringlichen Aufruf an die UN-Mitgliedsstaaten, internationale Institutionen und die Zivilgesellschaft, eine klare Haltung gegen die chinesische Einmischung einzunehmen und das Recht des tibetischen Volkes auf religiöse und kulturelle Selbstbestimmung zu verteidigen. Am 2. Juli veranstaltet die Vertretung Großbritanniens beim Menschenrechtsrat ein Side-Event zum Thema „Freedom of religion or belief – Tibetan Buddhism”. Zahlreiche Staaten treten dabei als Ko-Sponsoren der Veranstaltung auf. Am gleichen Tag will sich der Dalai Lama in einem Videostatement zur Frage seiner Nachfolge äußern.

Die vollständigen Statements im Original:

Video der Erklärung der UN-Sonderberichterstatterin Nazila Ghanea
Transkript der Erklärung der UN-Sonderberichterstatterin Nazila Ghanea
Erklärung von ICT-Präsidentin Tencho Gyatso
Erklärung von Dr. Gyal Lo, Tibet Action Institute
Erklärung von Gloria Montgomery, Tibet Justice Center

Pressekontakt:

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Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit größte Tibet-Organisation seit 30 Jahren für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel und Berlin sowie ein Rechercheteam in Dharamsala, Indien.

 

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