Berlin, 29.07.2024. Die International Campaign for Tibet (ICT) ist zutiefst besorgt über Berichte, die den kürzlichen Abriss eines tibetisch-buddhistischen Klosters aus dem 19. Jahrhundert durch die chinesischen Behörden in der Provinz Qinghai belegen. Einem Bericht des Senders Radio Free Asia (RFA) und Augenzeugenberichten zweier Tibeter vor Ort zufolge wurde das tibetische Kloster Anfang Juli restlos zerstört, um Platz für den Bau eines Staudamms zu schaffen.
Dokumentiert wird die Zerstörung des Klosters dabei durch zwei Satellitenbilder vom 24. Januar 2015 und vom 21. Juli 2024 sowie durch ein Anfang Juli 2024 von einem Tibeter aufgenommenes Video. Während das tibetische Kloster auf dem Satellitenbild von 2015 noch gut zu sehen ist, fehlt auf dem aktuellen Satellitenbild jede Spur von den Klostergebäuden. Auch die RFA zugespielten Videoaufnahmen zeigen eindrucksvoll, dass das tibetische Kloster offenbar rücksichtslos dem Erdboden gleichgemacht wurde.
„Die internationale Gemeinschaft darf nicht tatenlos dabei zusehen, wie die chinesischen Behörden immer wieder für Infrastrukturprojekte tibetisch-buddhistische Kulturstätten und Dörfer zerstören und dabei Mönche und andere Tibeter aus ihrem Lebensraum vertreiben. Die chinesische Regierung zerstört rücksichtslos und unwiederbringlich wertvolle Kulturgüter der Tibeter und tritt ihre Rechte mit Füßen.“, erklärte ICT-Geschäftsführer Kai Müller.
Laut dem RFA-Bericht begannen die chinesischen Behörden im April 2024 mit der Räumung des Klosters Atsk Gon Dechen Choekhorling im Bezirk Dragkar (Chinesisch: Provinz Qinghai). Nach Fertigstellung des weltgrößten mit 3D-Druckertechnik gebauten Staudamms solle das ehemalige Klostergelände vollständig geflutet werden, so RFA weiter.
Auch am 14. Februar sorgten mehr als 100 Tibeter weltweit für Aufsehen, als sie vor dem Regierungsgebäude im Kreis Derge (chinesisch: Dege) in der autonomen Präfektur Kardze (Ganzi) in Tibet friedlich gegen das geplante Wasserkraftprojekt Kamtok (Gangtuo) protestierten. Kurz darauf gelangten Videoaufnahmen von weiteren Protesten in der Region am Yena (Yinnan) Kloster an die Öffentlichkeit. Darin war zu sehen, wie Tibeter lokale Beamte der chinesischen Behörden anflehen, den Bau des Staudamms zu überdenken.
Bald nach den Protesten folgten Berichte über mehrere hundert Festnahmen und misshandelte Demonstranten. Ein aktueller Bericht der International Campaign for Tibet beleuchtet detailliert, wie durch den Staudammbau am Fluss Drichu Tausenden Tibetern die Vertreibung aus ihrer Heimat sowie der Verlust ihres jahrhundertealten kulturellen Erbes und mehrerer historischer Klöster droht.
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Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit größte Tibet-Organisation seit 30 Jahren für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel und Berlin sowie ein Rechercheteam in Dharamsala, Indien.