Tsongon Tsering hatte
illegalen Rohstoffabbau
in Tibet angeprangert
Quelle: WeChat/RFA
Ein junger tibetischer Umweltverteidiger wurde von einem chinesischen Gericht zu acht Monaten Gefängnis verurteilt, nachdem er zuvor öffentlich den illegalen Abbau von Sand und Kies in seiner Heimatregion angeprangert hatte.
Dies berichtet „Radio Free Asia“ (RFA) unter Berufung auf tibetische Quellen. Bereits in der vergangenen Woche hatte das Tibetische Zentrum für Menschenrechte und Demokratie (TCHRD) im nordindischen Dharamsala ebenfalls die Verurteilung Tsongon Tserings gemeldet.
Luftaufnahmen belegen Tsongon Tserings Vorwürfe
Der 29-jährige Tibeter hatte auf der Social-Media-Plattform WeChat auf massive Umweltschäden in seiner osttibetischen Heimatstadt Tsaruma aufmerksam gemacht. Eindrucksvoll belegen insbesondere die Luftaufnahmen die Vorwürfe. In seinem Video-Statement führte Tsongon Tsering diese auf den illegalen Rohstoffabbau durch ein chinesisches Unternehmen zurück, dem er Verantwortungslosigkeit vorwarf.
Die International Campaign for Tibet äußerte gleich nach Bekanntwerden von Tserings Protest Sorge, der 29-jährige tibetische Umweltverteidiger könne wegen seiner öffentlichen Kritik von den chinesischen Behörden verfolgt werden.
Tsongon Tsering stammt aus dem Dorf Tsaruma in der osttibetischen Präfektur Ngaba. Am 14. Oktober veröffentlichte er ein knapp fünfminütiges Video, in dem er seinen Personalausweis hochhielt und die Anhui Xianhe Construction Engineering Co. illegaler Aktivitäten seit Mai 2023 beschuldigte.
Chinesisches Gericht urteilt auf „Störung der sozialen Ordnung“
Am 27. Oktober erhob das Volksgericht des Kreises Kakhog Anklage gegen Tsering wegen „Störung der sozialen Ordnung“ und „Provokation von Unruhen und Streit“, so die Berichte. Das illegale Vorgehen der chinesischen Firma scheint in dem Verfahren keine Rolle gespielt zu haben.
Anstoß erregt hätte auch seine öffentlich geäußerte Klage über die Umweltauswirkungen des Sand- und Kiesabbaus, so die Quellen. Tsongon Tsering machte diesen für unter anderem für die Senkung des Wasserspiegels, Bodenerosion und die Gefährdung von Häusern in der Nähe des Flusses verantwortlich.
Tsongon Tsering werde derzeit im Bezirksgefängnis von Kakhog festgehalten und müsse mit weiteren Ermittlungen rechnen; auch drohe ihm eine längere Haftstrafe, so die von RFA zitierten Quellen. Über seinen Gesundheitszustand liegen keine Angaben vor.
„Die chinesische Regierung muss endlich aufhören, Tibet ohne Rücksicht auf Mensch und Natur auszubeuten. Sie muss die Rechte von Tibetern respektieren, die gegen die Zerstörung ihres Landes und die Bedrohung ihrer traditionellen Lebensweisen protestieren“, sagt dazu ICT-Geschäftsführer Kai Müller.