Machthaber wollen
Begeisterungsfähigkeit
der Kinder ausnutzen
Quelle: tibet.cn
Die chinesischen Machthaber nutzen die natürliche Begeisterungsfähigkeit von Kindern aus, um in Tibet ihre ideologischen Ziele zu erreichen. So organisieren sie in der Provinz Sichuan Sommerlager für „Jugendliche aus den ethnischen Gebieten“, womit in erster Linie junge Tibeter gemeint sein dürften. Wie es in einem Bericht der staatlichen Propagandamedien heißt, werden die Teilnehmer „aus ihrem ursprünglichen Leben herausgeholt, um eine größere Welt zu sehen“.
Mit anderen Worten ausgedrückt: Die Kinder sollen von den für sie organisierten Darbietungen und Aktivitäten so überwältigt werden, dass sie lernen, „das Wohlwollen der Partei zu spüren, auf die Worte der Partei zu hören und den Fußstapfen der Partei zu folgen“. So wenigstens drückte es Yang Huo aus, laut dem Artikel Mitglied der Parteigruppe und stellvertretende Vorsitzende des Frauenverbands von Sichuan.
Den zwischen neun und vierzehn Jahre alten Teilnehmern des Sommerlagers wird in Chengdu, der Hauptstadt von Sichuan, ein buntes Programm geboten. Dazu zählen Kunstkurse ebenso wie Besuche in diversen Museen und einer chinesischen Universität. Hervorgehoben wird etwa der Besuch eines interaktiven Erlebnismuseums, wo die Kinder simulieren können, „wie es ist, ein Flugzeug oder eine Hochgeschwindigkeits-Eisenbahn zu steuern oder eine Raumstation zu betreten“. Und natürlich darf auch chinesische Kultur in Gestalt von Darstellern der Sichuan-Oper nicht fehlen.
Auch so kann „Sinisierung“ aussehen: Die Teilnehmer des Sommercamps erhalten Besuch von Darstellern der Sichuan-Oper. (Quelle: tibet.cn)
Sommerlager bedeuten auch weniger Zeit mit tibetischer Kultur und Sprache
Um seine Ziele zu erreichen, treibt der chinesische Parteistaat also einigen Aufwand. Insgesamt 600 Kinder nehmen an den laut Propagandamedien kostenlosen Sommerlagern teil. Aus Sicht der kommunistischen Machthaber hat dies den erwünschten Nebeneffekt, dass die Kinder auf diese Weise während der Sommerferien noch weniger Zeit bei ihren Familien verbringen können, wo sie ansonsten mit ihrer traditionellen Kultur und Sprache in Kontakt wären.
Denn mit hoher Wahrscheinlichkeit dürften viele der teilnehmenden Kinder gezwungen sein, eine chinesische Internatsschule zu besuchen, in der der Fachunterricht ausschließlich auf Chinesisch erfolgt. Tibetisch wird dort nur im Sprachunterricht behandelt, mit der Folge, dass viele junge Tibeter ihre eigene Muttersprache nur unzureichend erlernen. Man schätzt, dass der weit überwiegende Teil der jungen Tibeter eins der chinesischen Zwangsinternate besuchen muss.
Und so entpuppt sich das Sommerlagerprogramm als weiterer Baustein einer rücksichtslosen „Sinisierungs“-Strategie Pekings.