Wintertourismus soll
Daueraufenthalt
in Tibet ermöglichen
Quelle: CCTV
Bereits zum siebten Mal in Folge haben die chinesischen Machthaber eine Werbekampagne gestartet, um den Wintertourismus in Tibet anzukurbeln, wie die chinesischen Propagandamedien berichten. Was dabei nicht zur Sprache kommt, ist der offenkundige politische Hintergrund dieser Tourismuskampagne.
Deshalb fragt die „Tibetan Review“ auch ganz direkt: „Wer profitiert wirklich von Chinas Förderung des Wintertourismus in Tibet?“ Der in Dharamsala erscheinenden Zeitschrift zufolge dürfte es nicht zuletzt auch darum gehen, „den Lebensunterhalt und den Wohlstand der chinesischen Einwanderer zu sichern, die die Unternehmen in Tibet, auch im Tourismussektor, dominieren. Andernfalls könnten sie während der Wintersaison nach China zurückkehren, wie ihre Kollegen in anderen Wirtschaftszweigen Tibets“, so die Einschätzung.
Mehr Wintertouristen sollen die ganzjährige Beschäftigung von Han-Chinesen in Tibet ermöglichen. (Quelle: Screenshot CCTV)
Doch nur, wenn Han-chinesische Zuwanderer ganzjährig Beschäftigung in Tibet finden, werden sie auch bereit sein, sich dort mit ihren Familien niederzulassen. Das aber ist eine notwendige Voraussetzung für die von den KP-Herrschern in Peking angestrebte Veränderung der demographischen Realitäten in Tibet als Ausdruck einer umfassenden „Sinisierung“ im Rahmen von Pekings neuer Kulturrevolution.
Attraktive Angebote
Um die Besucher auch in der Nebensaison in die sogenannten Autonome Region Tibet (TAR) zu locken, die ungefähr die Hälfte Tibets umfasst, machen die staatlichen Tourismusplaner attraktiv klingende Angebote.
So winken den Reisewilligen etwa „10.000 Inlandsflugtickets, 10.000 kostenlose Inlandszugtickets und kostenlose Hotelgutscheine für erstklassige Unterkünfte für Touristen“, wie die Propaganda vermeldet. Zudem gebe es auch „spezielle Reisegutscheine für Familienreisen und Senioren“. Ein aufwändig produziertes Werbevideo des Staatsfernsehens soll potenzielle Besucher animieren, während der kalten Jahreszeit auf das „Dach der Welt“ zu reisen.
Ein aufwändig produziertes Werbevideo des Staatsfernsehens soll potenzielle Besucher animieren, während der kalten Jahreszeit auf das „Dach der Welt“ zu reisen. (Quelle: Screenshot CCTV)
Wer sich bislang nicht vorstellen konnte, dass der Winter eine geeignete Reisezeit für Tibet sein könnte, soll auf der Webseite von „China Tibet Tourism“ vom Gegenteil überzeugt werden. Versprochen werden neben den geringeren Kosten auch weniger Hektik und weniger Menschen, im Winterurlaub könne man so das „echte Tibet fühlen“.
Partnerschaften mit internationalen Reiseveranstaltern
Eröffnet wurde die Kampagne „Wintertourismus in Xizang“ am 18. Oktober mit einer festlichen Auftaktveranstaltung in Tibets Hauptstadt Lhasa. Der Titel war bewusst gewählt. Denn bekanntlich versuchen die chinesischen Machthaber bereits seit einiger Zeit, das Wort Tibet durch den chinesischen Kunstbegriff Xizang zu ersetzen, um damit der chinesischen Besatzungsherrschaft den Anschein von Legitimität zu verleihen.
Festliche Auftaktveranstaltung der Werbekampagne für Wintertourismus in Tibet am 18. Oktober in Lhasa. (Quelle: Screenshot CCTV)
Dabei habe die regionale Abteilung für Kultur und Tourismus Kooperationsabkommen mit mehreren anderen chinesischen Provinzen und Städten unterzeichnet. Lokale Reiseveranstalter seien auch „Partnerschaften mit internationalen Reiseveranstaltern aus Ländern wie Australien, Thailand und Deutschland“ eingegangen, wie es heißt.
Welche Auswirkungen der Tourismus auf die Menschen, die Umwelt, die Gesellschaft und die Kultur Tibets hat, sei bisher kaum oder gar nicht untersucht worden, schreibt die „Tibetan Review“. Dabei wäre dies sehr wichtig. Denn die Zahl der überwiegend aus China stammenden Touristen übersteige alleine in der TAR die der lokalen Bevölkerung um das 15-fache.