In Tibet gewonnener
Strom wird nach
China exportiert

 

Quelle: tibet3.com/Qinghai Daily

Immer stärker beutet Peking Tibets immenses Energiepotenzial aus. So vermelden die chinesischen Propagandamedien regelmäßig neue, gigantische Zahlen hinsichtlich der Stromerzeugung in Tibet. Was die ins Schaufenster gestellten Rekordmengen an aktueller und zukünftiger Energieerzeugung verschleiern, ist der Umstand, dass die Tibeter davon nicht profitieren. Die von den KP-Medien bejubelten Projekte belegen den durch und durch ausbeuterischen Charakter der chinesischen Wirtschaftspolitik in Tibet.

Unlängst feierte etwa ein Bericht der Staatsmedien das am Oberlauf des gelben Flusses gelegene Yangqu-Wasserkraftwerk (Foto oben). Dieses habe in diesem Jahr „eine kumulierte Stromerzeugung von über 300 Millionen Kilowattstunden“ erzielt. Erst im vergangenen November ging die erste Einheit des Kraftwerks ans Netz. Der mit einer 300 Meter hohen Staumauer versehene Damm ist dabei nur eines von zahlreichen bereits gebauten oder noch geplanten Wasserkraftprojekten, mit denen Peking große Teile Tibets überzieht.

Risiken durch Chinas Mega-Staudämme bleiben unerwähnt

Völlig unerwähnt in den Berichten der chinesischen Propagandamedien bleiben indes die Risiken, die Pekings ungehemmter Bau zahlreicher Mega-Staudämme in Tibet mit sich bringt. Diese gehen einher mit massiven Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden, während China mit den Projekten seinen riesigen Energiehunger stillt.

Pekings Propaganda verschweigt, wie riskant der Staudammbau in Tibet ist: Die im Bau befindliche Yebatan-Talsperre im Osten von Tibet. Quelle: kbcmw.com

Der Bau hunderter Staudämme und Wasserkraftwerke zerstört unwiederbringlich tibetische Häuser, Dörfer und wertvolles Kulturgut, wie zum Beispiel jahrhundertealte buddhistische Klöster. Zudem droht bis zu 1,2 Millionen Tibetern die Vertreibung aus ihrer Heimat. Dies dokumentierte erst vor Kurzem ein neuer ICT-Bericht, der erstmals eine interaktive GIS-Kartierung verwendete.

Peking ignoriert auch das erhebliche Erdbebenrisiko im gesamten tibetischen Hochland sowie im Himalaja. Auf tragische Weise wurde uns dies zu Jahresbeginn wieder in Erinnerung gerufen, als am 7. Januar in Südtibet die Erde bebte. Dabei verloren mindestens 126 Menschen ihr Leben, Hunderte wurden verletzt. Augenfällig wurden dabei nicht zuletzt die enormen Risiken durch Chinas Staudammbauten in Tibet.

Eklatanter Mangel an Transparenz

Schon länger warnen Experten vor den katastrophalen Folgen für Mensch und Natur, falls künftige Beben zu Schäden an den Staudämmen führen sollten. So gab Peking erst mit erheblicher Verspätung und nach anfänglichem Leugnen zu, dass am 7. Januar auch mehrere Dämme beschädigt worden sind. Transparenz ist leider offenbar ein Fremdwort für die chinesischen Behörden.

Stattdessen gingen sie hart gegen Tibeter vor, die im Internet Informationen über die Naturkatastrophe austauschten. 21 Tibeter seien „bestraft“ worden, weil sie angeblich „falsche Informationen“ über die Zahl der Todesopfer veröffentlicht hätten, so die chinesischen Propagandamedien.

Besondere Bedenken ruft der von Peking geplante und offenbar kürzlich genehmigte Bau des Medog-Wasserkraftwerks in der Yarlung Tsangpo-Schlucht im Süden von Tibet hervor. Das von China als vorgeblich „grünes Projekt“ apostrophierte Kraftwerk soll ausgerechnet in einer gefährlichen Erdbebenzone errichtet werden.

In Nordtibet soll Strom für Südchina produziert werden

Der von Peking forcierte Ausbau der Energiegewinnung in Tibet hat generell nur wenig mit den lokalen Bedürfnissen zu tun. Profitieren sollen davon andere. So entsteht derzeit etwa ein neues, gigantisches Projekt zur Stromerzeugung in Nordtibet. Berichten der chinesischen Propagandamedien zufolge ist die „Qaidam Desert Base“ in der nordtibetischen Präfektur Haixi das derzeit größte Projekt in Bezug auf die geplanten Gesamtinvestitionen. Es soll umgerechnet mehr als 10 Mrd. € kosten und nach Fertigstellung eine Gesamtkapazität von 19,24 Gigawatt aufweisen.

Eröffnungszeremonie der „Qaidam Desert Base“. Der hier gewonnene Strom ist allein für den Export in die südchinesische Provinz Guangxi bestimmt. (Quelle: Screenshot cnste.org)

Ganz offen wird der Charakter der „Qaidam Desert Base“ als erstes interprovinzielles und interregionales Projekt zur Stromversorgung aus erneuerbaren Energien betont. Nach Fertigstellung soll es jährlich eine gigantische Strommenge in die südchinesische Provinz Guangxi exportieren und damit 14 % des gesamten Stromverbrauchs der Provinz decken.

Energieprojekt mit ideologischer Komponente

Die Berichte der Staatsmedien über die Eröffnungszeremonie, an der zahlreiche hochrangige KP-Funktionäre teilnahmen, betonten die ideologische Komponente des Energieprojekts. Es handele sich dabei um „ein konkretes Beispiel für die Umsetzung der wichtigen Anforderungen von Präsident Xi Jinping“ an die Arbeit in der Region.

Die „Qaidam Desert Base“ sei zudem von großer Bedeutung für „die Stärkung des Bewusstseins für die Gemeinschaft der chinesischen Nation“, so die KP-Propagandisten. Das Projekt sei wichtig für „die Förderung der regionalen Entwicklung und den gemeinsamen Wohlstand aller ethnischen Gruppen“.

Tibet in quasi-kolonialer Abhängigkeitsbeziehung

Hinter der KP-Rhetorik verbirgt sich eine einfache Wahrheit: Die Ausbeutung der tibetischen Ressourcen ist eine wichtige Grundlage für das wirtschaftliche Gedeihen des chinesischen KP-Staates. Tibets Bodenschätze, Tibets Energieressourcen und nicht zuletzt auch Tibets Wasser sind von enormem Wert für den weiteren Ausbau der Machtbasis Chinas. Die „Qaidam Desert Base“ ist so nur ein weiteres Beispiel dafür, dass Peking Tibet in einer quasi-kolonialen Abhängigkeitsbeziehung hält.

Denn die Tibeter selbst werden nicht gefragt, ob sie mit der ungehemmten Ausbeutung des natürlichen Reichtums ihrer Heimat einverstanden sind. Tatsächlich profitieren sie kaum davon, sondern müssen häufig einen hohen Preis dafür bezahlen. Und unerwähnt bleiben auch die langfristigen Risiken für das fragile Ökosystem der tibetischen Hochebene.

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