Peking verstärkt
Druck auf Kloster
Tashi Lhunpo
Quelle: xztzb.cn

Chinas kommunistische Führung verstärkt ihren Druck auf das traditionsreiche Kloster Tashi Lhunpo – das Heimatkloster von Tibets Panchen Lamas in Shigatse. So müssen die Mönche des Klosters verpflichtend an regelmäßigen Propaganda-Schulungen teilnehmen, wie chinesische Staatsmedien berichten. Dies hindert sie daran, ihren traditionellen religiösen Verpflichtungen nachzukommen.
So habe das Verwaltungskomitee des Klosters Tashi Lhunpo seine Bemühungen zur „Förderung der nationalen Sicherheit intensiviert“, wie es in der typischen Propagandasprache der KP-Medien heißt. Geschehen sei dies im Rahmen der „nationalen Sicherheitsbildungskampagne“, die darauf abziele, das „Bewusstsein für die nationale Sicherheit unter den Mönchen zu stärken“.
Hinter diesen unverfänglich klingenden Worten verbirgt sich in Wahrheit nichts anderes als der Versuch, die „Sinisierung des tibetischen Buddhismus“ weiter voranzutreiben. Letztlich geht es um nichts anderes als die völlige Transformation des tibetischen Buddhismus im Rahmen von Chinas neuer Kulturrevolution in Tibet.
Mönche werden regelmäßiger Propaganda ausgesetzt
Ein Ansatzpunkt der chinesischen Machthaber um den tibetischen Buddhismus „mit der sozialistischen Gesellschaft in Einklang“ zu bringen, besteht in regelmäßiger, verpflichtender Propaganda. Den „Schulungen“, „Wissenstests und organisierten Aktivitäten“ können sich die Mönche nicht entziehen.
Die Mönche sind zur Teilnahme an Propaganda-Schulungen, „Wissenstests und organisierten Aktivitäten“ verpflichtet. (Quelle: xztzb.cn)
Interessant ist in diesem Zusammenhang die Betonung der nationalen Sicherheit. So würden unter anderem das „Anti-Sezessionsgesetz“, das „Anti-Spionagegesetz“, das „Anti-Terrorismusgesetz“ und das „Cybersicherheitsgesetz“ in die tägliche Rechtsbildung integriert. Offenkundig gelten die Klöster den Pekinger Machthabern weiterhin als potenzielle Gefahr für ihre Herrschaft, die es streng zu reglementieren gilt.
Die Rolle des Panchen Lama
Beeindruckend sind auch die in dem Artikel genannten Zahlen. So habe man im vergangenen Jahr „acht Vortragsveranstaltungen organisiert, an denen insgesamt über 4.200 Mönche teilnahmen“. Auch habe man 94 Gruppenschulungen für Mönche mit insgesamt über 45.000 Teilnehmern durchgeführt.
Was die KP-Propagandisten besonders hervorheben, sind die sogenannten „patriotischen Traditionen der Panchen Lamas“. Dahinter verbirgt sich auch der Wunsch, Chinas eigenem, „falschen Panchen Lama” eine besondere Rolle zukommen zu lassen.
Pekings „falscher Panchen Lama” Gyaltsen Norbu im trauten Gespräch mit KP-Sekretär Wang Junzheng. (Quelle: xzxw.com)
In jüngerer Zeit unternimmt Peking verstärkt den Versuch, Gyaltsen Norbu als anerkannten Lama zu zeigen. Doch auch fast 30 Jahre nach dem „Verschwindenlassen“ von Tibets echtem Panchen Lama Gedhun Choekyi Nyima wird Pekings Marionette von den Tibetern nicht anerkannt.
Das Kloster Tashi Lhunpo spielt für die chinesischen Machthaber schon seit Längerem eine Schlüsselrolle in ihren Bemühungen, den Buddhismus zu einem Instrument ihrer Herrschaft in Tibet umzubauen. Nicht zuletzt beherbergt das Kloster bereits seit einiger Zeit sogar eine „Bildungsstätte für nationale Einheit und Patriotismus“. Deren Zweck besteht augenscheinlich vor allem darin, „die untrennbare Beziehung zwischen Tibet und dem Mutterland“ zu bezeugen, wie es im typischen KP-Sprech heißt.
Kloster Tashi Lhunpo wird von kommunistischem Funktionär geleitet
Wie aus einem weiteren Artikel der chinesischen Propagandamedien hervorgeht, wird das traditionsreiche Kloster der Panchen Lamas nicht von einem buddhistischen Mönch, sondern von einem Laien geleitet. Mit Phubu Tsering steht ein kommunistischer Parteisekretär an der Spitze des sogenannten „Demokratischen Verwaltungskomitees” von Tashi Lhunpo. Der Vertreter einer offiziell dem Atheismus verpflichteten Partei leitet also eine wichtige Institution des tibetischen Buddhismus.
Unter einem Porträt von KP-Chef Xi Jinping beraten kommunistische Funktionäre über die Verwaltung des Klosters Tashi Lhunpo. (Quelle: xztzb.cn)
Bei einem Treffen von Mitgliedern des Parteikomitees und höheren Parteikadern am 19. Februar habe Phubu Tsering die im Kloster stationierten KP-Funktionäre auf die künftige politische Linie eingeschworen. So gelte es etwa, das „politische Bewusstsein“ zu erhöhen. Tsering empfahl dazu unter anderem die Nutzung einer App zum Selbststudium, um mit deren Hilfe die „theoretische Bewaffnung“ der Funktionäre zu stärken.
Der KP-Sekretär betonte die große Bedeutung der Parteidisziplin für die Kontrolle des Klosters durch die KP. Gleichfalls wichtig sei eine Problemorientierung, um so die aktuellen „Stolpersteine in der Arbeit zu erkennen und zu lösen“. Als weiteren Punkt nannte der kommunistische Klosterchef die „Stärkung der organisatorischen Führung“. Offensichtlich ist die chinesische KP entschlossen, insbesondere wichtige Klöster wie Tashi Lhunpo fest in ihrem Griff zu halten.
KP hat „Maßnahmen für die Verwaltung tibetischer buddhistischer Tempel“ überarbeitet
Die Berichte aus dem Panchen Lama-Kloster bilden keine Ausnahme. Tatsächlich bestätigen die Entwicklungen in Tashi Lhunpo lediglich die aktuelle Religionspolitik der Kommunistischen Partei in Tibet. Deutlich wird dies an den überarbeiteten „Maßnahmen für die Verwaltung tibetischer buddhistischer Tempel“, die am 1. Januar 2025 in Kraft getreten sind.
Wie das im nordindischen Dharamsala ansässige Tibetische Zentrum für Demokratie und Menschenrechte (TCHRD) kürzlich berichtete, will die KP damit ihre Kontrolle des tibetischen Buddhismus weiter verschärfen. So verpflichtet etwa Artikel 4 Klöster und Geistliche darauf, der KP Treue zu schwören, den Sozialismus zu unterstützen und die „Anpassung des tibetischen Buddhismus an die sozialistische Gesellschaft zu fördern“.
„Liebe zum Mutterland, Schutz der Führung der Kommunistischen Partei“
Laut Artikel 10 ist Loyalität gegenüber der KP eine Grundvoraussetzung für die Arbeit in der Verwaltung religiöser Institutionen. Explizit gefordert sind „Liebe zum Mutterland und Schutz der Führung der Kommunistischen Partei Chinas und des sozialistischen Systems“. Verpflichtende Aufgabe ist zudem die sogenannte „politische Bildung“ der Mönche, also ihre Indoktrination mit kommunistischer Ideologie.
Ferner wird die Rolle der der Buddhistischen Vereinigung Chinas (BAC) für die „Sinisierung des tibetischen Buddhismus“ betont. Diese gilt seit jeher als Instrument der Kommunistischen Partei. Pekings „falscher Panchen Lama” Gyaltsen Norbu fungiert als einer ihrer Vizepräsidenten.
In weiteren Artikeln werden Quoten für die Zahl der Mönche vorgeschrieben sowie Genehmigungsverfahren für Mönche und Nonnen eingeführt. Auf diese Weise werden die religiöse Bildung und die Religionsfreiheit in Tibet weiter eingeschränkt.