Verschärfte Repression
nach Schulschließungen
in Osttibet
Quelle: RFA
Hunderte junge tibetisch-buddhistische Mönche sollen in chinesischen Internatsschulen unter „gefängnisähnlichen Bedingungen“ festgehalten werden. Dies berichtet „Radio Free Asia“ (RFA) unter Berufung auf zwei Quellen aus Tibet. Diesen zufolge dürften die Schüler das Schulgelände nicht verlassen oder sich mit ihren Eltern treffen. Bis zum Sommer hatten die jungen Tibeter noch die Schule des Klosters Kirti im osttibetischen Landkreis Ngaba besucht.
Im Juli jedoch wurde die Schule von den chinesischen Behörden geschlossen. Das gleiche Schicksal ereilte auch die Schule des Lhamo-Kirti-Klosters (Foto) im benachbarten Landkreis Dzoge. Den insgesamt mehr als 1.600 Schülern wurde mitgeteilt, dass sie nun stattdessen staatliche Schulen besuchen müssten. Dort sind die Schüler gezwungen, die politische Ideologie des chinesischen Präsidenten Xi Jinping zu studieren, das sogenannte „Xi Jinping-Denken“. Nach Einschätzung der International Campaign for Tibet sind die Maßnahmen der chinesischen Behörden Teil von Pekings neuer Kulturrevolution in Tibet.
Schülern wird Kontakt mit Eltern verweigert
Die tibetischen Schüler im Alter von 6 bis 17 Jahren werden nun ausschließlich auf Chinesisch unterrichtet. Einige der Schüler, die versucht hätten, aus der Schule zu fliehen, seien festgenommen worden. Sie würden nun wie Kriminelle behandelt und dürften das Schulgelände nicht verlassen.
„Seit ihrer gewaltsamen Entfernung aus dem Kloster wird den Schülern der Kontakt zu ihren Eltern verweigert, und sie werden bei Krankheit nur unzureichend medizinisch versorgt“, so eine der Quellen von RFA. Eltern, die darauf bestehen, ihre Kinder sehen zu wollen, werde mit Gefängnis gedroht.
Verhaftungen, Beschlagnahmungen, verschärfte Überwachung
Offenbar haben die chinesischen Behörden seit der Schließung der beiden Klosterschulen die Überwachung verschärft und neue Beschränkungen für die Tibeter in der Region eingeführt. Die Koordination liege bei einem hochrangigen Beamten der Vereinigten Arbeitsfront der Kommunistischen Partei Chinas, der dort seit mehreren Monaten fest stationiert sei.
Besonders im Visier der chinesischen Behörden sind Tibeter, die versuchen, mit der Außenwelt zu kommunizieren. So seien im September vier Tibeter verhaftet worden, denen man vorwarf, Tibeter außerhalb der Region zu kontaktieren. Es handelte sich dabei offenbar um zwei Mönche des Klosters Kirti und zwei Laien aus dem Landkreis Ngaba.
Im Landkreis Dzoge sollen die chinesischen Behörden die Telefone von Mönchen und Lehrern des Klosters Lhamo Kirti beschlagnahmt haben. Offenbar wurde ihnen vorgeworfen, Nachrichten über die Schulschließungen verbreitet zu haben.