«Graswurzelarbeit» soll
umfassende Kontrolle der
Bevölkerung sicherstellen

 

Quelle: thepaper.cn

Laut einem aktuellen Bericht der chinesischen Propagandamedien hat die Kommunistische Partei Chinas im Mai mehr als 22.000 ihrer Kader in Dörfern und Klöstern der sogenannten Autonomen Region Tibet (TAR) stationiert. Diese sollen an circa 5.600 Orten sogenannte „Graswurzelarbeit“ für die Machthaber durchführen.

Das entsprechende Programm wurde in der TAR erstmals im Oktober 2011 umgesetzt. Den Propagandamedien zufolge haben seitdem fast 300.000 kommunistische Kader das Programm durchlaufen. Ihre klare Aufgabe ist es bis heute, die umfassende Kontrolle der tibetischen Bevölkerung sicherzustellen.

Dorfkader im Ernteeinsatz. Pekings Propagandamedien versuchen, die KP-Vertreter gerne als uneigennützige Helfer zu präsentieren. (Quelle: thepaper.cn)

Ganz Tibet betroffen

Auch wenn der Artikel nur die Lage in der TAR behandelt, ist davon auszugehen, dass die Pekinger Machthaber derartige Programme in ganz Tibet durchführen lassen. Bekanntlich kam es im Jahr 1965 zur Gründung der sogenannten Autonomen Region Tibet, die allerdings nur etwa das halbe Land umfasste.

Die andere Hälfte Tibets – und damit auch deren Bewohner – wurden hingegen zum großen Teil als sogenannte „Tibetisch Autonome“ Landkreise und Präfekturen den chinesischen Provinzen Qinghai, Gansu, Sichuan und Yunnan zugeschlagen.

Die Dorfkader sollen die „Sinisierung“ Tibets weiter vorantreiben

Am 12. Mai unterstrich Wang Junzheng, als KP-Sekretär der TAR Pekings Statthalter in Lhasa, auf einer Arbeitstagung für Dorfkader die „fünf Schlüsselaufgaben“ der sogenannten „Graswurzelarbeit“. In der typischen Propagandasprache der KP sagte Wang etwa, die flächendeckend über das gesamte, dünn besiedelte Gebiet verteilten Kader müssten „das Gemeinschaftsgefühl der chinesischen Nation stärken“.

Dahinter verbirgt sich nichts anderes als die Aufforderung, die „Sinisierung“ Tibets weiter voranzutreiben. Langfristig wollen die Machthaber die eigenständige Identität der Tibeter auslöschen, die Arbeit der Dorfkader ist somit Teil von Chinas neuer Kulturrevolution in Tibet. Weiter betonte Wang Junzheng auch die Bedeutung des Programms für den „Erhalt der sozialen Stabilität“, sprich die unumschränkte Macht der Kommunistischen Partei.

Dorfkader erheben Daten für Wirtschaftsstatistiken, heißt es in der Bildunterschrift eines Propagandaberichts. (Quelle: thepaper.cn)

Ideologische Durchdringung der Gesellschaft

Seit mittlerweile fast 14 Jahren sorgt diese „Graswurzelarbeit“ dafür, dass die Tibeter jederzeit der Ideologie der chinesischen KP ausgesetzt sind. Die in Dörfern stationierten Parteikader forcieren die ideologische Durchdringung der tibetischen Gesellschaft. Dies kann zuweilen bizarr anmutende Ausmaße annehmen. So kam es schon vor, dass kommunistische Dorfkader tibetische Pilzsammler im Grasland zur Teilnahme an „Umerziehungs“-Maßnahmen gezwungen haben.

Derartige Übergriffigkeiten stehen freilich nicht im Zentrum der Berichte der chinesischen Staatsmedien. Dort wird stattdessen der Versuch unternommen, die kommunistischen Kader im Stil wohlmeinender Sozialarbeiter zu präsentieren. Die einschlägigen Artikel zeigen daher gerne Bilder der KP-Vertreter im Einsatz als Erntehelfer oder vermeintlich uneigennützige Berater in allen vorstellbaren Angelegenheiten.

Einbindung in lokale Verwaltungsstrukturen

Jedoch kann dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Kernaufgabe der Dorfkader in der permanenten Überwachung und Kontrolle der Bevölkerung liegt. Sie sollen alle Aktivitäten in ihrem jeweiligen Bereich beobachten und schon im Vorfeld abweichende Meinungen und unerwünschtes Verhalten identifizieren. Dies beinhaltet nicht zuletzt auch die Kontrolle aller religiösen Aktivitäten sowie aller Äußerungen der tibetischen Kultur.

Dorfkader werben im Erdbebengebiet für Vorsorgemaßnahmen. So zumindest berichten es Pekings Propagandamedien. (Quelle: thepaper.cn)

Zudem sammeln die Kader Informationen über die Stimmung in der Bevölkerung und potenziellen Widerstand. Dies wird ihnen dadurch erleichtert, dass sie oft in lokale Verwaltungseinheiten, Parteizellen und Dorfkomitees integriert sind.

Gleiches gilt für die sogenannten „demokratischen Verwaltungskomitees“ in den tibetischen Klöstern. Für die Durchsetzung von Pekings Unterdrückungsregime in Tibet sind die Dorfkader daher von außerordentlicher Bedeutung.

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