Junge Tibeter sollen
fernab ihrer Heimat
zu Chinesen werden

 

Quelle: linzhi.gov.cn

Ein Bericht der chinesischen Propagandamedien feiert die erzwungene Assimilierung junger Tibeter in der südchinesischen Provinz Guangdong. Fernab ihrer Heimat in der Präfektur Nyingtri besuchen sie in der Millionenstadt Foshan die dortige Middle School No. 1.

Die Schule liegt ca. 2.000 Kilometer Luftlinie von ihren Elternhäusern entfernt, das Umfeld in Guangdong ist rein chinesisch. Beste Voraussetzungen also für den Versuch, die jungen Tibeter zu Chinesen zu machen, dem erklärten Ziel der kommunistischen Machthaber.

Tibetische Schüler der Foshan Middle School No. 1 in der südchinesischen Provinz Guangdong. (Quelle: linzhi.gov.cn)

So nimmt bereits die Überschrift des Artikels ein Bild auf, das vor mehr als 10 Jahren von KP-Chef Xi Jinping geprägt wurde. Ins Deutsche übertragen steht dort: „Gemeinsam können wir Granatapfelkerne zum Aufwachsen erziehen.“ Dieses Sprachbild bezieht sich auf eine Aussage von Xi Jinping aus dem Jahr 2014.

Propaganda-Motiv Granatapfel

Damals forderte Chinas oberster Machthaber bei einer Konferenz zur sogenannten „ethnischen Arbeit“ in der Uigurenregion Ostturkestan (chin.: Xinjiang): „Alle ethnischen Gruppen sollen wie die Kerne eines Granatapfels eng aneinanderhaften.“

Das Bild vom Granatapfel zieht sich seither als zentrales Propaganda-Motiv durch zahlreiche programmatische Aussagen zur sogenannten „Sinisierungs“-Politik Pekings. Anfangs vor allem in Ostturkestan, später auch in Tibet, erschienen Propaganda-Plakate, die das Bild des Granatapfels verwendeten.

Chinas Propaganda-Medien zitieren regelmäßig Xi Jinpings Granatapfel-Vergleich. (Screenshot CGTN_11.07.2022)

Sogenannte Minderheiten sollen ihre Identität aufgeben

Die Idee ist, dass die vielen Kerne (ethnischen Gruppen) in einem Granatapfel (der chinesischen Nation) eng zusammengehören und untrennbar miteinander verbunden sind. Diese Symbolik steht für den Versuch, sogenannte ethnische Minderheiten wie etwa Tibeter oder Uiguren der Han-chinesischen Kultur und Identität anzupassen.

In letzter Konsequenz sollen sie ihre eigene Identität, ihre Sprache, Kultur und Religion aufgeben und zu – der KP-Ideologie hörigen – Chinesen werden.

KP inszeniert Besuch der Eltern

Aufhänger des Artikels ist eine von den chinesischen Behörden organisierte Reise tibetischer Eltern zu der von ihren Kindern besuchten Foshan Middle School No. 1. Offenbar hat diese bereits im Jahr 1995 erste tibetische Klassen eingerichtet. Mittlerweile sollen dort junge Tibeter der Klassenstufen 7 bis 9 unterrichtet werden.

Eltern aus der tibetischen Präfektur Nyingtri zu Besuch in der Foshan Middle School No. 1. (Quelle: linzhi.gov.cn)

Den staatlichen Propagandisten zufolge reichen die Kontakte der Behörden von Guangdong und Tibet sogar schon 40 Jahre zurück. Anlässlich des 40. Jahrestages ihrer Zusammenarbeit hätten sie eine Reihe tibetischer Eltern nach Foshan kommen lassen.

Möglicher Kritik soll vorgebeugt werden

Laut den chinesischen Staatsmedien hätten sich diese – wenig überraschend – begeistert von der Schule ihrer Kinder gezeigt. So zitiert der Bericht etwa einen Elternvertreter mit dieser Aussage: „Die Kinder haben sich sehr verändert und sind vernünftiger als früher. Das schulische Umfeld ist sehr gut, und die Lehrer kümmern sich um sie wie um Familienmitglieder.“ So soll offenbar schon vorab möglicher Kritik begegnet werden. Etwa daran, dass die jungen Tibeter aus ihrer gewohnten sprachlichen und kulturellen Heimat herausgerissen wurden.

Er hoffe, die Kinder könnten das Erlernte „in Zukunft in den Aufbau ihrer Heimatstadt einbringen“, lässt die KP-Propaganda den Elternvertreter Da Zhen zum Abschluss sagen. Frei übersetzt: Die erfolgreich assimilierten Tibeter sollen nach dem Willen der Machthaber in ihre Heimat zurückkehren, um an deren weiterer „Sinisierung“ mitzuwirken.

Auch die Schüler werden für Propaganda eingespannt

Ähnlich erwartbare Aussagen kommen auch von Schülerseite. So bedankt sich die Schülerin Sangdan Drolma artig bei der Schule und den Lehrern „für ihre sorgfältige Betreuung“. Dadurch hätte sie „die Wärme der großen Familie unseres Mutterlandes gespürt“.

Die Eltern hätten sich „wohler gefühlt, nachdem sie unsere Lernumgebung gesehen“ hätten, so die Schülerin. Wie es sich für ein Propagandastück gehört, versäumt sie auch nicht, dem KP-Staat zu danken. In Zukunft würden die Schüler hart lernen, um dann „einen Beitrag zum Aufbau eines schönen Tibets und zur Förderung der nationalen Einheit zu leisten“, heißt es abschließend.

Aus Sicht der International Campaign for Tibet sind die tibetischen Klassen in Guangdong lediglich eine weitere Variante von Chinas Zwangsinternaten für tibetische Kinder. Sie stellen eine schwere Verletzung der Rechte tibetischer Kinder und ihrer Familien dar und gefährden das Überleben der tibetischen Kultur, Sprache und Identität. Wie auch vom EU-Parlament gefordert, gehören sie unverzüglich geschlossen.

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