Peking erhebt Anspruch
auf Gebiete unter der
Bezeichnung «Südtibet»
Foto: Prashant Ram-CC-BY-ND-2.0
Erneut haben die chinesischen Machthaber die indische Bundesregierung provoziert, indem sie eine Liste mit geänderten Ortsnamen im indischen Bundesstaat Arunachal Pradesh veröffentlichten. Zugleich dokumentiert das Vorgehen Pekings, dass die chinesische Seite Anspruch auf Gebiete erhebt, die von ihr als „Südtibet“ bezeichnet werden.
So veröffentlichte das chinesische Ministerium für zivile Angelegenheiten am 12. Mai 2025 eine neue Liste mit 27 Ortsnamen in standardisiertem Tibetisch, Chinesisch und Pinyin. Zum ersten Mal hatte Peking im Jahr 2017 eine solche Liste präsentiert. Mittlerweile hat China insgesamt 89 Orte in Arunachal Pradesh „neu“ benannt. Für jeden Ort sind die genauen geographischen Koordinaten sowie Namen in chinesischen Schriftzeichen, tibetischer Schrift und Pinyin angegeben.
Peking stellt Grenzverlauf in Frage
Damit unterstreichen die chinesischen KP-Machthaber ihren Anspruch auf eine Region, die nie von ihnen verwaltet wurde. Der Verlauf der Grenze zwischen dem heutigen indischen Bundesstaat Arunachal Pradesh und Tibet war in der Shimla-Konvention von 1914 festgelegt worden. Die vorausgegangenen Verhandlungen in der nordindischen Stadt Shimla waren von Vertretern Britisch-Indiens, Chinas und des damals souveränen Staates Tibet geführt worden.
Obwohl Vertreter Pekings an der Konferenz teilnahmen, die zum Abschluss des Abkommens führte, wurde es von China weder unterzeichnet noch ratifiziert. Dennoch hatte der Grenzverlauf entlang der sogenannten McMahon-Linie über die folgenden Jahrzehnte hinweg Bestand. Auch nach dem chinesisch-indischen Grenzkrieg von 1962 zogen sich Pekings Truppen wieder dahinter zurück. Die heutigen Machthaber in Peking stellen das historische Abkommen jedoch mitsamt dem darin festgelegten Grenzverlauf in Frage.
Kartografische Aggression
Spätestens seit der Machtübernahme durch den KP-Vorsitzenden Xi Jinping verfolgt China gegenüber seinen Nachbarn einen revisionistischen Ansatz. Dieser zeigt sich nicht nur an der Himalaja-Grenze, sondern etwa auch im Südchinesischen Meer. Besonders betroffen ist davon die demokratisch regierte Inselrepublik Taiwan, die von Peking seit Jahren offen bedroht wird.
Die Umbenennung von Orten in Arunachal Pradeh stellt eine kartografische Aggression dar, mittels der die Kommunistische Partei Chinas versucht, ihre strategischen Ziele voranzutreiben. Dies spiegelt die umfassenden geopolitischen Ambitionen Pekings wider, zu denen auch und gerade hinsichtlich Tibets die Verbreitung falscher historischer Narrative gehört.
* Unser Foto zeigt das unweit der Grenze zu Bhutan gelegene tibetisch-buddhistische Kloster Tawang im Westen von Arunachal Pradesh.