KP-Propaganda soll
in tibetischen Schülern
«rotes Gen» kultivieren
Quelle: RFA
Mithilfe von Propagandafilmen und Erzählwettbewerben verstärken die chinesischen Behörden ihre sogenannte „patriotische Erziehung“ an Tibets Schulen. Die Kampagne zielt darauf ab, tibetische Schüler unter dem Schlagwort der „ethnischen Einheit“ zwangsweise an die han-chinesische Kultur zu assimilieren. Dies berichtet „Radio Free Asia“ (RFA) unter Berufung auf tibetische Quellen.
Berichten der staatlichen Propagandamedien zufolge soll die Kampagne dazu dienen, in tibetischen Kindern das sogenannte „rote Gen“ zu kultivieren; gemeint ist damit Begeisterung für die Kommunistische Partei (KP). Zu diesem Zweck müssten sich die Schüler etwa Propagandafilme über „heldenhafte“ chinesische Soldaten anschauen.
Schüler und Lehrer sollen „abergläubisches“ Denken aufgeben
Zudem müssten sie an Erzählwettbewerben teilnehmen, die die Kommunistische Partei preisen. In einem direkten Angriff auf den tibetischen Buddhismus seien Schüler und Lehrer außerdem aufgefordert, „abergläubisches“ Denken aufzugeben.
All diese Maßnahmen sind Teil von Pekings umfassendem Versuch, die tibetische Kultur und Sprache auszulöschen und die Assimilation an die han-chinesische Kultur zu fördern. Sie sind somit ein wichtiger Aspekt von Chinas zweiter Kulturrevolution, die sich derzeit in Tibet abspielt.
Erzählwettbewerb mit „roten Geschichten“ für Schüler
im Rahmen der so genannten „ersten Lektion des Jahres“ nach Ende der Winterferien müssen die Lehrer den Quellen zufolge ihren Schülern das sozialistische System Chinas näherbringen. Außerdem müssten sie ausführliche Erklärungen zu „chinesischem Nationalgeist und Wärme“ geben.
Die „erste Lektion des Jahres“ nach Ende der Winterferien in einer Schule im Landkreis Nyingtri. (Quelle: RFA)
Im vergangenen Monat startete das Bildungsbüro des Kreises Pelbar in der Autonomen Region Tibet einen Online-Erzählwettbewerb für Schüler mit „roten Geschichten“ über die Großartigkeit der KP. Der Wettbewerb habe zu 44 Videoeinreichungen von über 100 Schülern und Eltern geführt.
Zusätzlich habe man Videos über die staatlichen Hilfsmaßnahmen nach dem verheerenden Erdbeben in Südtibet vom 7. Januar gezeigt. Die chinesischen Behörden hätten die Berichte über die Erdbebenhilfe mit „ideologischer und politischer Bildung“ verknüpft.
Peking will tibetischen Buddhismus eliminieren
Am 25. Februar hat die chinesische Regierung Richtlinien mit dem Titel „Zwei absolute Verbote“ und „Fünf absolute Einschränkungen“ erlassen. Diese enthalten ein striktes Verbot religiöser Propaganda in Schulen, der Verwendung religiöser Elemente im Bildungssystem und der Teilnahme von Lehrern und Schülern an religiösen Aktivitäten.
Den Quellen zufolge solle damit der tibetische Buddhismus eliminiert werden. Die Richtlinien verbieten auch das Tragen von religiösen Symbolen oder Kleidung in Schulen. Die Lehrer seien angewiesen, den Behörden jeden Monat Bericht zu erstatten und zu bestätigen, dass sie ihren Schülern keinen religiösen Unterricht erteilen.
Angriff auf die tibetische Identität
Zugleich zielt das Vorgehen der chinesischen Behörden auch auf die Weitergabe der tibetischen Sprache an die nachfolgenden Generationen. In diesem Zusammenhang stehe etwa die Entlassung tibetischer Lehrer mit der Begründung, dass sie kein Chinesisch beherrschten, so eine der Quellen.
Den Kindern solle so ihre tibetische Identität und ihr tibetischer Charakter genommen werden, so Tsewang Dorji vom Tibet Policy Institute im nordindischen Dharamsala: „Und wenn diese Politik der politischen und ideologischen Bildung in den nächsten 10 bis 20 Jahren fortgesetzt wird, sind die tibetische Sprache, Kultur, Identität und der Buddhismus massiv bedroht.“