Ziel ist die weltweite
Manipulation der
Sicht auf Tibet
Quelle: tibet.cn
Am 2. September eröffneten die chinesischen Machthaber in Tibets Hauptstadt Lhasa ein neues Propagandazentrum, dessen erklärtes Ziel die weltweite Manipulation der Sicht auf Tibet ist. Das „Tibet International Communication Center“ soll die bisherigen einschlägigen Aktivitäten der chinesischen Propagandamedien und KP-Organisationen zusammenführen und auch international verbreiten. Stärker als bisher schon will Peking auf die staatlich kontrollierten globalen Medienplattformen zurückgreifen, um seine Sichtweise auf Tibet in aller Welt zu verbreiten.
Die Einrichtung des Tibet International Communication Center ist Ausdruck einer sich schon länger abzeichnenden Verschärfung von Chinas Propaganda über Tibet. ICT hatte diese unlängst unter dem Titel „China’s external propaganda on Tibet: Erasing Tibet to ‚tell a good Chinese story’“ analysiert. Unter anderem unternehmen Pekings Propagandisten den Versuch, den Namen Tibet auszulöschen und durch den chinesischen Kunstbegriff „Xizang“ zu ersetzen. Auf diese Weise soll suggeriert werden, dass Tibet – ein Nachbarland, das China seit mehr als 70 Jahren brutal besetzt hält – ein legitimer Teil Chinas sei.
„Xi Jinpings Kultur-Ideologie“
Wie chinesische Propagandamedien berichteten, hob Pekings ranghöchster Funktionär in Lhasa, KP-Sekretär Wang Junzheng, in seiner Rede die Bedeutung der externen Propaganda hervor. Wang betonte, es sei wichtig sich an «Xi Jinpings Kultur-Ideologie» zu orientieren. Das im Oktober 2023 formell vorgestellte Konzept, das wahlweise auch mit „Xi Jinpings kultureller Gedanke“ übersetzt wird, soll die kulturelle Soft Power der Volksrepublik China und die Attraktivität ihrer Kultur stärken.
„Xi Jinpings Kultur-Ideologie“ ist in der Vorstellung der chinesischen Machthaber von großer Bedeutung für das „Streben nach einem stärkeren China und die Verwirklichung der nationalen Wiederbelebung“. So jedenfalls formuliert es die deutschsprachige Auslands-Propagandaseite „Theorie Chinas“.
Die Eröffnung des Tibet International Communication Center in Lhasa darf als Beleg dafür gelten, dass die chinesische KP der externen Propagandaarbeit Priorität eingeräumt hat. Parteisekretär Wang zufolge gelte es, „ein ausländisches Diskurs- und Erzählsystem in Bezug auf Tibet aufzubauen“.
Bündelung der weltweiten Propaganda-Kanäle
Zu diesem Zweck wurden Vereinbarungen zwischen den einschlägigen Staatsmedien und den mit Tibet befassten Organen der Kommunistischen Partei geschlossen. Offenkundiges Ziel ist eine Bündelung der weltweiten Propaganda-Kanäle. So schloss das Staatsmedium China Daily eine Übereinkunft mit dem China Tibetology Research Center zur Zusammenarbeit bei der Produktion internationaler Kommunikationsprodukte mit Bezug zu Tibet. Das China Tibetology Research Center steht unter der Kontrolle der Vereinigten Arbeitsfront der KPCh.
Voraussichtlich dürfte auch das China Global Television Network (CGTN) eine Rolle in dieser Propaganda-Initiative spielen. CGTN untersteht als Teil der China Media Group direkt der Zentralen Propagandaabteilung der Kommunistischen Partei Chinas und gilt als wichtiger Baustein der chinesischen Auslandspropaganda. Selbst die deutsche Nachrichtenagentur dpa verbreitet chinesische Staatspropaganda von CGTN, offenbar ohne darin ein Problem erkennen zu können.
Neue Taktik „Storytelling“
Neben der Bündelung ihrer verschiedenen Kanäle wollen die chinesischen Machthaber offenbar künftig ihre Propaganda anders als bisher präsentieren. Strotzten die Berichte der staatlichen chinesischen Medien bislang nur so vor Zahlen und vorgeblichen Fakten, wolle man sich in Zukunft auf das „Geschichtenerzählen“, das sogenannte „Storytelling“, konzentrieren. Der Schotte David Ferguson, eine profilierte Stimme Pekings im Bereich der Auslandspropaganda, wird in Berichten über die Eröffnung des Tibet International Communication Center mit entsprechenden Aussagen zitiert. Der Herausgeber der englischen Version von „Xi Jinping: China regieren“, preist das „Geschichtenerzählen“ als geeignete Taktik, um „Aufmerksamkeit und Herzen in der Welt zu gewinnen‘“.
Und die chinesischen Akademiker Zhan Xun und Zhao Lifang rieten dazu, „neue Medienplattformen in Übersee zu nutzen und Vlogs, Kurzvideos und andere Mittel einzusetzen“, um Chinas Propaganda zu Tibet inhaltlich und formal zu verbreiten. Diese und andere Taktiken wurden auch während der chinesischen Konferenz in Lhasa erörtert, um „das tibetische Kapitel der chinesischen Geschichte effektiver und zeitgemäßer“ zu erzählen.
Im Widerspruch zu den täglichen Erfahrungen der Tibeter mit der chinesischen Unterdrückung soll die Welt so fälschlicherweise glauben gemacht werden, dass Chinas Besatzungsherrschaft am Wohlergehen der Menschen orientiert sei. In Wahrheit handelt es sich bei Pekings frisch eröffnetem Propaganda-Zentrum in Lhasa um den Versuch der weltweiten Manipulation der Sicht auf Tibet und jüngsten Ausdruck von Chinas neuer Kulturrevolution in Tibet.