Pekings Propaganda
bejubelt forcierten Bau
von Wasserkraftwerken

 

Quelle: kangbatv.com

Mit buntem Feuerwerk feierten die chinesischen Propagandamedien am 20. September einen Zwischenschritt beim Bau eines Wasserkraftwerks in der osttibetischen Präfektur Ngaba: Unter der roten Fahne mit Hammer und Sichel posieren Mitarbeiter des chinesischen Staatskonzerns China Energy auf einer eigens errichteten Bühne, um die teilweise Füllung des Jinchuan-Damms zu begehen. Laut Plan soll das Kraftwerk im tibetischen Landkreis Chuchen (chin.: Jinchuan) im kommenden Juni ans Netz gehen und einmal 860 MW Strom erzeugen. Dieser dürfte mittels neu errichteter Hochspannungsleitungen vor allem den industriellen Zentren Westchinas zugutekommen. Der neue Staudamm wird so zu einem guten Beispiel für Chinas verstärkte Ausbeutung Tibets auf dem Energiesektor.

Während Pekings Propaganda den forcierten Bau neuer Wasserkraftwerke in Tibet bejubelt, verschweigt sie zugleich den hohen Preis, den die Tibeter für Chinas Energiehunger bezahlen müssen. So führte erst vor Kurzem das Aufstauen eines chinesischen Damms zur vollständigen Überschwemmung eines für tibetische Buddhisten heiligen Ortes. In den Fluten des 30 Kilometer langen neuen Stausees verschwanden neben dem Kloster Atsok auch ein komplettes tibetisches Dorf sowie fruchtbares Ackerland.

China errichtet ganze Kaskaden von Staudämmen an Tibets Flüssen

Der Damm des Jinchuan-Wasserkraftwerks ist beileibe nicht die einzige Aufstauung eines Flusses in Tibet, wo die Mehrzahl der großen Flüsse Asiens ihren Ursprung hat. Insbesondere die Oberläufe des Jangtsekiang, des Gelben Flusses, des Mekong, des Saluen und des Brahmaputra (auf Tibetisch Yarlung Tsangpo) sind gleich dutzendfach von chinesischen Staudammprojekten betroffen.

Nackter Beton auf nacktem Fels: Das Jinchuan-Wasserkraftwerk im tibetischen Landkreis Chuchen (chin.: Jinchuan) soll im kommenden Juni ans Netz gehen. (Quelle: kangbatv.com)

So werde derzeit etwa direkt oberhalb des Jinchuan-Wasserkraftwerks der Bau des Shuangjiangkou-Wasserkraftwerks „beschleunigt“, wie die chinesischen Staatsmedien vermelden. Es handele sich dabei um den mit 315 Metern Dammhöhe „höchsten im Bau befindlichen Staudamm der Welt“. Bereits Ende 2025 sollten die ersten Blöcke des Kraftwerks in Betrieb genommen werden, das nach seiner Fertigstellung die gigantische Menge von 2 Gigawatt Strom erzeugen soll. Wie tiefgreifend das Zerstörungswerk an Tibets unberührter Natur ist, verdeutlicht allein schon die Zahl von mehr als 6.000 Bauarbeitern, die derzeit am Shuangjiangkou-Wasserkraftwerk im Einsatz sein sollen.

Chinesischer Staudamm überschwemmt Kloster, Dorf und Ackerland

Wie sich der von Peking weiterhin forcierte Bau von Staudämmen an Tibets Flüssen auf das Leben der Tibeter auswirkt, lässt sich aktuell am Fluss Machu (chin.: Gelber Fluss) im Nordosten von Tibet studieren. Wo einst das buddhistische Kloster Atsok stand, ist jetzt weit und breit nur noch Wasser zu sehen. Auch das nahegelegene Dorf Chorten sowie wertvolles Ackerland fielen dem Ausbau des Yangqu-Wasserkraftwerks zum Opfer, wie „Radio Free Asia“ unter Berufung auf tibetische Quellen und Satellitenaufnahmen berichtet.

Seitdem die Schleusen des Damms um den 10. August geschlossen wurden, habe sich ein Stausee von 30 Kilometer Länge gebildet, das Wasser des Flusses stehe nun 100 Meter höher als zuvor. Experten, die die Satellitenbilder ausgewertet haben, halten es demnach für möglich, dass der künstliche See noch nicht seine maximale Ausdehnung erreicht habe und weiteres Ackerland gefährdet ist.

Die International Campaign for Tibet (ICT) kritisiert die chinesische Regierung dafür, dass sie für Infrastrukturprojekte rücksichtslos wertvolle Kulturgüter der Tibeter vernichtet und ihre Rechte mit Füßen tritt. Die internationale Gemeinschaft dürfe nicht tatenlos dabei zuzusehen, wie die chinesischen Behörden immer wieder tibetisch-buddhistische Kulturstätten und Dörfer zerstört und dabei Mönche und die tibetische Bevölkerung aus ihrem Lebensraum vertreibt.

So beleuchtet ein neuer Bericht von ICT detailliert, wie alleine durch den Staudammbau am Fluss Drichu tausenden Tibetern die Vertreibung aus ihrer Heimat sowie der Verlust ihres jahrhundertealten kulturellen Erbes und mehrerer historischer Klöster droht. Auch dokumentiert der ICT-Bericht die verheerenden Folgen des Klimawandels auf Flüsse und Landschaften in der Region sowie die rücksichtslose Ausbeutung tibetischer Bodenschätze und Umweltressourcen.

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