Tibeter bezahlen den
Preis für Pekings
Verantwortungslosigkeit

 

Foto: Kristoferb-CC-BY-SA-4.0

Im Moment findet in Baku der Weltklimagipfel statt, und viele Medien berichten umfangreich darüber. Die Debatte folgt dabei einem seit Jahren vertrauten Muster: Umweltschützer kritisieren die Politik und verlangen stärkere Anstrengungen zum Klimaschutz. Regierungen wiederum loben ihre eigenen Bemühungen und betonen, wie wichtig das Thema für sie sei.

Während in den vergangenen Jahren vor allem Forderungen an die Industriestaaten gestellt wurden, geraten mittlerweile auch einige der sogenannten „Schwellenländer“ in den Blickpunkt, zu denen auch die Volksrepublik China gerechnet wird. Dass dies angesichts der gigantischen Emissionen des „Klimasünders Nr. 1“ lange überfällig ist, braucht nicht betont zu werden.

Denn fast jede dritte Tonne klimaschädlicher Treibhausgase kommt aus China. Aktuell ist die KP-Diktatur verantwortlich für mehr als 30 Prozent des weltweiten CO2-Austoßes und liegt damit pro Kopf sogar weit über dem EU-Durchschnitt. Mit großem Abstand führt die Volksrepublik China weiterhin die Rangliste der Verursacher des menschengemachten Klimawandels an – und ein Ende ist nicht in Sicht.

Peking verfolgt eine langfristige Strategie

Doch immer noch hat die Debatte eine gehörige Schieflage, die es den kommunistischen Machthabern in Peking erlaubt, sich als verantwortungsvolle und uneigennützige Akteure zu präsentieren. Tatsächlich jedoch ist die Volksrepublik China ein Haupttreiber des Klimawandels – und will gleichzeitig davon profitieren. Peking Vorgehen muss im Rahmen einer langfristig angelegten Strategie betrachtet werden, die eingebettet ist in den Plan der KP-Führung, spätestens im Jahr 2049 die dominierende Weltmacht zu sein.

Das erklärt auch die für viele Beobachter schwer verständliche Gleichzeitigkeit hoher Investitionen in erneuerbare Energieerzeugung, während zur selben Zeit massiv neue Kohlekraftwerke errichtet werden. Allein im vergangenen Jahr hat China Kohlekraftwerke mit einer Kapazität von 47 GW in Betrieb genommen, mehr als doppelt so viel wie im Rest der Welt.

Gleichzeitig lässt Peking rekordverdächtig viele Photovoltaik-Anlagen und Windparks errichten. Erwünschter Nebeneffekt: Deutsche und europäische Hersteller, einst weltweit führend, haben es zunehmend schwer, preislich mit den Chinesen mitzuhalten. Diese staatlich verordnete Entwicklung hat zwangsweise zur Folge, dass künftig ein Großteil der weltweiten Investitionen in grüne Energie in chinesischen Taschen landet und so letztlich die Macht der KP-Diktatur stärkt.

Der Ausbau der Erneuerbaren gehört zu Pekings strategischem Plan zur globalen Dominanz einer ganzen Zukunftsindustrie. Nicht übersehen sollte man dabei, dass für die Erzeugung chinesischer Solarpaneele und Windräder extrem schmutziger Kohlestrom verwendet wird: derzeit liegt dessen Anteil in China bei ca. 55 Prozent.

Beton ist einer der wichtigsten Treiber des Klimawandels

Ein weiteres Problem an der von den KP-Lenkern verfolgten Wirtschaftspolitik liegt in der damit einhergehenden Bautätigkeit, bei der überwiegend Beton verwendet wird. Die Produktion von  Beton aber ist verantwortlich für circa acht Prozent des globalen CO2-Ausstoßes, und trägt damit mehr zum Klimawandel bei als Luft- und Schifffahrt zusammen. Allein in den Jahren 2011 bis 2013 hat China mehr Beton verbaut als die Vereinigten Staaten im gesamten 20. Jahrhundert.

Nackter Beton auf nacktem Fels: Das Jinchuan-Wasserkraftwerk im tibetischen Landkreis Chuchen (chin.: Jinchuan) soll im kommenden Juni ans Netz gehen. (Quelle: kangbatv.com)

Und aktuell beschleunigt Peking den hochriskanten Ausbau zahlreicher gigantischer Staudämme in Tibet, wofür ebenfalls riesige Mengen des klimaschädlichen Baumaterials verwendet werden.

Tibeter zahlen die Zeche

Vollkommen aus dem Blick geraten ist auch, wer den Preis bezahlt für den auch von hiesigen Umweltaktivisten häufig unkritisch gepriesenen massiven Aufwuchs „grüner“ Energieerzeugung im Herrschaftsbereich Pekings. So verstärkt China bereits seit geraumer Zeit die Ausbeutung Tibets auf dem Energiesektor, wo der Ausbau der erneuerbaren Energien völlig ohne Rücksicht auf die Tibeter erfolgt.

Dies geht einher mit – häufig entschädigungslosen – Enteignungen und zwangsweiser Umsiedlung; wer dagegen protestiert, landet nur allzu häufig in chinesischer Haft, wo den Inhaftierten regelmäßig Folter und Misshandlung drohen. Die Staudamm-Proteste im nordosttibetischen Derge etwa hatten Anfang des Jahres Massenverhaftungen zur Folge, wertvolle Kulturgüter wurden den Fluten eines künstlichen Stausees geopfert.

Lob für Peking in deutschen Medien

Leider findet kaum etwas davon Eingang in die deutsche Berichterstattung. Typisch hingegen sind Artikel, die betonen, „wie China die Erneuerbaren Energien vorantreibt“, so die Überschrift eines ARD-Berichts. Korrespondentin Eva Lamby-Schmitt unterstreicht darin, dass China „fast doppelt so viele Kapazitäten für Wind- und Solarenergie wie der Rest der Welt zusammen“ baue.

Weitgehend unerwähnt hingegen bleiben die oben geschilderten problematischen Seiten des Ganzen, etwa dass Peking weiterhin zu fast einem Drittel zum weltweiten CO2-Ausstoß beiträgt. Ohne kritische Einordnung zitiert der Artikel einen Dorfbewohner, der über die lokale Bevölkerung spricht: „Sie wissen nichts über Klimaneutralität, die derzeitigen Propaganda-Bemühungen der Regierung reichen definitiv nicht aus.“ Des weiteren hebt sie die rasche Umsetzung von Projekten hervor, die „ohne demokratische Abstimmungsprozesse umgesetzt werden“.

Lamby-Schmitt schreibt, dass häufigere und heftigere Naturkatastrophen sowie Rekordtemperaturen in den chinesischen Staatsmedien „meist nicht mit dem menschengemachten Klimawandel in Verbindung gebracht“ würden. An dieser Stelle hätte man sich einen Hinweis darauf gewünscht, dass es einen Grund hat, wenn die chinesischen Propagandamedien nicht so gerne über die Verbindung zwischen Naturkatastrophen und dem von Menschen verursachten Klimawandel berichten. Schließlich ist die chinesische KP-Führung selbst in herausragender Weise dafür verantwortlich, dass die chinesischen Treibhausgas-Emissionen weiter steigen.

Autor: Martin Reiner, International Campaign for Tibet

Sie wollen weiterhin informiert bleiben? Abonnieren Sie jetzt unseren kostenlosen Newsletter!

ANMELDUNG NEWSLETTER

Bleiben Sie über Tibet und
die Arbeit der ICT informiert!

ANMELDUNG NEWSLETTER

Bleiben Sie über Tibet und
die Arbeit der ICT informiert!

JETZT SPENDEN

Spendenkonto
IBAN: DE24370205000003210400
BIC: BFSWDE33XXX

 

MITGLIED / UNTERZEICHNER /
MITGLIED IM TRÄGERVEREIN

  

 

JETZT FOLGEN

   

JETZT SPENDEN

Spendenkonto
IBAN: DE24370205000003210400
BIC: BFSWDE33XXX

 

MITGLIED / UNTERZEICHNER /
MITGLIED IM TRÄGERVEREIN

  

 

 

JETZT FOLGEN