Die atheistische KP will
sich den tibetischen
Buddhismus aneignen

 

Quelle: gov.cn

Weithin akzeptiert ist der Vorwurf, der wirtschaftliche Aufstieg der Volksrepublik China seit den 1980er und 1990er Jahren beruhe in beträchtlichem Maß auf dem Diebstahl geistigen Eigentums. Weit weniger bekannt: Das atheistische KP-Regime begeht auch „Diebstahl geistlichen Eigentums“.

Doch beginnen wir mit der wirtschaftlichen Ebene und dem Diebstahl von Know-how, Patenten und Designs. Stets hielt der chinesische Staat nicht nur eine schützende Hand über darin verwickelte Unternehmen, auch Geheimdienste und Behörden waren häufig direkt beteiligt. Das Hauptinteresse der KP-Machthaber lag – und liegt – dabei auf der Sicherung ihrer Macht. Eine starke Wirtschaft sollte die langfristigen Grundlagen ihrer Herrschaft sichern.

Die wirtschaftlichen Konkurrenten mussten bald erkennen, dass man in Peking bereit war, illegale Praktiken anzuwenden. Auch Chinas Aufnahme in die Welthandelsorganisation WTO änderte daran nichts Grundsätzliches. So betonte etwa kürzlich der deutsche Verfassungsschutz, China betreibe in Deutschland „seit Jahren ein umfassendes System des Technologie- und Know-how-Transfers“.

Das KP-Regime duldet keine Konkurrenz

Weniger im Blickpunkt der internationalen Öffentlichkeit, für die KP-Herrschaft aber nicht weniger wichtig, ist die Ebene der Gedanken. Auch hier zeigt sich: Das Regime duldet keine Konkurrenz. Alles, was seinen Machterhalt auch nur theoretisch gefährden könnte, wird als Bedrohung gesehen und gerät ins Visier. Dies gilt nicht zuletzt für das Feld der Religion.

Ein Mittel, das Peking in jüngerer Zeit verstärkt anwendet, um Glaubensgemeinschaften unter Kontrolle zu bringen, kann man als Diebstahl geistlichen Eigentums bezeichnen. Am Beispiel des tibetischen Buddhismus lässt sich dies anschaulich machen, betroffen sind aber auch andere Religionen.

Glaubenssystem Xi Jinping-Denken

Denn potenziell können alle Religionen über eine moralische und spirituelle Autorität verfügen, die unabhängig vom Staat ist. Ein autokratisches System wie der Volksrepublik China, in dem die Macht allein in den Händen der KP liegt, nimmt diese unabhängige Autorität als Bedrohung wahr.

Dies gilt umso mehr, wenn der oberste Führer selbst die absolute Kontrolle beansprucht. So sehen sich anscheinend sogar höchste KP-Funktionäre gezwungen, in ihren öffentlichen Reden die Weisheit von KP-Generalsekretär Xi Jinping zu preisen. Wahlweise ist dann von „Führung und Lenkung durch Generalsekretär Xi Jinping“ oder der „wissenschaftlichen Anleitung von Xi Jinping“ die Rede.

In einem Land aber, in dem alle aufgefordert sind, das sogenannte Xi Jinping-Denken zu studieren, wird dieses selbst zu einem Glaubenssystem. Jede andere Religion wird daher für den zentralisierten KP-Staat zur Konkurrenz und somit zum Feind.

„Opium für das Volk“

Seit der kommunistischen Machtübernahme in Peking im Jahr 1949 bekämpft die KP die Religionsgemeinschaften im Land. Dieser Kampf wurde nicht immer auf dieselbe Weise geführt, Phasen harter Unterdrückung konnten mit Phasen einer gewissen Duldung abwechseln.

An der Grundhaltung des Regimes hat sich jedoch nie etwas geändert. Der Atheismus ist und bleibt eine erklärte ideologische Grundlage der Kommunistischen Partei Chinas. Nach wie vor gilt auch in Peking, was Karl Marx einst sagte: „Religion ist Opium für das Volk.“

Insofern kann es nicht verwundern, dass die chinesischen Machthaber von Anfang an gegen alle Religionen mit teils enormer Brutalität vorgegangen. Allerdings gab und gibt es signifikante Unterschiede. Dies gilt nicht zuletzt für den tibetischen Buddhismus. Dort fand schon vor 1966 eine Kulturrevolution statt.

Zerstörung von Klöstern, Frontalangriff auf die Religion

Mit der gewaltsamen Eroberung Tibets durch die kommunistische Armee von 1949/50 an begann eine Zeit des Leidens für die tibetischen Buddhisten. Ihre Klöster und Kulturgüter wurden in großem Umfang beschädigt und zerstört, spätestens ab Mitte der 1950er Jahre gingen die Besatzer mit immer größerer Gewalt gegen die Tibeter vor.

Nach der Niederschlagung des tibetischen Volksaufstands vom 10. März 1959, die den 14. Dalai Lama zur Flucht nach Indien zwang, kam es zu einem Frontalangriff auf die Religion. Während der ersten Kulturrevolution zwischen 1966 und 1976 zerstörten die von Mao Zedong aufgepeitschten Roten Garden praktisch alles, was noch übrig war.

Religiöse Praxis gleich welcher Art war faktisch verboten. Im Grunde verfolgte Peking damit eine Politik, wie sie die Bolschewiki nach der Oktoberrevolution gegenüber der Russisch-Orthodoxen Kirche verfolgten. Das Motto hieß Unterdrückung und Zerstörung.

Xi Jinping setzt auf „Sinisierung“

Auch wenn sich die Lage nach Ende der Kulturrevolution etwas entspannte und die Tibeter einige der zerstörten Klöster wieder aufbauen konnten, konnte von Religionsfreiheit in Tibet keine Rede sein. 1989 verhängten die KP-Machthaber sogar das Kriegsrecht in Lhasa. Und spätestens mit dem Machtantritt von Generalsekretär Xi Jinping verschärfte sich die Lage erneut in zunehmendem Maß. Seither verfolgt Peking in Tibet eine Politik der vollständigen Kontrolle aller Lebensbereiche.

Ganz besonders in ihrem Visier ist hierbei die Religion. Das Konzept nennt sich „Sinisierung des tibetischen Buddhismus“. KP-Funktionäre und staatliche Propagandamedien wiederholen bei jeder sich bietenden Gelegenheit geradezu gebetsmühlenartig diesen Begriff.

Buddhismus soll „sich an die sozialistische Gesellschaft anpassen“

Die chinesischen Machthaber wollen erreichen, dass der Buddhismus komplett im Dienst der KP-Herrschaft steht, er soll „sich an die sozialistische Gesellschaft anpassen“. In Tibets Klöstern ist auch die sogenannte „patriotische Erziehung“ wieder weit verbreitet, Mönche werden gezwungen, den Dalai Lama öffentlich zu diffamieren. Mit den sogenannten Demokratischen Verwaltungskomitees in den Klöstern kann die KP dort eine direkte Kontrolle ausüben.

Die ihren Statuten nach dem Atheismus verpflichteten kommunistischen Machthaber erheben sogar den Anspruch, über die Nachfolge der Reinkarnationen des tibetischen Buddhismus zu entscheiden. Es ist offensichtlich, dass die chinesische Führung so auch die Nachfolge des Dalai Lama in ihrem Sinne regeln will. Dieses Recht aber gebührt allein den tibetischen Buddhisten.

Die chinesischen Machthaber wollen sich den tibetischen Buddhismus aneignen. Es ist dies nichts anderes als Diebstahl geistlichen Eigentums.

 

Autor: Martin Reiner, International Campaign for Tibet

 

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