Pressemitteilung: China baut Eisenbahnnetz in Tibet aus / ICT: Planungen gefährden Umwelt und regionale Stabilität
Berlin, 13. November 2014. Ein aktueller Sonderbericht der International Campaign for Tibet (ICT) beschäftigt sich mit den chinesischen Planungen für den weiteren Ausbau des Eisenbahnnetzes in Tibet und den daraus resultierenden, potenziell alarmierenden Folgen für Umwelt und regionale Sicherheit. Wie von den staatlichen Medien angekündigt, soll noch in diesem Jahr mit dem Bau einer neuen Bahnlinie begonnen werden, die Lhasa mit dem 400 km weiter östlich gelegenen Nyingtri verbindet. Dies führte in Indien zu großer Besorgnis, da die neue Bahnlinie nahe der Grenze zum nordostindischen Bundesstaat Arunachal Pradesh verlaufen soll, der von Peking als „Süd-Tibet“ bezeichnet und als dem eigenen Staatsgebiet zugehörig betrachtet wird. Der Ankündigung der Neubaupläne vorausgegangen war die Öffnung eines neuen Grenzübergangs zwischen Tibet und Nepal samt „Landhafen“ im Oktober. Bereits im September war die Eröffnung einer neuen Straßenverbindung für indische Pilger durch Sikkim zum Berg Kailash in Westtibet angekündigt worden. Vorausgegangen war im August die Einweihung der neu errichteten Bahnstrecke von Lhasa ins weiter westlich gelegene Shigatse. Der Ausbau der Bahn in Tibet gilt als Grundvoraussetzung für Bergbauaktivitäten großen Stils, denen bislang die Abgelegenheit und mangelnde Zugänglichkeit Tibets im Wege standen. Friedlichen Protesten der tibetischen Bevölkerung gegen die zumeist rücksichtslose Ausbeutung der Rohstoffvorkommen begegnen die Behörden mit großer Härte.
ICT-Geschäftsführer Kai Müller: „Die in den Ausbauplänen für die Eisenbahn zum Ausdruck kommende Politik Pekings ist außerordentlich gefährlich, für China selbst, aber auch für viele Nachbarstaaten. 1,4 Milliarden Menschen sind für ihre Trinkwasserversorgung auf den Erhalt des Ökosystems in Tibet angewiesen.” Deutlich werde darin aber zugleich auch, dass es Peking seit der gewaltsamen Eroberung Tibets durch die chinesische Volksbefreiungsarmee Anfang der 1950er Jahre um handfeste politische, ökonomische und strategische Interessen gehe, so der ICT-Geschäftsführer. Dies gefährde in zunehmenden Maße auch den Erhalt des Friedens und der regionalen Stabilität. So habe Indien seinerseits ebenfalls damit begonnen, seine Verkehrswege entlang der Grenze zu Tibet auszubauen, um im Konfliktfall rasch Truppenbewegungen vornehmen zu können. Kai Müller weiter: „Das oft gebrauchte Argument, Ziel der Infrastrukturmaßnahmen sei, den Tibetern Entwicklung zu ermöglichen, ist nicht überzeugend. Anstatt zu profitieren, zahlen die Tibeter tatsächlich einen hohen Preis, wenn sie sich für den Erhalt ihrer natürlichen Lebenswelt einsetzen. Ihr Einsatz für ihre Heimat steht zudem unter dem Generalverdacht des mit drakonischen Strafen bewehrten ‚Separatismus’“, so Müller.
Zusätzlich zu den neuen Bahnlinien sind noch eine Reihe weiterer Verbindungen in oder durch das tibetische Hochland geplant. Dieser Ausbau der Bahninfrastruktur wird es zukünftig nicht nur ermöglichen, in großem Maßstab Tibets Bodenschätze auszubeuten, er erlaubt auch eine Migration großen Stils nach Tibet sowie den weiteren Ausbau des Tourismussektors. Zwei der vorgesehenen Neubauvorhaben sollen durch für die Tibeter kulturell bedeutsame Regionen führen, die zugleich auch Zentren des Protests gegen die Tibetpolitik Pekings sind. Es ist zu befürchten, dass der Ausbau der Infrastruktur in Tibet dem fragilen Ökosystem weiteren Schaden zufügen, den menschengemachten Klimawandel beschleunigen und die Wasserversorgung großer Teile Asiens bedrohen könnte. Schon wenige Wochen nach Eröffnung der Qinghai-Tibet-Bahn im Jahr 2006 waren Risse in Betonbauteilen festgestellt worden, verursacht durch Bewegungen in den darunter liegenden Permafrostböden. Eine weitere Erwärmung des tibetischen Hochlands, so die Warnung von Wissenschaftlern, könnte im Zusammenspiel mit der ungebremsten Erweiterung der Infrastruktur und einer damit einhergehenden Urbanisierung um das Jahr 2050 zu irreparablen Schäden führen und zum Verschwinden großer Teile des Graslandes, der Hochwiesen, der Feuchtgebiete und der Permafrostböden beitragen.
Den vollständigen englischsprachigen ICT-Bericht können Sie hier herunterladen: https://savetibet.de/fileadmin/user_upload/content/berichte/Aktuelle_Berichte/ICT_Bericht_12112014.pdf.
Kontakt:
Kai Müller
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Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit größte Tibet-Organisation seit mehr als 20 Jahren für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel, London und Berlin sowie ein Rechercheteam in Dharamsala, Indien.
Berlin, 16. März 2011. Der 21 Jahre alte tibetische Mönch Phuntsog aus dem Kloster Kirti in Ngaba (chin.: Aba) in der chinesischen Provinz Sichuan hat sich heute Morgen öffentlich angezündet und ist anschließend seinen Verletzungen erlegen. Augenzeugen in Kontakt mit tibetischen Exil-Quellen zufolge soll die Polizei die Flammen gelöscht und auf Phuntsog eingeschlagen haben. Kurz danach sei der Mönch gestorben. Die Selbstverbrennung Phuntsogs fiel zusammen mit dem dritten Jahrestag der blutigen Niederschlagung des friedlichen Protests im Kloster Kirti im Jahre 2008. Dabei waren mindestens zehn Tibeter von chinesischen Sicherheitskräften erschossen worden.

Der Tod Phuntsogs führte anschließend zu einer großen Demonstration, an der sich mehrere Hundert Mönche und weitere Tibeter beteiligten, wie dieselben Quellen berichten. Diesen Protestzug habe die Polizei gewaltsam gestoppt und dabei eine unbekannte Anzahl von Mönchen verhaftet sowie protestierende Tibeter geschlagen. Der Leichnam Phuntsogs wurde unterdessen ins Kloster Kirti zurückgebracht. Wie ein tibetischer Mönch im nordindischen Dharamsala sagte, seien die Mönche in Kirti „eher bereit zu sterben, als Phuntsogs Leiche den chinesischen Behörden zu übergeben“. Inzwischen soll das Kloster von chinesischem Militär umstellt sein, offenbar seien auch einige Telefonverbindungen unterbrochen worden.

Die Selbstverbrennung Phuntsogs ist bereits die zweite im Kloster Kirti seit dem Frühjahr 2008. Im Februar 2009 hatte sich der Mönch Tapey ebenfalls in Brand gesetzt, nachdem eine Gebetszeremonie innerhalb des Klosters von den chinesischen Behörden untersagt worden war. Tapey überlebte, wurde allerdings anschließend inhaftiert. Wo er derzeit festgehalten wird, ist unbekannt. Nach Einschätzung der International Campaign for Tibet (ICT) ist der aktuelle Vorfall in hohem Maße erschütternd. Phuntsogs Selbstverbrennung zeige auf drastische Art die Verzweiflung der Tibeter über die kompromisslose Linie Pekings in ihrer Heimat.

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